Lady Ilianas lustvolles Spiel
den Mclnnes’ zurückkehrtet, aber da war es schon sehr spät, und Ihr saht so müde aus. Da beschloss ich, lieber bis heute zu warten.“
Iliana blieb am Fuß der Treppe stehen und zwang sich zu einem Lächeln, während sie nach den Schlüsseln griff, die er ihr hinhielt. „Vielen Dank, Mylord.“
„Keine Ursache, sie stehen Euch zu“, versicherte er und klopfte ihr auf die Schulter, ehe er sich zur Tür wandte. „Ich gehe jetzt. Wenn Ihr mich braucht, ich bin draußen.“
Sie schloss die Finger um den Schlüsselbund und sah ihm nach, dann wagte sie einen Blick zu den Tischen am anderen Ende der Halle. Aufatmend stellte sie fest, dass außer ihr niemand mehr in der Halle war, auch ihr Gemahl nicht. Denn das ersparte ihr, sich bei ihm wegen seiner Rücksichtnahme in der vergangenen Nacht zu bedanken.
Es war ein kaltes, hartes Nachtlager gewesen, das sie sich ausgesucht hatte. In einer Burg zog es unweigerlich, und obwohl der Steinboden im Schlafgemach mit Binsen aufgeschüttet war, hatte sie dennoch nicht weich gelegen. Stundenlang hatte Iliana sich hin und her gewälzt, um eine halbwegs bequeme Stellung zu finden, bis sie endlich eingeschlafen war. Und doch war sie am Morgen im Bett aufgewacht, eingehüllt in ihre Laken. Ihr Gemahl musste sie demnach irgendwann in der Nacht ins Bett getragen haben. Oder am frühen Morgen. Jedenfalls war er nicht im Zimmer gewesen, als sie wach geworden war.
Duncans freundliche Geste überraschte sie. Und sie wusste sie zu schätzen. Andernfalls wäre sie sicherlich steif und verspannt aufgewacht, und sie konnte ihm für seine Umsicht nur dankbar sein. Es war also nur recht und billig, wenn sie sich bei ihm dafür bedankte, und sie hatte sich vorgenommen, das sofort zu tun, wenn sie in die große Halle kam. Jetzt, da sie wusste, dass er nicht da war, freute sie sich umso mehr, diese Notwendigkeit noch ein wenig vor sich her schieben zu können. Dadurch gewann sie Zeit, ein wenig Ordnung in ihre Gefühle zu bringen, denn sie war ziemlich durcheinander. Zwar war sie ihm dankbar für seine Freundlichkeit, doch gleichzeitig weckte dies unangenehme Schuldgefühle in ihr, weil sie ihm seine Rechte verweigerte.
Seufzend näherte sie sich den Tischen, doch auf halbem Weg hielt sie inne. Erst jetzt fielen ihr die Wände auf. Auf ihren Befehl hin hatten die Bediensteten sie offenbar in ihrer Abwesenheit weiß getüncht - aber dabei eine miserable Arbeit geleistet. Die Wände sahen fast noch schlimmer aus als vorher. Sie hätte nie gedacht, dass so etwas überhaupt möglich sein könnte.
„Ebba!“ Stirnrunzelnd sah sie sich in der leeren Halle um. Wo zum Teufel steckte dieses Weib nur? Normalerweise fand sich die Zofe immer ganz früh bei ihr ein, um ihr beim Ankleiden behilflich zu sein. Hätte sie das auch an diesem Morgen getan, wäre Iliana nicht so spät aus dem Bett gekommen. Nun war schon der halbe Vormittag vergangen, und es gab noch so viel zu tun. „Ebba? Ah, da bist du ja“, stellte sie fest, als ihre Zofe in die Halle eilte. „Wo warst du nur?“
„Seine Lordschaft hat angeordnet, Euch schlafen zu lassen. Er meinte, Ihr hättet keine besonders gute Nacht verbracht.“ Fragend sah Ebba sie an, doch Iliana winkte ab. Sie war nicht gewillt zu erklären, dass sie einen Teil der Nacht auf dem Fußboden geschlafen hatte. „Was soll das?“ Sie zeigte auf die Wände.
Ebba seufzte. „Ja, schrecklich, nicht wahr? Ich habe ihnen immer wieder gesagt, dass sie das vollkommen falsch machen, aber Giorsal beharrte darauf, dass Lady Muireall die Wände immer auf genau die Art hätte tünchen lassen.“
Unglücklich verzog Iliana das Gesicht. „Ich habe so meine Zweifel, ob Lady Muireall scheckige Wände gefallen hätten.“ Ihre Zofe nickte zustimmend. „Soll ich Giorsal holen?“
„Ja. Sag ihr, Lady Iliana hat diesbezüglich andere Vorstellungen und wünscht, dass sie das Ganze noch einmal machen. Und ein weiteres Mal, wenn es nötig ist - bis alles richtig ist. Sollten sie deinen Anweisungen nicht Folge leisten, dann rufe mich, und ich kümmere mich selbst darum.“
Ebba nickte abermals. „Wo kann ich Euch finden, Mylady?“ „Unten im Dorf. Schicke jemanden, mich zu holen, wenn der Kräuterhändler ankommt.“
„Sehr wohl, Mylady.“
Iliana wandte sich um und verließ den Bergfried. Ungeachtet dessen, was ihr Gemahl am vergangenen Abend gesagt hatte, war sie fest entschlossen, Kräuter und Gewürze zu kaufen. Sie hatte nicht vor, ihm gegenüber ungehorsam zu
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