Lady Sunshine und Mister Moon
„Nun gut. Wir wissen, dass er das Spiel überwachen muss, um dem Spieler sagen zu können, auf was er setzen soll. Aber von wo aus arbeitet er? Sitzt er irgendwo im Hotel oder zu Hause? Wo wohnt er eigentlich?“ Er überflog das Datenblatt der Personalabteilung und bat Fred zu überprüfen, ob die Adresse noch aktuell war.
„Du lieber Himmel!“, brummte Beck. „Er könnte längst in einem anderen Land sein! Obwohl das nicht sehr plausibel wäre, falls er keinen Verdacht erregen will.“
„Und wo wäre die Herausforderung, wenn er es aus der Ferne tun würde? Ich halte es für unwahrscheinlich, dass er sich weit entfernt hat.“ Wolf sah seine Kollegen nachdenklich an. „Wir sollten die Kasinoleitung informieren. Falls die obere Etage keine bessere Idee hat, müssen wir uns etwas einfallen lassen. Wir müssen es irgendwie schaffen, das Kabel zu durchtrennen, bevor unsere Spielerin ihrem Komplizen einen Tipp geben kann.“
Wie sich herausstellte, blieb das die einzige Möglichkeit. Wolf starrte auf die Bildschirmwand und verwarf eine der angedachten Lösungsmöglichkeiten nach der anderen. Sie waren entweder zu schwach, zu unlogisch oder schlicht undurchführbar.
Und dann sah er Carly und ihre rothaarige Freundin Treena. Sie waren immer noch im Kostüm und posierten mit ein paar Touristen für Fotos. Danach lenkten sie ihre Schritte in die kleine Open-Air-Lounge im Zentrum des Kasinos.
„Behaltet unsere Spielerin im Auge“, sagte er zu Beck und Fred, während er schon auf dem Weg zur Tür war. „Ich bin in einer Minute wieder zurück. Ich habe da eine Idee.“
Die Showgirls amüsierten sich prächtig. Als Carly den Blick hob, sah sie Wolf vor der Lounge stehen. Er schien gewartet zu haben, bis sie ihn entdeckte, denn er zeigte sofort auf sie und Treena und bedeutete ihr mit dem Kinn, zu ihm rüberzukommen. Als sie darauf nur mit einer knappen Handbewegung reagierte, hörte sie ihn förmlich mit den Zähnen knirschen. Offenbar wagten es nicht viele, sich seinen Anweisungen zu widersetzen. Vielleicht aber hatten es diejenigen, die es gewagt hatten, auch nur nicht überlebt.
Wie auch immer: Der Gedanke, zu diesen wenigen Aufrechten zu gehören, gefiel Carly ausnehmend gut. Sie lächelte still in sich hinein, als Wolfgang mit grimmigem Gesicht in die Lounge stürmte.
Die Showgirls am Tisch verstummten, als er einen Augenblick später vor ihnen stand.
„Meine Damen.“ Er nickte kurz in die Runde, bevor er seine Aufmerksamkeit auf Carly und Treena richtete. „Miss Jacobsen, Miss McCall, könnte ich Sie bitte einen Moment sprechen?“
Carly öffnete gerade den Mund, um ihm mitzuteilen, dass sie immer noch nicht an einem flotten Dreier interessiert war und er sich seine Frage demzufolge sparen könnte. Doch sie schluckte es hinunter. Es wäre zwar spaßig gewesen zu sehen, wie er mit dieser Bombe und der Reaktionen der Frauen am Tisch umgegangen wäre. Aber am Ende siegte doch ihre Neugier. Was wollte er von Treena und ihr?
Mit einem Achselzucken erhob sie sich und warf ein paar Münzen für ihren Drink auf den Tisch.
Treena tat dasselbe, aber sie griff nach den Martinigläsern, die Carly stehen lassen wollte, und reichte ihr eines davon. „Nicht verkommen lassen!“, murmelte sie und nahm einen Schluck ihres Lemon Drop.
Wolf trat einen Schritt zur Seite und streckte den Arm aus, um ihnen zu signalisieren, dass sie vorangehen sollten. Doch noch bevor sie sich in Bewegung setzten, erhob sich Julie-Ann von ihrem Platz.
„Ich bin die Chefin der Truppe“, informierte sie Wolf in herrischem Tonfall. „Falls meine Mädchen Ärger haben, muss ich das wissen.“
Wolf bedachte die Frau mit einem seiner ebenso ernsten wie abschätzigen Blicke. „Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass irgendjemand Ärger hat. Setzen Sie sich wieder.“ Seine Stimme klang kalt und autoritär. „Das hier geht Sie nichts an.“
Und Julie-Ann setzte sich.
Carly verkniff sich das Lachen, aber sobald sie außer Hörweite waren, sagte sie: „Das ist vermutlich das Schlaueste, das ich je aus Ihrem Mund gehört habe.“ Sie grinste. „Ich meine, es kommt mir sehr entgegen, dass ich mir die Finger nicht schmutzig machen musste. Jetzt schulde ich Ihnen was … beinahe.“
„Das trifft sich gut, ich wollte Sie beide nämlich gerade um einen Gefallen bitten. Wie dankbar sind Sie mir denn genau?“
„Na ja, ich würde nicht gerade einen Mord begehen oder ein Baby mit Ihnen haben wollen, aber sonst … nur zu, mein
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