Lady Sunshine und Mister Moon
bevor ihm wieder einfiel, was sie gerade gesagt hatte. „Morgengruß?“
„Das stammt aus einem Gedicht von John Donne, das ich im College geliebt habe. Hier kommt ein Morgengruß für unsere wachen Seelen, die wir aus banger Furcht uns nicht betrachten wollen … “ Sie lächelte und hob die beiden Katzennäpfe hoch. „Ist das nicht schön?“
„Du bist aufs College gegangen?“
Sie hielt halb gebeugt inne und schaute zu ihm hoch. „Vorsicht! Du solltest vielleicht etwas mehr auf deinen ungläubigen Tonfall achten.“ Sie setzte die beiden Katzennäpfe auf dem Boden ab, richtete sich wieder auf und griff dann nach dem Hundefutter.
„Entschuldigung. So meinte ich es nicht.“ Er rieb sich über die Wangen. „Ein College ist einfach nicht das, was ich mit einer Tänzerin verbinde, vermute ich.“
„Okay.“ Sie füllte Busters Napf, und der Hund kam prompt angelaufen. „Ich hatte vor, Lehrerin zu werden. Aber dann habe ich festgestellt, dass das eigentlich nicht mein Ding ist.“
Wolf stutzte. Er war wohl klug beraten, wenn er diese Frau niemals unterschätzte. Ihren Tieren ausweichend, machte er einen Schritt auf sie zu, beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich, wobei er darauf achtete, sie mit nichts anderem als nur den Lippen zu berühren. Als er seinen Kopf wenige Augenblicke später hob, strich er ihr eine Strähne aus der Stirn und sagte: „Einen schönen Morgengruß, Carly.“
Sie schmiegte sich an ihn, schlang ihm die Arme um den Hals und die Beine um die Hüften. Und dann küsste sie ihn, als ob seit ihrem letzten Kuss Jahre vergangen waren.
Und dann lagen sie mit heruntergelassenen Hosen auf ihrem briefmarkengroßen Wohnzimmerteppich. Während er aus der Hosentasche sein Notfall-Kondom herausfummelte, zog sie ihr Jäckchen aus. Und der pinkfarbene Spitzenstoff ihres BHs gab plötzlich den Blick auf ihre Brüste frei.
Und dann, genauso abrupt, wie sie auf ihn gesprungen war, schob sie ihn von sich weg. Sie kauerte sich vor ihn und packte seine Handgelenke. „Oh mein Gott!“, rief sie aus und neigte ihren Kopf, um seine Hände genauer zu untersuchen. „Was ist denn nur passiert ?“
Einen halben Herzschlag lang wusste er nicht, wovon sie sprach. Doch dann sah er, dass ihre Aufmerksamkeit den Kratzwunden auf seinen Handrücken galt. Und die Verletzung, an die er nicht mehr gedacht hatte, seit er in Carlys Wohnung gekommen war, tat plötzlich höllisch weh. Kurz erzählte er ihr von der Frau, die ausgerastet war, als sie des Kasinos verwiesen werden sollte. „Das hat sie getan, bevor ich sie hinausgeworfen habe“, schloss er und betrachtete seine Hand.
„So eine blöde Schlampe!“ Carly erhob sich in einer kurzen Bewegung und zog ihn am Handgelenk, das sie immer noch umfasste, mit sich. „Komm mit.“
Sie thronte vor ihm mit nichts weiter an als ein paar jungenhaften Boxershorts und einem fein gesponnenen Jäckchen. Es hing um ihre Hüfte und bedeckte ihren flachen Bauch. Ihre rosafarbenen Nippel drückten sich durch ihren BH.
Er befreite sich von seiner Hose. „Wo gehen wir hin?“, fragte er sie, während sie ihn den schmalen Flur entlangzog. Zum Schlafzimmer. Hoffte er. Aufrichtig. Denn so splitternackt, mit einer Erektion, die ihm wie eine gewaltige Kompassnadel den Weg wies, war alles andere undenkbar. Es gab offensichtlich nur eine Aktivität, für die er bereit war.
Sie gingen zwar ins Schlafzimmer, doch Carly führte ihn in das angrenzende Badezimmer und deutete mit dem Zeigefinger auf den geschlossenen Toilettendeckel. „Setz dich!“ Dann erst ließ sie seine Hand los und begann in ihrem Medizinschrank herumzusuchen.
Während er ihr dabei zusah, tat er, was sie gesagt hatte. „Was machst du da?“
„Ich hole nur ein paar Sachen, um dich zu verarzten“, sagte sie und stellte einige Fläschchen und Schachteln auf den Waschbeckenrand. „Ich kann nicht glauben, dass das Kasino dich hat gehen lassen, bevor man dich medizinisch versorgt hat. Diese Frau hatte wohl eher Krallen als Nägel.“ Sie schüttelte empört den Kopf. „Schlimm genug, dass du verletzt worden bist. Aber falls diese Verrückte vorher auch noch mit Münzen an den Maschinen gespielt hat, waren ihre Hände vermutlich total verdreckt.“
„Hat sie nicht.“ Er empfand ein seltsames Gefühl im Herzen, weil sie sich so entschlossen um ihn kümmerte. „Sie hat Blackjack gespielt, bevor sie angefangen hat, den Croupier und die anderen Spieler lauthals zu beleidigen.“
„Trotzdem.“
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