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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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nicht.
    Sie zog sich um, suchte ihre knappste Hose heraus, die hinten ein Stück von den Pobacken frei ließ, was die Mutter besonders ärgerte. Zu den weißen heißen Höschen trug sie ein rosafarbenes Suntop. Ihr war so nach rosa zumute. Sie suchte Rouge und Lippenrot im gleichen Ton heraus und malte sich mit einiger Begeisterung an.
    Draußen ging sie ganz nah und langsam an der Mutter und Onkel Hugo vorbei. Mit ihren Holzsandalen klapperte sie auf den Kieselsteinplatten. Es hätte Tote aufwecken können.
    Die Mutter schnaufte und drehte sich vom Rücken auf den Bauch. Aber Onkel Hugo guckte. Terry sah es genau, sah, wie er unter seiner Sonnenbrille die Augen aufgeschlagen hatte und sie ansah, von oben bis unten und von unten herauf bis zum Hintern. Terry hasste ihn. Sie hasste jeden Fetzen von Onkel Hugo. Er war schon angezogen ein Brechmittel, aber so, halb nackt am Schwimmbad liegend, war er nicht zu ertragen. Seine Haut war noch bleich, wurde stellenweise rot. Überall hatte er diese langen Haare, die Beine waren voll davon, sie krochen über seinen ganzen Körper und auf seinem Rücken kräuselten sie sich wie schwarzgraues Sauerkraut. Es war echt zum Kotzen.
    Für Onkel Hugo musste Terry sich eine besondere Therapie einfallen lassen. Etwas, das auch die Mutter zur Besinnung bringen würde. Obwohl ihr das eigentlich egal war. Sie wollte ihn nur weghaben, weg aus ihrer Nähe. Schon der Name Hugo brachte Terrys Inneres zum Sträuben. Sie konnte ihn nicht ertragen.
    »Viel Spaß«, sagte Lieschen, und Terry fragte sich, ob Lieschen wusste, was sie sagte. Spaß in dieser Einöde hatte es noch nie gegeben. Da würde sich bis in alle Ewigkeit nichts ändern.
    »Hast du Geld?«, fragte Lieschen. »Du weißt, wir fahren nachher essen.«
    »Ja«, sagte Terry. »Ich habe Geld.« Es war hier wie in Berlin geblieben. Nach einigen katastrophalen Versuchen hatte man es aufgegeben, Terry mit zum Essen zu nehmen. Die wenigen Berührungen am Tag waren hinreichend genug, man musste sich nicht noch während des Essens quälen. Terry kam also klar mit sich selbst, sie hatte genug Geld einstecken. Auch das Foto von C. W. Burger hatte sie in die enge Gesäßtasche der Hot Pants gesteckt. Das würde sie nie im Leben vergessen.
    »Iss was«, sagte die Mutter. »Nimm dir Geld.«
    »Hab schon«, sagte Terry.
    »Wie du mit deiner Tochter umgehst«, sagte Onkel Hugo. »Die darf doch alles, sogar an dein Geld.«
    Terry drehte sich um und streckte ihm die Zunge heraus. Leider sah Onkel Hugo Terry nicht an.
    Terrys Schritte raschelten über den losen Kies der Einfahrt. Als sie das schwere Eisentor öffnete, flitzte eine Eidechse fort in eine Mauerritze.
    Terry ging hinaus und schloss das Tor. Über die gesamte Mauerlänge war eine Hecke aus violetten Blütenbüschen gewachsen. Die Blüten waren geruchlos, aber tausende von Insekten hatten sich in ihnen festgesetzt. Terry hörte ihr Summen wie einen fernen Chorgesang.
    Die Leute, die das Haus nebenan gekauft hatten, sonnten sich im Vorgarten. Terry sah sie auf der Terrasse dösen, als sie vorbeiging. Sie lagen genauso in ihren Liegestühlen wie die Mutter und Onkel Hugo, schläfrig, matt und schrecklich gelangweilt.
    Der Mann hatte große Ähnlichkeit mit einem Fußball. Alles an ihm war glatt und rund. Auf dem Kopf hatte er kaum Haare, nur ein kleines, graues Kränzchen, als ob er zu einem Mönchsorden gehörte. Über seiner Badehose wölbte sich ein gewaltiger Bauch, der genauso glänzte wie seine Glatze. Die Frau sah passabel aus. Sie war schmal wie Terrys Mutter und trug einen knappen Bikini, der viel Bein frei ließ. Es war ein Anblick, der auch Onkel Hugo gefallen konnte, und Terry hatte Ideen.
    »Hallo«, sagte sie und blieb an der Einfahrt des Hauses stehen.
    Beide, der Mann und die Frau, hoben den Kopf. Die Frau nahm die Sonnenbrille ab. »Guten Tag«, sagte sie.
    Der Mann nickte mit dem Kopf. Dann schien er nicht mehr interessiert. Er ließ seinen runden Kopf wieder auf den Streifenbezug des Liegestuhles fallen.
    »Ich bin Terry von nebenan«, sagte Terry. »Ich wollte mal sehen, wer Sie sind. Mit den Leuten von früher hier hatten wir nämlich einen guten Kontakt. Echt gut. Spielen Sie Bridge?«
    Die Frau sah ihren Mann an und der Mann hob wieder den Kopf. »Warum?«, fragte er mit einer knarrenden Stimme, die Terry nicht ausstehen konnte.
    »Also bei uns«, sagte Terry, »bei uns nebenan spielen sie gerne Bridge. Und mit den Leuten, die vorher hier waren, haben sie immer Bridge

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