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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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ihn seitlich ans Gesicht.
    Die Augen flattern auf, und sein Blick ist leer.
    Ich warte.
    Schließlich hebt er den Kopf und sieht sich um. Es dauert eine Minute, bis er merkt, wo er ist, und dann fangen seine Lippen an zu zittern.
    »Was wollen Sie?«
    Ich weiß nicht, ob es der Akzent ist oder die Beeinträchtigung durch die Schläge, aber die herausgegrummelten Worte vermischen sich, sodass sie schwer zu verstehen sind.
    »Sie erinnern sich an mich?«
    Er dreht den Kopf hin und her, nimmt von dem Raum so viel wie möglich auf, ignoriert mich. Ich frage ihn erneut und als er wieder nicht antwortet, drücke ich meinen Daumen gegen den Keil in seinem Finger.
    Das erregt seine Aufmerksamkeit.
    Als er sich beruhigt, frage ich ihn erneut.
    Der Mann schüttelt den Kopf. »Ich kenne Sie nicht.«
    Ich zeige ihm meine linke Hand mit dem fehlenden Finger, und in seinen Augen geht eine Veränderung vor.
    »Nein, nein, nein«, sagt er. »Bitte nicht.«
    »Wer sind Sie?«
    »Es war nur ein Job«, sagt er. »Ich wollte niemandem was tun, nichts Schlimmes, ich schwör ...«
    »Ein Job?«
    Er nickt. »Nur ein Job.«
    »Wer hat Sie beauftragt?«
    Er murmelt etwas. Ich beuge mich tief über ihn, und er zuckt zusammen, drückt die Augen zu.
    »Ich will einen Namen. Nennen Sie mir Ihren Auftraggeber.«
    Er fängt wieder an zu murmeln, und als ich das nächste Mal spreche, muss ich mich zwingen, meine Stimme ruhig zu halten.
    »Der Mann, der Sie hierher gebracht hat«, sage ich. »Der das mit Ihrer Hand gemacht hat? Er wartet draußen.«
    Ich merke, wie sein Atem stockt.
    »Er will sehen, ob Sie mir sagen, was ich wissen will. Wenn Sie das tun, können Sie nach Hause gehen. Wenn nicht, kommt er wieder rein.«
    Der Schrank wimmert: »Ich bin nur ein Bäcker.«
    Ich ignoriere ihn. »Ich kann Ihnen nicht sagen, was er macht, denn er ist zu absolut allem fähig.«
    Der Mann schüttelt den Kopf. Jetzt fließen Tränen.
    Ich berühre den Keil. Der Mann zuckt und gibt ein hohes Jaulen von sich, das ganz tief aus der Kehle kommt.
    »Sagen Sie mir, wer Sie beauftragt hat.«
    »Wir wollten eine Bäckerei aufmachen, wir wollten nicht ...«
    »Wer ist wir?«
    »Mein Bruder«, sagt er. »Wir sind hergekommen, wir mussten da weg, sie hätten uns getötet, wenn wir geblieben wären.«
    »Von wo weg?«
    »St. Petersburg. Sie haben ihn auf der Straße aufgehängt, vor unserer Mutter. Sie wollten ihn sterben lassen.«
    Ich schaue an ihm vorbei zu dem Mann in der Ecke.
    Er erwidert den Blick ohne Angst.
    »Jemand hat Sie beauftragt, mir den Finger abzuschneiden?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht.« Er hustet, und Blut spritzt über den Tisch. »Man hat uns gesagt, wo Sie sein würden und was wir tun sollten. Es gab sehr genaue Anweisungen.«
    Der Mann sieht nach unten und beginnt, zu sich selbst von einem Neuanfang zu flüstern, dass er so ein Leben nicht führen will. Beim Reden läuft ihm eine lange Spur von Blut und Speichel aus dem Mund auf das Hemd.
    Ich bücke mich und sage: »Ich will einen Namen.«
    Der Mann schüttelt den Kopf.
    »Nennen Sie mir einen Namen, und Sie und Ihr Bruder können gehen. Aber ich frage jetzt zum letzten Mal. Wenn Sie es mir nicht sagen, gehe ich weg, und dann ...«
    »Nein, bitte nicht.«
    »... kommt mein Freund zurück.«
    »Ich habe ihn nur einmal gesehen.«
    »Letzte Chance.«
    »Das war ein Cop.«
    Ich höre auf zu reden.
    »Er hat uns gesagt, wir würden in die Heimat abgeschoben, wenn wir nicht einwilligen, ihm zu helfen.« Er sieht mich flehentlich an. »Wir können nicht zurück. Die bringen uns beide um.«
    »Wer war das?«
    »Er hat uns Geld gegeben. War nur ein Job, ich schwör!«
    »Wie hieß er?«
    »Ich habe ihn nur einmal gesehen.«
    Schnell greife ich nach seiner Hand. Er zuckt auf dem Stuhl zurück und brüllt.
    »Den verdammten Namen!«
    »Ich ...« Er zögert. »Nolan. Dan Nolan.«
    Ich sage nicht sofort etwas. Ich kann nicht. Meine Kehle ist zugeschnürt, und der Boden unter mir scheint zu weit weg.
    Ich bücke mich, auf Augenhöhe, und bitte ihn, es mir noch mal zu sagen.
    »Nolan hieß der. Ich schwör bei der Jungfrau Maria. Das ist alles, was ich weiß. Bitte.«
    Die Luft in meinem Rachen schmeckt schal.
    »Ich will, dass Sie sicher sind.«
    »Ich weiß nicht mehr, wirklich nicht.«
    »Der Name, sind Sie sicher wegen des Namens?«
    Der Mann nickt.
    »Sie haben eine Dienstmarke gesehen? War das ein Detective?«
    »Ja, ich glaube, ich weiß es nicht. Bitte, Sie haben gesagt, dass wir gehen

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