Lady Ilianas lustvolles Spiel
sein. Er hatte ja nur verlangt, dass sie nicht sein Geld dafür ausgeben sollte - aber schließlich besaß sie selbst welches. Sie hatte die Münzen in einem Beutel gefunden, als sie nach ihrer Ankunft ihre Truhen in Augenschein genommen hatte. Ein Brief ihrer Eltern war dabei gewesen, in dem stand, dass dieses Geld ein Hochzeitsgeschenk für sie sei.
Iliana vermutete, dass der Beutel schon lange in der Truhe gelegen hatte, seit der Zeit, in der sie und ihre Mutter angefangen hatten, den Inhalt zusammenzustellen. Der Gedanke, dass ihre Eltern dies getan hatten, als ihr Vater noch am Leben gewesen war, hatte sie unendlich traurig gemacht. Mittlerweile jedoch sah sie die Angelegenheit wesentlich praktischer. Wenn ihr Gemahl sich also weigerte, Geld für Gewürze und Kräuter auszugeben, dann würde sie es eben selbst tun.
Zudem beabsichtigte sie, mit dem Geld ein paar Frauen aus dem Dorf dafür zu bezahlen, dass sie auf die Burg kamen und ihr halfen, mit der Arbeit im Garten anzufangen. Diese zusätzliche Hilfe war mehr als nötig. Es gab noch so viel zu tun, und Iliana hatte keine Lust, eine von ihren eigenen Frauen von den Säuberungsarbeiten im Bergfried abzuziehen. Die beste Lösung war, noch mehr Hilfskräfte einzustellen. Sobald sie diese beiden wichtigen Aufgaben erledigt hatte, wollte sie sich um die Kleidung ihrer Leute kümmern. Sie sollten nicht mehr länger als unbedingt nötig wie die Bettler herumlaufen.
Eine halbe Stunde später kehrte Iliana zurück. Sie war sehr zufrieden mit sich selbst und mit den vier Frauen in ihrem Gefolge. Alle waren kräftig, tüchtig und mehr als bereit, sich ein paar Münzen durch Arbeit dazuzuverdienen. Als sie die Halle betrat, nickte sie den Frauen, die die Wände erneut übertünchten, anerkennend zu. Wie es schien, waren sie dieses Mal eher gewillt, Ebbas Anweisungen zu befolgen. Der grimmigen Miene ihrer Zofe nach zu urteilen, hatte es jedoch wohl einer größeren Anstrengung bedurft, die Frauen von der Notwendigkeit dieser Arbeit zu überzeugen.
Iliana ging den vier Neuen voran in die Küche. „Elgin?“
„Ja? Oh, guten Morgen, Mylady!“ Der Koch wischte sich den Schweiß von der Stirn und verneigte sich mit einem eifrigen Lächeln. „Wünscht Ihr zu frühstücken, Mylady?“
Sein Verhalten ihr gegenüber hatte sich seit ihrer ersten Begegnung grundlegend geändert. Sie wusste das zu schätzen und belohnte ihn mit einem strahlenden Lächeln. „Nein, vielen Dank. Ich hatte vielmehr gehofft, du könntest mir zeigen, wo Lady Muireall ihren Garten hatte?“
„Ihren Garten?“ wiederholte er verdutzt.
„Ja. Du sagtest doch gestern, sie hätte einen Küchengarten gehabt, der inzwischen völlig verwildert ist und ... “
„Ach so, ja.“ Er warf einen Blick auf den Kessel, in dem er gerührt hatte, und nickte schließlich. „Sehr wohl, Mylady, ich zeige Euch den Weg.“ Er wollte eben vorausgehen, da hielt er noch einmal inne. „Ebba meinte, der Kräuterhändler käme heute?“
„Ja.“
„Ich frage mich, was Ihr wohl zu kaufen gedenkt?“ Beruhigend lächelte Iliana ihn an. „Ich wollte das ohnehin mit dir besprechen, nachdem du mir gezeigt hast, wo der Garten ist, damit diese Frauen dort schon mit der Arbeit beginnen können. Vielleicht hast du ja selbst ein paar Wünsche, welche Kräuter angebaut werden sollen?“
„Ah ...“ Sofort wich die Besorgtheit aus seinen Zügen. „Ja, das wäre schön, Mylady. Sehr schön.“ Jetzt konnte er gar nicht schnell genug die Küche verlassen, um ihnen den Weg zu zeigen.
Iliana hatte angenommen, es würde etwas weniger Arbeit machen, wenn sie den neuen Garten genau dort anlegten, wo Lady Muireall den ihren gehabt hatte. Ein Blick darauf genügte jedoch, um zu erkennen, wie sehr sie sich geirrt hatte. Zwanzig Jahre hatten der Natur ausgereicht, von diesem Garten wieder vollständig Besitz zu ergreifen.
„Was für ein jämmerlicher Anblick.“
„Ja.“ Iliana seufzte und beobachtete die Frauen, die voller Zweifel auf den „Garten“ blickten. „Ich fürchte, wir brauchen mindestens ein, zwei starke Männer für die Schwerarbeit.“ „So ist es.“ Elgin wiegte voller Bedenken den kahl werdenden Kopf.
„Ich habe einen Bruder, Mylady. Er ist ziemlich stark“, ließ sich die jüngste der Frauen vernehmen, ein Mädchen von etwa vierzehn Jahren.
Iliana nickte zustimmend. „Kennst du sonst noch einen starken Mann, der sich ein paar Münzen dazuverdienen möchte?“ Jetzt trat die älteste der Frauen vor.
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