Lady Sunshine und Mister Moon
buhlten um ihre Aufmerksamkeit und machten ein großes Brimborium um Buster. Der Hund wirkte ganz froh, sein Hinterteil auf dem Boden absetzen zu können, und ließ die Kinder sein Fellbüschel zwischen den Ohren zerzausen und sich hinter den Ohren kraulen. Seine lange rosa Zunge hing ihm seitlich aus der Schnauze. Und Carly war ein einziges großes Lächeln. Sie sah aus, als wäre sie in ihrem eigentlichen Element, als sie jedes Kind in ihrer Reichweite umarmte und an sich drückte.
Was so ziemlich alle Kinder betraf.
„Marguerite, du bist mindestens zehn Zentimeter gewachsen seit letztem Jahr!“, rief sie und schenkte diesem Mädchen einen Moment lang ihre komplette Aufmerksamkeit, bevor sie sich einem ungefähr elfjährigen Jungen widmete. „Jacob! Oh mein Gott – bist du das? Sieh sich einer diese tollen Haare an!“ Lachend zerzauste sie einen brünetten Lockenschopf, bevor sie ihre Hand ausstreckte, um Wolf zu sich zu ziehen. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Das letzte Mal, als ich Jacob gesehen habe, war er so kahl wie eine Billardkugel“, erklärte sie, während sie immer wieder die Haare des Jungen berührte. Das hatte Wolf sich inzwischen schon selbst zusammengereimt.
Dann widmete sie sich wieder den Kindern. „Das ist mein Freund Wolfgang“, erklärte sie ihnen. „Ihr müsst ihm ein bisschen Raum zum Atmen zu lassen. Sein Neffe wohnt bei ihm, aber er ist es nicht gewöhnt, mit so vielen Kindern auf einmal zusammen zu sein.“ Als die Kinder den engen Kreis um wenige Zentimeter öffneten, stellte sie ihm jeden Jungen und jedes Mädchen vor. Sie nannte nicht nur ihre Namen, sondern hatte zu jedem Kind etwas Persönliches zu sagen.
Als die Kinder einige Zeit später mit Buster im Schlepptau loszogen, hatte Wolf einen völlig neuen Eindruck von Carly gewonnen. Voller Respekt betrachtete er, wie sie von Gruppe zu Gruppe zog und mit Eltern oder Kindern ein paar Worte wechselte. Ihm hätte es durchaus genügt, im Hintergrund zu bleiben, während sie mit ungefähr einem Dutzend Leuten sprach, aber sie bestand darauf, ihn allen vorzustellen und in jede Unterhaltung einzubeziehen. Was ziemlich unkompliziert war, weil sie überall im Mittelpunkt stand. Er hatte nichts zu tun, als Höflichkeiten auszutauschen. Den Rest erledigte sie.
Oder die Familien, mit denen sie sprach. Das machte es Wolf leicht. Denn auch wenn sie ihm freundlich und offen begegneten – es war Carly, die sie wirklich sehen wollten. Einige Eltern erzählten ihm davon, wie Carly und ihre Tiere die Kinder durch die schlimmste Phase ihres jungen Lebens begleitet hatte, aber auch ohne diese Lobeshymnen war Wolf längst klar geworden, wie sehr diese Menschen Carly bewunderten. Wie sehr sie sie vergötterten.
Und er hatte sie bei mehr als einer Gelegenheit beschuldigt, sich unverantwortlich zu verhalten.
Etwa eine Stunde später hörte er zwischen einigen Bissen in seinen Hotdog, wie eine Frau Carlys Namen rief. Das war eigentlich nichts Besonderes; die Menschen riefen nach ihr, seit sie angekommen waren. Doch Carly hob den Kopf und sah in die Richtung, aus der die Stimme kam. Einen winzigen Augenblick lang flog ein Schatten über ihr Gesicht. Es nahm einen so merkwürdigen Ausdruck an, dass seine Alarmsysteme sofort ansprangen. Dann drückte sie ihm ihren halb angebissenen Hotdog in die Hand und bahnte sich einen Weg durch die lachende und schwatzende Menge.
Die beiden Frauen hielten sich einen Moment lang fest in den Armen, bis die ältere von beiden sich löste und Carly oberhalb der Ellbogen fasste, um sie genau zu betrachten. Sie wechselten ein paar Worte, bevor sie sich erneut umarmten, aber Wolf war zu weit weg, um etwas verstehen zu können. Als sie sich diesmal aus der Umarmung lösten, murmelte Carly der Frau etwas zu, nahm ihre Hand und führte sie zu ihm.
Er schluckte den letzten Bissen von Carlys Hotdog hinunter, den er gedankenlos aufgegessen hatte, und untersuchte seine Hände verstohlen auf Senfflecken.
„Marilyn, ich möchte dir gerne Wolfgang Jones vorstellen. Wolf, das ist Marilyn Bradley. Ihr Sohn David war das erste Kind gewesen, das ich besucht habe, als ich vor über vier Jahren mit dem Tiertherapieprogramm angefangen habe.“
Da er kein Kind sah, das in der Nähe herumlungerte, schaute er Carly fragend an. „Ist er bei der Rasselbande, die Buster und dich vorhin so stürmisch begrüßt haben?“
Carlys betroffener Blick verriet ihm noch bevor Marilyn etwas sagte, dass er in ein Fettnäpfchen
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