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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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einflößte, es gab da draußen Schlimmeres für ein Kind. Bei ihm war ich wenigstens in Sicherheit.
    Jetzt, rund fünfzehn Jahre später, überlege ich, wie viel sich inzwischen verändert hat. Das Feldbett und die Wolldecke sind weg, aber soweit ich das beurteilen kann, ist das auch schon alles.
    Ich strecke den Arm aus und lösche das Licht.

– 27 –
    »Steh auf, Jake.«
    Ich mache die Augen auf. Das Zimmer ist dunkel, aber das Licht aus dem Flur fällt herein. Gabby steht am Fußende des Betts und hält einen Koffer hoch.
    »Was ist das?«
    »Ich habe dir hier drei Kombinationen besorgt. Wenn du mehr brauchst, ist das deine Sache.« Er stellt den Koffer auf den Boden, dann greift er in seine vordere Tasche und zieht eine Börse heraus. Er hält sie hoch und schüttelt sie in der Luft, bevor er sie mir zuwirft. »Du kannst es mir später zurückzahlen.«
    Ich hebe die Börse auf.
    Sie ist prallvoll mit Scheinen.
    »Wie viel ist da drin?«
    »Rund tausend Dollar«, sagt Gabby. »Das war alles, was ich im Haus hatte, also muss das erst mal reichen.«
    »Ich brauche das nicht. Ich habe Geld.«
    »Nimm es trotzdem, für alle Fälle.«
    Langsam richte ich mich auf, doch nicht langsam genug. Der Schmerz in meiner Nase dringt bis in den Hinterkopf, und ich schließe die Augen fest, um dagegen anzukämpfen. »Ich mache dir einen neuen Verband, bevor du gehst«, sagt Gabby. »Du siehst furchtbar aus.«
    »Das mach ich diesmal selbst.«
    »Wie du willst, aber mach schnell. Dein Flug geht in ein paar Stunden.«
    Er geht hinaus und lässt mich allein.
    Ich schiebe die Decken weg, dann lasse ich die Beine über die Bettkante gleiten, bis die Füße den Boden berühren. Er ist eiskalt, und eine Sekunde lang lenkt mich das von meinen Kopfschmerzen ab.
    Dann ist der Moment vorbei.
    – – –
    Nach dem Duschen stehe ich am Waschbecken und erneuere den Verband auf meiner Nase. Die Prellung ist heute dunkler, aber die Schwellung ist abgeklungen, und das Rasseln ist nicht mehr da, wenn ich atme.
    Ich höre Dianes Stimme im Hinterkopf, die mir sagt, dass mit einem frischen Verband und ein paar sauberen Kleidern eine Chance besteht, dass selbst ich manierlich aussehen könnte.
    Darüber muss ich lächeln, und als ich die Augen schließe, bricht mir wieder das Herz.
    Als ich fertig angezogen bin, schließe ich den Koffer und gehe ins Wohnzimmer.
    Gabby wartet auf mich.
    Er steht vor dem bodentiefen Fenster, in einer Hand eine Kaffeetasse, in der anderen eine Zigarette. Draußen ist der morgendliche Himmel eine Wand aus Farbe – Orange, Violett und Rosa – als wäre der ganze Himmel Teil der Sonne.
    Ich stelle den Koffer an die Haustür.
    Gabby sieht mich an, trinkt einen Schluck Kaffee und sagt: »Dein Chauffeur wartet unten.«
    »Gibt’s was Neues von Kevin?«
    Er schüttelt den Kopf. »Da kommt auch nichts mehr. So enden diese Geschichten nicht.«
    »Was ist mit Nolan?«
    »Noch nicht.« Er stellt die Kaffeetasse auf den Tisch. »Komm, ich bring dich raus.«
    Ich greife mir den Koffer, wir gehen nach unten in die Werkstatt und zur Haustür hinaus. Eine schwarze Limousine wartet vordem Haus. Ich sehe daran vorbei auf den leeren Parkplatz auf der anderen Straßenseite.
    »Wo ist Nolans Wagen?«
    »Ich habe ihn zu den anderen schaffen lassen«, sagt Gabby. »Eine Sorge weniger.«
    Ich nicke, aber besorgt bin ich immer noch.
    Inzwischen ist Nolans Streifenwagen ausgeschlachtet, verbrannt und in der Schrottpresse gewesen. Entweder steht er jetzt in irgendeiner Ecke auf dem Gelände oder im Anhänger eines Trucks, dessen Ziel eine weit entfernt liegende Deponie ist. Egal, ich bin sicher, dass ihn niemand jemals wiedersieht.
    Darum sollte ich mich besser fühlen, tue ich aber nicht.
    Gabby legt mir eine Hand auf die Schulter. Er erinnert mich an die Handys und sagt mir, ich solle ihn einmal am Tag anrufen.
    »Wir bleiben in Verbindung«, sagt er.
    Ich steige mit dem Koffer hinten ein. Gabby schließt die Tür hinter mir und schlägt mit der flachen Hand an den Wagen.
    Wir fahren los. Ich schaue mich nicht um.
    – – –
    Am Flughafen steige ich aus und überprüfe mein Gepäck am Bordstein. Ich bemerke, dass ein paar Leute mein Gesicht anstarren, aber ich ignoriere sie und gehe durch das überfüllte Terminal zu den Eingangsschleusen.
    Ich stelle mich an und bin darauf gefasst, beiseite genommen und gefilzt zu werden, aber als ich an der Reihe bin, sieht mich die Kontrolleurin nur an und sagt: »Das muss wehgetan haben.«
    »So

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