Lady Sunshine und Mister Moon
kann.“
„Wie du meinst.“
Aufgelegt. Wolf klappte sein Handy zu und steckte es wieder ein. Während er sich mit einer Hand durchs Haar fuhr, murmelte er: „Das ist ja wieder mal super gelaufen.“
„Haben Sie einen Teenager zu Hause, Mr. Jones?“
Wolf fuhr mit seinem Bürostuhl herum und entdeckte einen Mitarbeiter, der seinen Mülleimer leerte. Er hatte vorher noch nie besonders auf das Reinigungspersonal geachtet, aber jetzt, wo er sich um seine lausigen Fähigkeiten als Erzieher Gedanken machte, hörte er sich selbst sagen: „Mein siebzehnjähriger Neffe lebt bei mir, und es scheint mir nicht zu gelingen, mit ihm zu sprechen, ohne ihn gegen mich aufzubringen.“
Der Mitarbeiter nickte. „Das ist so ziemlich das Los aller Teenager-Eltern“, pflichtete er Wolf bei. „Die gute Nachricht ist: Sie werden eines Tages tatsächlich groß. Und eigentlich ist es ja auch ganz schön, sie um sich zu haben.“
Wolf betrachtete den älteren Mann mit Interesse. „Sie haben wohl auch Teenager zu Hause?“
„Meine Jungs sind nun zwanzig und zweiundzwanzig, und wir kommen endlich gut miteinander aus. Aber mein Baby, Belinda … sie ist fünfzehn, und irgendwie hat sich mein süßes kleines Mädchen über Nacht in einen Satansbraten verwandelt.“ Er schüttelte den Kopf. „Das meiste bekommt ihre Mutter ab, aber Sie können mir glauben – es bleibt noch genug übrig, um mich zum Zähneklappern zu bringen.“ Er verzog das Gesicht. „Meine Frau und ich hangeln uns von Tag zu Tag und hoffen, dass wir genügend Kraft haben, abzuwarten, bis unser süßes kleines Mädchen wieder zurückkehrt.“
Sie sprachen noch eine Weile miteinander, und als der Mann schließlich mit seiner Arbeit weitermachte, musste Wolf zugeben, wie gut es ihm tat, zu wissen, dass er nicht der Einzige war, der sich mit einem Teenager unter seinem Dach überfordert fühlte. Er war nicht allein. Dank dieses Wissens gelang es ihm, sich den Streit mit Nik aus dem Kopf zu schlagen und damit fortzufahren, die Überwachungsbänder erneut zu betrachten.
Es war anstrengend, sich auf den Schnelldurchlauf eines Überwachungsvideos zu konzentrieren. Doch ob im Schnelldurchlauf oder in Echtzeit – die Bänder brachten keine neue Informationen.
Bis ein Mann im schwarzen Avventurato-Overall am Tisch erschien. „Fred, sind Sie so gut und fahren das noch einmal zurück? Halten Sie bei diesem Mitarbeiter an, bitte.“
„Ja, klar, Mr. Jones.“ Der Techniker tat, was man vom ihm verlangte.
Wolf starrte auf das Bild des Mannes. Das Gesicht kam ihm nicht bekannt vor, aber andererseits war das Avventurato ein riesiges Unternehmen. „Zoomen Sie das Namensschild doch mal näher heran.“
Der Bildschirm zeigte nun ein dezent aufgenähtes goldenes Schild. Auf ihm prangte in schwarzer Kursivschrift der Name des Mannes: „Mike Gregory“.
„Ich hab ihn“, meldete Beck, bevor Wolf auch nur eine Überprüfung anordnen konnte.
„Okay, Mike“, murmelte Wolf in das Standbild hinein. „Dann lass uns mal sehen, was du vorhast.“
Ohne dass man ihn darum bitten musste, zoomte Fred das Bild wieder aus. Der Mann auf dem Bildschirm ging hinter dem Blackjack-Tisch in die Hocke. Die Zeit auf dem Display zeigte drei Uhr morgens. Wolf wandte sich an den Techniker. „Gibt es auch Bilder von der Seite des Croupiers?“
„Für diesen speziellen Tisch und zu dieser speziellen Zeit?“ Fred zuckte mit den Achseln. „Nein, Sir. Tut mir leid.“
„Er muss den Tisch verkabelt haben. Jede Wette, dass wir da eine mikroskopisch kleine Kamera finden werden.“ Wolf blickte über die Schulter. „Beck! Hast du schon was?“
„Ja.“ Sein Kollege gesellte sich mit einem Papierausdruck in der Hand zu ihnen. „Mike Gregory, siebenunddreißig Jahre alt. Er hat vor drei Wochen hier angefangen. Er hatte ziemlich gute Zeugnisse.“
„Arbeitet er immer in der Friedhofsschicht?“
„Ja, aber lustigerweise hat er heute Nacht frei. Ich glaube übrigens auch, dass wir auf der Seite des Croupiers eine Kamera finden werden.“
„Genau. Sie muss die Karten scannen, wenn sie verteilt werden.“ Wolf starrte auf den Bildschirm. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft.
Beck nickte zustimmend. „Aber wie kann der Croupier danach suchen, ohne dass Gregory es bemerkt?“
„Genau das bringt mich auch aus dem Konzept. Jemandem, der weiß, wie man so etwas unter unserer engmaschigen Beobachtung installiert, bietet diese Art der Manipulation unzählige Möglichkeiten.“ Wolfgang seufzte.
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