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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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dazu kamen, die anderen zu warnen. Mit ohrenbetäubendem Krach landete er auf dem Steg, doch die Schreie der Unglücklichen, die ihm in die Quere kamen, waren womöglich noch lauter. Kochend heißer Eintopf ergoss sich nun über die ungeschützten Männer.
    „Mein Kessel!“ schrie der Koch. Die Männer hatten das heiße Gefäß nicht halten können, und es kippte von der Mauer. Elgins Klagelaute gingen jedoch im Jubel der Männer unter, als der schwere Eisenkessel den Steg vollends zum Einsturz brachte. Die Konstruktion zerbarst und versank im Wasser des Burggrabens, nicht ohne eine große Anzahl von Engländern mit sich zu reißen.
    Iliana nahm das Bild der Verwüstung schweigend in sich auf. Tote oder Sterbende lagen herum wie umgestürzte Schachfiguren, die Schreie der Verletzten hallten bis zu ihr herauf. Ein paar Männer, die im Schutz der Wälder gewartet hatten, eilten jetzt herbei, um sich um ihre verwundeten Kameraden zu kümmern. Sie wurden sofort von Ilianas Männern erbarmungslos mit einem Pfeilregen empfangen.
    Unter dem Vorwand, nach Lord Angus sehen zu wollen, wandte Iliana sich ab und ging bedrückt zur Treppe.
    Ihre Mutter kam ihr entgegen. Als sie das kreidebleiche Gesicht ihrer Tochter sah, hielt sie ihr sofort den Krug hin, den sie mitgebracht hatte. „Hier, trink etwas davon.“
    Da Iliana keine Anstalten machte, hob sie ihr einfach den Krug an die Lippen. Die Flüssigkeit rann ihr brennend durch die Kehle, und Iliana schob hustend den Krug von sich.
    Lady Wildwood klopfte ihr auf den Rücken. „Nun, wenigstens hast du jetzt wieder ein wenig Farbe.“
    Der Hustenanfall ließ allmählich nach. „Wie kann man so etwas nur trinken? Das schmeckt ja wie flüssiges Feuer!“ „Stimmt.“ Lady Wildwood lächelte verschmitzt. Sie genehmigte sich selbst einen Schluck und nickte zufrieden. „Ich fürchte, ich habe Geschmack daran gefunden.“
    Gereizt nahm Iliana ihr den Krug weg. „Wie geht es Lord Angus?“
    Lady Wildwood seufzte. „Er ist noch nicht wieder zu sich gekommen. Ich habe Gertie bei ihm gelassen und bin gekommen, um zu sehen, was hier oben vor sich geht. Dein Plan war wirklich sehr klug. Er hat dir den Respekt der Männer eingetragen.“ Iliana winkte ab. Sie wollte nicht darüber reden, welchen Befehl sie vorhin erteilt hatte. Sie wollte auch keine Anerkennung oder Lob dafür. Gerade hob sie die Stimme, um ihrer Mutter das mitzuteilen, als ein Schmerzensschrei hinter ihr ertönte. Schnell fuhr sie herum. Der Stallmeister war zu Boden gestürzt und umklammerte seinen Arm. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter.
    „Ich hole die Frauen“, verkündete Lady Wildwood erschrocken und lief rasch die Treppe hinab.
    Mit angespannter Miene eilte Iliana an die Seite des Stallmeisters. Zum Glück war dieser Pfeil ein glatter Durchschuss. Dieses Mal würde sie ihn nicht durchstoßen müssen, sie brauchte nur das Ende abzubrechen. Ihr fiel ein, wie schwer es ihr gefallen war, Angus’ Pfeil abzubrechen, und sie sah den Koch an, der auf der anderen Seite neben Rabbie kniete. „Hast du starke Hände, Elgin?“
    „Wie bitte?“ fragte er verwirrt, und sie schüttelte den Kopf.
    „Lass nur. Bestimmt sind sie stärker als meine. Hilf mir, ihn aufzusetzen.“
    „Ich brauche keine Hilfe.“
    Iliana verdrehte die Augen, als sich der Stallmeister mühsam aufsetzte. Bei Männern schien Stolz vor gesundem Menschenverstand zu kommen. Sie stemmte die Hände fest gegen Rabbies Schulten und sagte zu Elgin: „Du musst das Ende des Pfeils abbrechen.“ Die beiden Männer sahen sie erschrocken an, und sie seufzte ungeduldig. „Es muss abgebrochen werden, damit wir den Pfeil entfernen können. Andernfalls ziehen wir ihn entweder mit der Spitze oder mit den Steuerfedern heraus. Das würde einen viel größeren Schaden verursachen!“
    Rabbie fing an zu fluchen, und Elgin stimmte mit ein, während er nach dem Pfeilende griff. Ihre Flüche wurden lauter, als das Ende abbrach, dann verstummten sie beide.
    Mitleidig betrachtete Iliana das schmerzverzerrte Gesicht des Stallmeisters und atmete erleichtert auf, da sich die Frauen mit dem Verbandzeug näherten. Aufmunternd lächelte sie den Mann an, dann zog sie rasch den Pfeil aus seiner Schulter. Sie nahm das Leintuch, das Janna ihr reichte, und presste es fest auf die Wunde, um den Blutfluss zu stoppen. In dem Moment ertönte ein weiterer Aufschrei.
    Iliana stellte fest, dass nicht nur ein zweiter Mann getroffen war - ein weiterer stand bedrohlich schwankend auf der

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