Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
die Tatsache, dass sie als Modell fungieren sollte und das auch noch auf einem Pferd. Aber da sie in der Kindheit einige Reitstunden gehabt hatte, traute sie es sich durchaus zu wenn es denn nur ein braves Pferd wäre.
Während Lexa mit glühenden Wangen von ihrer Reitstunden in der Kindheit auf dem Pferdehof erzählte, vertiefte Yvette sich abwesend in die Gesichtszüge der kleinen Sängerin. Sie freute sich darauf, Lexa für das Fotoshooting das Makeup kreieren zu dürfen und machte sich schon mal Gedanken über den Aufwand, der bei Lexa nötig wäre. Ihre geschulten Augen erfassten eine wunderbar makellose, sehr zarte und leicht durchscheinende Gesichtshaut mit einem schmalen Mund und genauso fein geschwungenen Augenbrauen. Die Augen hatte Lexa mit einem schwarzen Kajal zu starken „Smokey Eyes“ betont- viel zu dunkel für das zarte Gesicht. Yvette würde Lexa für die Fotos sehr dezent schminken, ohne viel Grundierung, mit ein wenig pfirsichfarbenem Rouge die Wangen betonen und den wasserblauen Augen einen schönen Kontrast in violett oder grün geben, je nach Farbe des Kleides.
Als Lexa Yvettes intensiven Blick bemerkt e, machte sie verschmitz, verschiedene übertriebene Gesichtsausdrücke. Alle drei brachen in schallendes Gelächter aus. Besonders Yvette wurde endlich etwas lockerer. Verzweifelt versuchte Lexa sich zusammenzureißen, da ihr nächster Auftritt kurz bevor stand.
Sie nahm noch einen großen Schluck aus ihrem Cocktailglas und schritt wieder auf die Bühne.
Sie trat hinter das den 60er- Jahren nachempfundene Standmikrophon, hob den Blick und wartete gelassen darauf, dass Ruhe im Club einkehrte. Erst als sie sich der Aufmerksamkeit der Menge sicher war, gab sie mit einer zarten Geste den Musikern hinter ihr ein Zeichen zu beginnen. Der Erste strich mit zwei Pinseln an einem auf Snare, Hi-Hat und Becken reduzierten Schlagzeug ein sehnsüchtiges Intro, worauf ein Klavierspieler und der Kontrabassist einsetzten. Sodann vollendete Lexa mit ihrer Stimme das laszive Bluesstück. Trotz ihrer zarten Statur hatte sie eine bemerkenswert kräftige Stimme, die sich oszillierend im Raum verteilte und auch die letzten abgelenkten Zuhörer in ihren Bann zog. Die Schwingungen durchfluteten den schummrigen Raum und fanden die tiefen Windungen der Gehörschnecken der lauschenden Gäste und brachten diese zum vibrieren.
Auch die Damen des Zirkels, ja auch die Plaudertaschen Katharina und Brigitte, waren ganz still und horchten Lexas Gesang.
Kim wiegt e sich im Rhythmus der Melodie in Glenns Armen, der sie, hinter ihr stehend, im Arm hielt. Dabei küsste er ihr zärtlich auf den Scheitel und sog berauscht ihren Duft ein.
Linda
Linda wollte dieses Wochenende ihrer Tochter, aber auch der Ausarbeitung der Fotosession widmen.
Den Freitagabend ließen sie, ganz schön erschöpft von dem aufregenden Tag, auf dem Sofa ausklingen.
Linda und Sophie hatten beschlossen es sich gemütlich zu machen und auf dem Heimweg leckere Sachen eingekauft. Zusammen hatten sie etwas Gemüse zum knabbern zu recht geschnitten und einen Quark Dip mit frischen Kräutern angerührt. Dazu gesellten sich für den bequemen Fernsehabend eine Glasschale mit Paprikachips, ein Schälchen mit in mundgerechte Stücke zerbrochener Marzipanschokolade und Sophies Lieblingsgummitiere, grüne Frösche mit weißem Schaumgummi. Alles stand verführerisch auf dem Sofatisch neben zwei Gläsern Apelschorle.
Bereits Lindas Eltern hatten ab und zu derartige ungesunde Leckereien zu Fernsehabenden, gerne Samstags abends zu r Sendung „Wetten dass“, aufgetischt. Für Linda symbolisierten diese Abende Vertrautheit und Zusammengehörigkeitsgefühl. Noch schöner hätte sie es gefunden, wenn ein passender, liebevoller Mann und Vater ihre kleine Familie vervollständigt hätte. Einer, auf den sie sich verlassen konnte, der genau so für sie da wäre wie sie für ihn und der ihre fürsorgliche Art nicht ausnutzen würde.
Zu ihrem Wesen gehört e es, dass sie für Menschen, die sie liebte, nahezu aufopferungsvoll da war. Dabei vergaß sie sich selbst viel zu oft und stellte ihre eigenen Wünsche und Meinungen hinten an.
Bei ihrem Mann Marvin war sie an jemanden geraten, der dies nur zu gerne ausnutzte und im Laufe ihrer Ehe, die etwas mehr als sieben Jahre gehalten hatte, immer mehr forderte und sie immer stärker einschränkte. Ihr Bedürfnis nach Harmonie führte dazu, dass sie oft zurücksteckte und viel zu oft des Friedens Willen Grobheiten und
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