Lady Punk - Roman
gespielt, meine Mutter und so. Es ist hier nämlich sonst schrecklich langweilig.«
»Das kann man wohl sagen«, sagte der Mann.
»Gehen Sie nachher doch einfach rüber«, sagte Terry. »Meine Mutter und so, also, die würden sich freuen. Ehrlich.«
Der Mann sah seine Frau an. Die schien wohl einverstanden zu sein, obwohl sie nichts sagte und sich nicht rührte. Der Mann sagte: »Ja, ich glaube, wir werden das tun.«
»Einfach rüber«, sagte Terry. »Bridge spielen die nämlich für ihr Leben gern.«
»Wir auch«, sagte die Frau. »Was, Bernd?«
Der Mann war schon aufgestanden. Er griff an das Gummiband seiner Badehose, zog den Stoff etwas vom Bauch und hoch und ließ es zurückschnellen. Es klatschte aber wieder in die alte Position unterhalb des Bauchnabels zurück, wo es einen roten Streifen hinterlassen hatte.
Terry wusste schon jetzt, dass die Sache gelaufen war. Sie war tief befriedigt. »Na dann«, sagte sie. »Bis andermal.«
Sie lief den gelbroten Sandweg hinunter. Es ging leicht. Die Holzsandalen klapperten durch die ganze Gegend. Kein Mensch außer Terry war unterwegs.
Mit dem Geklapper ihrer Schuhe jagte Terry ein paar wilde Katzen ins hohe Gras. Zu Beginn des Dorfes kletterte eine rot gefleckte Ziegenherde über dorniges Feld. Kein Hüter war zu sehen. Nur ein schläfriger, schwarzer Hund lag im Schatten einer flach ausgebreiteten Zeder. Er tat seine Arbeit und beobachtete die Herde mit einem Auge.
Im Ort selbst war es endlich lebendig. Frauen in hellen Sommerkleidern gingen auf den Markt. Von allen Seiten durch große Glastüren zugängliche Spiel- und Trinkhallen hatten schon geöffnet. Alte Männer saßen drin. Sie waren dunkel gekleidet. Terry lief hinunter zum Strand. Er war voller Touristen, die sich auf bunten Tüchern sonnten. Einige Leute lagen im Schatten von Sonnenschirmen. Sie mussten von Zeit zu Zeit ihre Liegestühle von der Stelle rücken. Die wandernde Sonne schob den Schatten vor sich her und ließ ihn jetzt am Vormittag auch kleiner werden.
Terry wanderte am Wassersaum entlang. Die Absätze ihrer Schuhe versanken im Sand. So nahm sie die Sandalen in die Hand und genoss das Laufen auf dem feuchten Strand.
Es waren fast nur Familien da, und Terry fühlte sich nicht besonders wohl, sondern ausgeschlossen. Sie beschloss, bis zur Surfschule zu laufen. Da würde es interessanter sein.
»Hallo«, sagte sie, als sie den abgeteilten Surfstrand erreicht hatte. Die Surfer waren fast nur Jungen, alle älter als Terry, jedenfalls über siebzehndreiviertel, aber das wusste nur sie.
»Hallo«, sagten ein paar aus der Clique.
Terry setzte sich auf den Strand. Mit dem Rücken lehnte sie sich an ein auf dem Kopf liegendes Holzboot. Terry betrachtete die Surfer. Einen davon wollte sie sich aussuchen, der ihr gehören sollte. Wenn sie niemanden hatte, machte die Sache keinen Spaß.
Terry hatte zwei zur Auswahl und sie konnte sich nicht recht entscheiden. Der eine war sehr lustig und sportlich. Er lief auf den Händen im Sand. Er sah blendend aus mit sonnengebleichten, hellen Haaren. Terry mochte schöne Menschen.
Der andere war ein Einzelgänger und genau das Gegenteil. Er war ein dunkler Typ und stand die ganze Zeit auf dem Surfbrett im Wasser. Er übte unaufhörlich das Wellenreiten und seine Verbissenheit machte Terry an.
Die Entscheidung wurde Terry abgenommen. Noch als sie den Surfer anstarren musste, kam der Blonde auf sie zu. Er lehnte sich einfach über den Bootskiel. In der Hand hielt er einen Softballschläger. Damit schlug er Terry leicht auf den Kopf. »Na?«, sagte er.
Da konnte Terry gar nicht anders. Sie sah zu ihm hoch, und durch ihr Gehirn rasten eine Menge Bilder, Tom Wiesner und Josef, der Maler. Irgendwie lief ihr die Spucke im Mund zusammen, und innen drin, mitten im Bauch, wurde sie butterweich. »Na?«, sagte sie auch und ärgerte sich, dass sie fast heiser war.
Der Blonde ließ sich vom Boot herabrutschen und landete neben Terry. So saßen sie eine Zeit lang beide im Sand und beobachteten die Surfer. Schließlich hieb der Blonde mit dem Schläger andauernd in den Sand, und Terry wusste, dass er ihr gleich irgendeinen Antrag machen würde.
»Wollen wir laufen?«, fragte er auch prompt und Terry nickte.
Sie standen auf. Sie liefen beide am Wasser entlang, fort von dem Touristenrummel. Der Blonde hob rund gescheuerte Kieselsteine auf und warf sie ins Wasser. Terry wusste, dass sie mindestens ebenso gut werfen konnte, aber sie wollte es ihm nicht zeigen. Sie hatte
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