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Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Bericht aus ihrem Aktenkoffer und reichte ihn Xavier mit einem Schulterzucken. „Ich habe nur meinen Job gemacht.“
    Der reumütige Unterton bereitete ihm eine gewisse Genugtuung. Gern hätte er sich vor ihr zum Moralapostel aufgespielt und sie dafür zurechtgewiesen, dass sie unerlaubt seine Privatsphäre verletzt hatte, aber er wusste, dass er kein Recht dazu besaß, weil er als erfolgreicher Geschäftsmann oft genug ganz ähnlich handelte. Nicht ohne Grund wurde er genauso sehr gefürchtet wie bewundert.
    Aber wenn man es mit dir macht, gefällt es dir gar nicht, oder? Er überflog die Notizen, die seine frühe Biografie kurz zusammenfassten: die Wohnung im Marais, seine Schulzeugnisse und eine unvollständige Liste der verschiedenen Jobs seiner Mutter. Da ihre Arbeitgeber meist auf ihren Wunsch eingegangen waren, sie bar zu bezahlen, fanden sich nur wenig offizielle Nachweise. Xavier begriff plötzlich, warum die Zeitungen solche Mühe hatten, irgendetwas aus seiner Vergangenheit auszugraben. Abgesehen von einigen wenig aufschlussreichen Interviews mit Klassenkameraden, die sich an ihn als einen Einzelgänger, aber ziemlich beliebt bei den Mädchen erinnerten.
    „Nicht sehr viel“, bemerkte er.
    „Überraschend wenig“, pflichtete Laura ihm bei.
    Somit hatte sich der Wunsch seiner Mutter erfüllt, nichts über ihr Leben an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Xavier überlegte unwillkürlich, ob ihr zurückgezogenes Dasein vielleicht der Grund für seine Distanziertheit und Gleichgültigkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen war, über die sich Frauen immer wieder beklagt hatten. Er sah Laura an. „Hat er noch eigene Söhne?“, fragte er unvermittelt. „Ich meine, legitime Söhne?“
    „Nein“, antwortete sie ruhig. „Er hat keine legitimen Söhne.“
    „Dann greift er vielleicht nach einem Strohhalm … weil er verzweifelt nach einem Erben sucht. Was genau ist der Zweck dieser Reise? Ist dieser plötzliche Wunsch nach Familienzusammenführung durch gefühlsmäßige oder eher praktische Motive bestimmt?“ Der Sarkasmus war nicht zu überhören. „Sehnt sich ein mächtiger Mann danach, seinen leiblichen Sohn zu sehen, bevor er aus dieser Welt scheidet? Oder will er seine Reichtümer einem Mann vermachen, der in ziemlicher Armut aufgewachsen ist? Was glauben Sie, Chérie, stehe ich im Begriff, ein gewaltiges Vermögen zu erben?“
    „Das ist eine sehr berechnende Einstellung“, wandte Laura ein.
    „Meinen Sie?“ Xavier schüttelte den Kopf. „ Non . Ich denke nur praktisch. Oder würden Sie es für angemessener halten, wenn ich Überraschung heucheln würde, sollte mir ein derartiges Angebot gemacht werden?“
    „Ich schätze, das würden jedenfalls die meisten Menschen tun“, antwortete sie aus ihrer Erfahrung als Rechtsanwältin, die schon einer ganzen Reihe von Testamentseröffnungen beigewohnt hatte.
    „Nun, ich brauche und will sein verdammtes Geld nicht!“, fuhr Xavier unbeirrt fort. „Auch ein Scheich muss eben lernen, dass er sich Loyalität und Zuneigung nicht einfach am Ende seines Lebens erkaufen kann.“
    Eine seltsam moralische Einstellung für einen berüchtigten Playboy, die Laura Einsicht in einen Charakter gewährte, der offenbar vielschichtiger war, als sich auf den ersten Blick vermuten ließ.
    Die Stewardess brachte den gewünschten Rotwein. Froh über die kleine Ablenkung, trank Laura einen großen Schluck.
    „Besser?“, erkundigte sich Xavier.
    „Viel besser. Der Wein ist köstlich.“
    Xavier beobachtete sie nachdenklich über den Rand seines Glases hinweg. Was wusste er eigentlich von ihr? War es nicht an der Zeit, die Waagschale auszugleichen? „Erzählen Sie mir etwas über Ihre Beziehungen zu der königlichen Familie von Kharastan.“
    Im Grunde war es fast schon eher ein Befehl als eine Bitte. „Ich stehe seit einem Monat in Diensten der Familie Ak Atyn.“
    „Erst seit einem Monat?“ Er sah sie überrascht an. „Und nach so kurzer Zeit werden Sie schon mit einer so persönlichen Angelegenheit betraut?“
    „Scheich Zahir hat mich speziell für diese Aufgabe eingestellt“, antwortete sie ehrlich.
    „Um mich zu ihm zu bringen?“
    „Ganz recht. Ich bin Expertin in Familienrecht. Und die juristischen Dokumente der Kharastani sind allesamt auf Englisch verfasst.“
    „Und wie kommt dann ein nettes Mädchen wie Sie dazu, den Botenjungen für einen Scheich zu spielen? Haben Sie keinen Freund, der etwas dagegen einzuwenden hat, dass Sie im Auftrag

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