Lady Ilianas lustvolles Spiel
Vergewaltigung, Mord oder beides gewesen wäre. Und ich hätte nichts dagegen tun können, außer mich nach vollbrachter Tat an ihnen zu rächen.“
Iliana erbleichte, denn erst jetzt erkannte sie, wie dumm sie gewesen war.
Duncan nickte mit ernster Miene. „Ich sehe, Ihr habt verstanden, wie gedankenlos und leichtsinnig Ihr gehandelt habt. Daher werde ich nun auch kein Wort mehr über Eure Dummheit verlieren, dem Kräuterhändler nachzureiten. Ihr sollt nur eines wissen - es war reine Zeitverschwendung. Ihr werdet mein Geld nicht für Gewürze ausgeben. Wie Ihr heute Abend gehört habt, habe ich andere Pläne und werde es nicht zulassen, dass Ihr mein neues Vermögen für Gewürze, Kleider und Ähnliches vergeudet.“
„Jawohl, mein Gemahl“, murmelte sie, um ihn zu besänftigen.
Für den Rest des Heimrittes verharrte sie in gedrückter Stimmung und schwieg. Eine große Müdigkeit befiel sie, und so atmete sie auf, als sie endlich die Burg erreichten. Um Duncan nicht noch mehr zu verärgern, zwang sie sich, nicht vor ihm zurückzuschrecken, als er ihr aus dem Sattel half, doch dann eilte sie die Stufen zum Bergfried hinauf, ohne abzuwarten, ob er ihr folgte oder nicht.
Trotz der späten Stunde war Laird Angus noch auf. Er saß in einem der beiden Lehnstühle vor dem Kamin und starrte traurig in die Flammen, doch als Iliana eintrat, sah er auf. Lächelnd begrüßte er sie.
Sie brachte ebenfalls ein mattes Lächeln zu Stande und wünschte ihm eine gute Nacht, ehe sie mit schleppenden Schritten die Treppe emporstieg. Sie war gerade in ihr Zimmer getreten und wollte die Tür hinter sich zuziehen, als sie einen Widerstand verspürte. Überrascht drehte sie sich um und sah, dass Duncan sich anschickte, ebenfalls das Zimmer zu betreten. Bislang hatte er in Seonaids Zimmer genächtigt, doch die junge Frau war heute von der Jagd zurückgekehrt, so dass Iliana eigentlich damit hätte rechnen müssen, dass er nun bei ihr schlafen würde.
Misstrauisch beobachtete sie ihn.
Duncan schloss die Tür, ging zum Bett und achtete nicht weiter auf die zornige Miene seiner Frau. Unter ihrem Blick fühlte er sich beinahe wie ein unerwünschter Eindringling, als er sein Schwert ablegte, und das ärgerte ihn. Dies war immerhin sein Zimmer. Und sie war seine Gemahlin - auch wenn es nicht so aussah, da sie offenbar nicht wusste, wie sich eine Ehefrau benehmen sollte. Eine Ehefrau gehörte genauso zum Besitz ihres Gemahls wie seine Burg, sein Vieh und sein Schwert. Sie hatte sich dem Willen ihres Gatten zu unterwerfen, anstatt mit einem Keuschheitsgürtel herumzulaufen, sich über seinen Geruch zu beschweren und von ihm zu verlangen, ein Bad zu nehmen.
Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu, und plötzlich sah er sie wieder nackt vor sich, nackt bis auf den verdammten Gürtel. Ihre Haut war fast ebenso weiß gewesen wie ihr kostbares
Leinen, überzogen von einem rosigen Schimmer. Er befeuchtete seine Lippen.
Als er merkte, wie sehr ihn diese Erinnerung erregte, wandte er Iliana seufzend den Rücken zu. Sie noch länger zu betrachten, kam einer Tortur gleich, und derartige Torturen hatte er in letzter Zeit zur Genüge durchlitten. Duncan konnte einfach nicht vergessen, wie sie am Morgen nach der Hochzeit in seinem Arm gebebt hatte und lustvoll erschauert war. Im Gegenteil, er dachte an fast nichts anderes mehr und daran, wie er diesen Keuschheitsgürtel endlich beseitigen und das zu Ende bringen könnte, womit er an jenem Morgen begonnen hatte. Immer wieder hatte er in den letzten drei Tagen darüber gegrübelt. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, den Gürtel einfach durchzuschneiden, denn außer der Metallschließe bestand er ja nur aus Leder. Allerdings handelte es sich um sehr dickes Leder, das sich ganz eng an ihren Körper legte. Beim Zerschneiden hätte er sie ernsthaft verletzen können.
Am Morgen, als sie unten in der Halle beschäftigt gewesen war, hatte er ihre Truhen nach dem Schlüssel durchsucht, war aber nicht fündig geworden. Er hatte sogar überlegt, sie zu schlagen, damit sie ihm verriet, wo sich der Schlüssel befand, doch Duncan hatte schon immer die Männer verachtet, die Schwächeren gegenüber Gewalt anwendeten. Seine Ankündigung, sie zu verprügeln, sollte sie sich noch einmal unerlaubt von Dunbar entfernen, war eine leere Drohung gewesen, entsprungen einzig und allein der Sorge um ihre Sicherheit. Er hatte die Gefahren nicht übertrieben, denen sie sich durch ein so leichtsinniges Verhalten ausgesetzt
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