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Lady Sunshine und Mister Moon

Lady Sunshine und Mister Moon

Titel: Lady Sunshine und Mister Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Andersen
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behutsam hinter sich schließend, steuerte er Carlys Wohnung an. Bis zu ihrer Wohnungstür brauchte er kaum mehr als drei Schritte. Und dann hämmerte er mit der Faust gegen die Tür. Verfluchtes Weib! Er schäumte. Dem Jungen Hoffnungen machen und sich dann nicht mehr darum scheren!
    Keine Reaktion. Als einer der Hunde in Carlys Wohnung zu bellen begann, glaubte Wolf fast sicher, ein weiteres leises Geräusch zu hören, was zu Überzeugung wuchs, als der Hund plötzlich verstummte. Wolf hämmerte erneut gegen die Tür. „Carly, ich weiß, dass Sie da drin sind. Machen Sie auf!“
    Immer noch keine Reaktion.
    Dann beäugte er das Türschloss. Er hatte im Avventurato eine Menge gelernt. Nachdem er in diesen Apartmentkomplex gezogen war, hatte er als Erstes das Schloss an seiner Wohnungstür durch ein solides Schloss mit ordentlichen Bolzen ersetzt.
    Carly hatte ihr Schloss offenbar nie ausgetauscht, denn er benötigte nicht mehr als vierzig Sekunden, um es aufzubrechen. Nach einer weiteren Sekunde stand er bereits auf der anderen Seite der Wohnungstür, die er leise hinter sich schloss. Dann ging er ins Wohnzimmer. Doch auch da war niemand. Genauso wenig wie in der Küche oder auf der Terrasse.
    Endlich hörte er ein leises Geräusch, das aus ihrem Schlafzimmer kam, und eilte den Flur entlang. „Carly.“
    „Hauen Sie ab! Hauen Sie einfach ab.“
    Er hatte das Schlafzimmer fast erreicht. Ihre Stimme klang dumpf. Die Jalousien waren geschlossen; als er die Tür öffnete, blickte er ins Dunkel.
    Ihm lief eine leichte Gänsehaut über den Rücken. Sein ungutes Gefühl verstärkte sich, als der lustig aussehende Hund namens Buster zu ihm schlich, um Wolf wimmernd mit der Nase anzustupsen.
    Okay. Hier stimmte etwas nicht. Carly hätte ihn anbrüllen müssen, weil er in ihre Privatsphäre eingebrochen war, und ihre Tiere waren seiner Erfahrung nach niemals nervös gewesen. Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Weil er nicht in der Lage war, den Lichtschalter an der Wand zu finden, ging er zum Nachttisch hinüber und streckte seine Hand nach der Leselampe am Bett aus.
    „Bitte nicht“ , sagte sie in dem Augenblick, als er die Beleuchtung anschaltete.
    Er erschrak. Sie hatte geweint. Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihre helle Haut war fleckig, ihre Nasenspitze gerötet. Sie wirkte vollständig aufgelöst und … verletzlich.
    Wolfgang hatte sie nicht einmal annähernd in solch einer Verfassung gesehen, und ein merkwürdiges Gefühl durchrieselte ihn plötzlich und unerwartet stark. Er hätte es nicht Beschützerinstinkt genannt, und es hatte auch ganz bestimmt nichts mit Zärtlichkeit zu tun. Dennoch schob er die schwarze Katze beiseite und setzte sich auf die Bettkante. Und obwohl das vermutlich nicht besonders schlau war, streckte er die Hand aus, um mit dem Daumen über ihre Wange zu streichen, ihre Tränen wegzuwischen. „Geht es Ihnen gut?“ Kaum ausgesprochen, schüttelte er den Kopf. „Blöde Frage. Aber was ist passiert? Sind Sie krank? Ist jemand gestorben?“
    „Nein.“ Ihre Stimme vibrierte. Sie rieb sich die Augen, wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab und holte lang und erschauernd Luft. Dann konzentrierte sie sich plötzlich auf ihn. „Was tun Sie hier, Wolfgang? Wie sind Sie hier reingekommen?“
    „Ihre Tür war offen.“
    „Ach ja?“ Sie blinzelte unsicher und schüttelte dann den Kopf, als ob es nicht wichtig war. „Auf jeden Fall sind Sie jetzt hier. Was wollen Sie?“
    Bereit, sie an ihre Pflichten zu erinnern, sagte er: „Niklaus …“
    „Oh Gott!“ Sie ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen. „Das Abendessen!“ Sie hob ihre dreibeinige Katze von ihrem Schoß und setzte sie neben sich auf dem Bett ab. „Das hab ich ja total vergessen! Geben Sie mir zehn Minuten. Fünf. Ich bin in fünf Minuten fertig.“ Egal wie, schien ihr Gesichtsausdruck zu sagen.
    Wolf hätte ihr beinahe vorgeschlagen, dass sie es verschieben oder absagen sollte. An diesem Tag war ganz klar irgendetwas geschehen, das sie in diese Verfassung gebracht hatte, und dieses eine Mal hätte Niklaus eine Enttäuschung sicher verkraftet. Abgesehen davon, dass er es verstanden hätte, wenn Wolf ihm gesagt hätte, dass es Carly nicht gut ging. Wie den meisten Männern war es ihm bestimmt auch lieber, wenn er nichts mit einer weinenden Frau zu tun hatte.
    Mit einer Ausnahme …
    Doch Carly schien die Ablenkung willkommen zu sein. Sie hätte das Abendessen natürlich absagen können, doch sie krabbelte

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