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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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so eine Ahnung, dass so etwas die ganze Geschichte kaputtmachen würde. So lächelte sie einfach. Ein bisschen blöde kam sie sich schon dabei vor.
    An der Stelle, wo gar keine Urlauber mehr lagen und nur die Kinder mit ihren Drachenseglern herumstanden und die Morgenangler schon ihre Leinen einzogen, legte der Blonde den Arm um Terrys Schulter. Es war ein ganz gutes Gefühl. Terry wusste nicht, ob sie was sagen sollte. Sie hatte auch Schwierigkeiten beim Laufen, denn sie gingen nicht im Gleichschritt. Es störte Terry, dass sie mit den Hüften immer leicht aneinander stießen. Eigentlich müsste sie jetzt einen Schritt hüpfen, um den Gleichschritt herzustellen, aber in so einer Situation hüpft man nicht. So ertrug Terry das ungleichmäßige Schlendern, auch wenn es ihr fast zu blöd vorkam.
    Als sie so weit von den Badenden entfernt waren, dass diese nur noch wie Stecknadeln aussahen, die sogar manchmal durch die Luftspiegelung im Himmel zu schweben schienen, war es, als ob sie sich ganz allein am Strand befanden. Es war wunderschön, und Terry hatte alles, was sie eigentlich begehrte. Trotzdem kam es ihr lächerlich vor, und als der Blonde sie mit beiden Händen an den Schultern packte und sein Gesicht auf ihres drückte, musste sie fast rausprusten vor Lachen. Aber auch das tat man nicht in so einer Situation, die sie ja gewollt hatte. Sie schloss die Augen, als der Blonde sie küsste, und irgendwie war es dann Tom Wiesner, der sie umarmte, und der war ja wirklich der Letzte.
    Tom Wiesner drückte sie hinunter auf den Strand. Terry lag im Sand und Tom hart auf ihr. Er küsste sie mit offenem Mund. Seltsamerweise roch es nicht nach Mc Donald’s, sondern wie der Fischladen Nordsee , obwohl es nicht Berlin war, sondern das große, italienische Meer.
    Terry öffnete die Augen und sah das gebleichte Haar direkt vor sich. Sie wurde hellwach und leider verschwand auch das butterweiche Gefühl in ihr. Sie rührte sich nicht und wartete, dass die Sache ihr Ende haben würde.
    Der Blonde hob abrupt seinen Kopf und starrte Terry an. »Was ist denn los?«, fragte er.
    »Ich weiß«, sagte Terry. »Ich bin so kalt, dass ich Eiswürfel pinkel.«
    Der Blonde sprang auf. »Du bist ja verrückt«, sagte er. »Was willst du eigentlich?«
    Das war eine gute Frage und die Antwort kam Terry sofort in den Kopf. »Alles«, sagte sie. »Alles will ich.«
    Der Blonde verzog sich. Ziemlich rasch lief er zurück, zu den Touristen, zu der Surfschule, und bald sah er selber nur noch wie eine Stecknadel aus.
    Terry dachte über ihre Antwort nach. Sie wusste nicht, was ihr in den Kopf gekommen war, als sie das sagte. Sie wusste gar nicht, was sie damit gemeint hatte. Aber das Wort traf es. Es war der Ausdruck für ihr tiefstes, innerstes Lebensgefühl. Alles wollte sie.
    Terry blieb stehen und sah über das Meer. Es war so schön. Sie atmete tief ein, und es war, als ob all die Wärme, all die Sehnsucht in sie zurückfloss. Sie wurde davon so voll, dass sie gleich platzen würde. Und sie würde es nicht aufgeben, sie wollte wirklich alles . Wenn alles überhaupt reichte.
    Terry hatte die Sache gut eingefädelt. Zu Hause saß man zu vieren beim Bridgespielen um den weißen Terrassentisch herum. Sie hatten glühende Köpfe und lachten viel, und die Wärme, die sich auf ihren Gesichtern zeigte, hatte nichts mit dem Mittelmeerklima zu tun, sondern mit dem roten Campari, den sie aus hohen Gläsern tranken.
    Lieschen schlug ihre Zeit genauso tot wie in Berlin; sie blätterte in Illustrierten oder schrieb in ihrer zierlichen Handschrift Postkarten an irgendwelche Leute. Wahrscheinlich auch an ihren Bankdirektor.
    Mittags fuhren sie zum Essen in den Ort. Terry hatte es vorgezogen, allein zu essen. Sie hatte ein französisches Restaurant entdeckt, das Hähnchen grillte und auf Wunsch Kartoffelchips frittierte. Sie konnte draußen sitzen, bei einer Cola, und war endlos gelangweilt.
    Die Leute um sie herum sprachen italienisch oder französisch, da kam sie nicht mit, nur der junge Barkeeper Marcel verstand Englisch und wandte ab und zu mal das Wort an sie. »No boyfriend?«, fragte er, und Terry erklärte, dass sie gerade mit einem Freund Schluss gemacht habe.
    Vielleicht käme alles wieder in Ordnung, meinte Marcel.
    »O no«, sagte Terry, sie sei glücklich, dass es vorbei sei. »I am happy.« Aber sie sah sich im Spiegel an der Wand der Bar, der mit Reklameschriftzügen bedruckt war und für einen Aperitif warb. Sie sah nicht glücklich aus.
    »I

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