Lady Ilianas lustvolles Spiel
Mauer, und in seiner Brust steckte ein Pfeil. Schnell sprang sie auf und rannte zu ihm, um ihn von der Mauer zu ziehen, aber sie kam zu spät. Er stürzte rücklings hinab in den Hof.
Fluchend überließ Iliana den Stallmeister Gerties Heilkünsten und lief zu dem zweiten Mann. Erleichtert merkte sie, dass er noch lebte. Sie wusste, dass der dritte Mann nicht so viel Glück gehabt hatte.
Aus dem Augenwinkel heraus nahm sie wahr, dass der Stallmeister wieder auf den Beinen war. Seine Verletzungen waren versorgt und verbunden, und er strebte bereits wieder auf die Burgmauer zu. „Nein, Rabbie! Du solltest jetzt ruhen!“
„Davon werden diese Bastarde nicht von unseren Toren fern gehalten! Und was nützt mir jetzt etwas Ruhe, wenn ich dafür schon bald tot bin?“ Mit diesen Worten bezog er wieder seinen Posten.
Iliana seufzte. Dies würde ein langer Kampf werden. Hoffentlich konnten sie ihm standhalten.
19. KAPITEL
„Iliana?“
Sie hob langsam den Kopf, und ihre Augen wirkten etwas glasig.
Lady Wildwood wandte den Blick von ihrer Tochter und richtete ihn auf Elgin und Rabbie, die rechts und links von ihr am Tisch saßen. Vor den dreien standen einige leere Krüge, die einst Whisky enthalten hatten. „Angus ist aufgewacht.“
Die beiden Männer richteten sich schlagartig auf. „Aufgewacht?“ stammelte der Koch. Seine Augen fingen plötzlich an zu leuchten. „Dann wird er bestimmt etwas essen wollen. Ich hole ihm schnell eine Kleinigkeit.“ Leicht schwankend stand er auf und begab sich eilig in die Küche.
Lady Wildwood wunderte sich, dass ihre Tochter keinerlei Reaktion angesichts dieser Neuigkeit zeigte, und streckte die Hand nach ihr aus. „Komm. Es kann sein, dass Angus es nicht schafft, länger wach zu bleiben, und er hat dir etwas zu sagen. Dir auch, Rabbie.“
Der Stallmeister sprang sofort auf und folgte den Frauen die Treppe hinauf.
Angus war wach, sah aber erschreckend blass und zerbrechlich aus, als sie sein Zimmer betraten. Er nahm Ilianas bedrückte Miene wahr und versuchte, sich mühsam aufzurichten. „Was ist? Ist die Mauer gefallen?“
„Nein, es ist alles gut“, beruhigte Lady Wildwood ihn und zwang ihn sanft, sich wieder hinzulegen.
„Alles in bester Ordnung, Me Laird!“ Rabbie trat grinsend an das Bett und berichtete ihm, was geschehen war. Äußerst lobende Worte fand er für Ilianas klugen Einfall, den Steg mit dem Felsblock zu zerstören, und er erwähnte auch, dass sie mit Elgins Eintopf einen wirkungsvollen Ersatz für siedendes Pech gefunden hatte.
Angus hörte ruhig zu, ohne den Blick von Iliana zu wenden.
Als der Stallmeister fertig war, fragte er: „Und was geschah dann?“
Rabbie sah voller Unbehagen zur Seite. Er war nicht sehr darauf erpicht, die schlechten Neuigkeiten zu verkünden, und Iliana konnte es ihm nicht verdenken. Sie straffte die Schultern und trat an das Bett. „Sie reagierten mit heftigem Beschuss. Vier von unseren Männern wurden getötet und drei verletzt, ehe ich Befehl gab, sich von der Mauer zurückzuziehen.“
„Ihr habt die Mauer unbewacht gelassen?“ rief Angus entsetzt, und Iliana schüttelte sofort den Kopf.
„Nein, ich bin dort geblieben, um sie im Auge zu behalten.“ Die Tatsache, dass Iliana darauf bestanden hatte, allein Wache zu stehen, entsetzte ihn nur noch mehr. „Die Männer hatten alle Hände voll zu tun, die Toten und Verletzten zu bergen“, erklärte sie hastig, als er dem Stallmeister einen wütenden Blick zuwarf. Rabbie konnte nichts dafür. Er hatte mit ihr streiten wollen wie alle anderen auch, doch sie war hartnäckig geblieben und hatte die Tatsache ausgenutzt, dass sie jetzt die Befehlsgewalt hatte. „Außerdem habe ich die Männer zurückgerufen, als ich sah, was die Engländer vorhatten.“
„Wie bitte? Ihr besaßt die Dummheit, über die Mauer zu blicken, während sie Pfeile abschossen?“
„Nun, irgendjemand musste es tun. Wäre es Euch lieber gewesen, wenn ich mich in Sicherheit gebracht und einem anderen befohlen hätte, sein Leben aufs Spiel zu setzen? Bestimmt nicht.“ Iliana zuckte zusammen, da eine Flut unanständiger Flüche an ihr Ohr drang. Als Angus verstummte, hielt sie es für klüger, rasch weiterzureden. „Während sie uns mit ihren Pfeilen zusetzten, waren sie auch sonst nicht untätig geblieben. Sie hatten die Toten und Verletzten weggetragen, sich an die Reparatur des Steges gemacht und diesen schon fast wieder hergestellt.“
„Jawohl“, meldete Rabbie sich schüchtern zu
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