Ladys Zirkel: Die Fotografin (German Edition)
was man unter den Papierbergen davon erahnen konnte. Ansonsten stand überall irgendwelches Zeug herum. Werbeaufsteller, Dekofiguren für das Café, wundervolle Bilder und Spiegel die irgendwann die Wände des Cafés zieren sollten oder es bereits getan haben und so manches mehr. An einer Wand standen zwei Kleiderstangen mit allerlei Klamotten. Der grobe Holzfußboden und die hohe Decke verliehen dem Raum die Atmosphäre einer alten Fabrik. Dazu passte auch, dass die Wände aus den rohen roten Ziegelsteinen bestanden und nicht tapeziert waren. Neben einem der Sofas stand eine große Profikaffeemaschine, auseinander genommen und wartete auf eine gnädige Reparatur. Das war mit Sicherheit Tom´s Werk. Katharinas Mann war handwerklich gesehen ein Gott, allerdings hatte er das gleiche Talent, Dinge zu beginnen und dann nicht fertig zu stellen wie seine Frau Katharina.
Zu Katharina gewand sagt e Yvette:
„Unsere Neue sitzt unten in deinem Café und gefällt mir gar nicht. Ich habe mich heute mal wieder an ihre Fersen geheftet, um zu sehen, wie sie vorankommt. Ihre Kleine wird heute bis zum Nachmittag in der Schule sein, weil da irgendeine Veranstaltung stattfindet, habe ich gehört. Und was fängt sie mit dieser wertvollen Zeit an? Nichts! Sie läuft den halben Tag planlos durch die Stadt und landet dann zufällig in deinem Café und sieht sich frustriert die Leute an. Ich habe ihre Blicke auf mich gesehen, die sagten, lass mich doch sein wie sie. Wenn sie wüsste, wie hart man dafür arbeiten muss und das man nicht durch bloßes Abwarten erfolgreich wird.“ Den leicht arroganten Tonfall in Yvettes Stimme bemerkend erwiderte Katharina:
„Ja, ist ja gut. Sei doch nicht so hart. Sag mir bloß nicht, dass du solche Tage nie hattest, wo du dich einfach nicht aufraffen konntest , um dein Business voran zu treiben. Wahrscheinlich hat sie einfach nicht so viel Ergeiz wie du, um das alles zu bewerkstelligen. Und wenn mir mein Gedächtnis keinen Streich spielt, wage ich mich zu erinnern, dass bei dir damals auch nicht alles so glatt gelaufen ist“, erwiderte die Cafébesitzerin. Sie war eine Person, die nicht mit ihrer Meinung haushielt und direkt sagte was sie meinte.
Leicht ertappt antwortet e Yvette:
„Ach, lass uns nicht von mir sprechen. Hast ja Recht. Trotzdem hat mich der Ergeiz gepackt. Und wenn ich etwas möchte, dann kann ich ganz schön hartnäckig sein. Ich möc hte, dass Linda erfolgreich ist“. Katharina kannte sie wie wenige andere und sah ihr ihre Ratlosigkeit an. Während die hübsche Kosmetikerin weiter erzählte, hatte sich ein niedergeschlagener Blick in ihr gepflegtes Gesicht geschlichen. „Ich habe mich schon arg gefreut, dass Kim mich als Vertraute für unseren neuen Schützling eingesetzt hat. Aber jetzt wo ich sehe wie Linda sich hängen lässt, merke ich wie viel Verantwortung das bedeutet.“ Katharina versuchte sie zu beruhigen: „Dafür sind wir doch ein Team, damit nicht eine allein die Verantwortung trägt. Lass uns einfach mal überlegen, wie wir sie aus diesem Tief herausholen können. Jetzt setz dich schon auf das Sofa, der Cappuccino wird kalt.“ Sie lud Yvette mit einer lässigen Kopfbewegung zur Sitzgarnitur ein. Geschmeidig ließ Yvette sich auf einem der Sofas nieder und meinte: „Recht hast du. Also, wodurch wird man selbstbewusster? Ich glaube nämlich, fehlendes Selbstwertgefühl ist im Moment das größte Hindernis für Linda, um weiter zu machen.“ Katharina überlegte: „Selbstbewusst ist man, wenn man sich wohl fühlt“.
Und Y vette führte weiter aus: „Stimmt, und wohler fühlt man sich, wenn zumindest das Optische stimmt und es einen nach außen etwas stärker erscheinen lässt. Das Innere folgt dann meist. Man identifiziert sich mit dem was man trägt. Wenn man in ein bestimmtes Business einsteigen möchte, sollte jeder das auch gleich wahrnehmen. Also müsste ihr Styling besser abgestimmt werden. Das wäre schon mal ein erster Schritt. Aber wie soll sie sich ein neues Outfit leisten? Und wie bekommen wir sie zu dieser Veränderung?“
Katharina hat te da eine Idee: „Wir müssen sie irgendwie in Brigittes Boutique locken und dort müsste es dann aus irgendeinem Grund einen Sonderrabatt für sie geben.“ In Gedanken sah Katharina ihre Freundin, ebenfall ein Mitglied des Zirkels vor sich. Die dralle Mittfünfzigerin verkörperte die klassische Boutiquebesitzerin für Damenmode in den Augen der Cafébetreiberin. Selbst war Brigitte immer topmodisch gekleidet
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