Längst vergangen: Thriller (German Edition)
sein.
Ich drücke erneut auf die Klingel, dann klopfe ich laut, und zwar so lange, bis ich drinnen Schritte höre. Als sich die Klinke nicht bewegt, klopfe ich erneut.
Diesmal gibt es ein metallisches Klicken, und die Tür öffnet sich ein paar Zentimeter. Ein halbes Gesicht starrt mich an.
»Wer zum Teufel sind Sie?«
»Wo ist Gabby?«
»Ich habe gefragt, wer zum Teufel sind Sie?«
Ich will ihm sagen, dass ich eine beschissene Nacht gehabt und keine gute Laune habe, aber das dürfte man mir auch ansehen. Stattdessen sage ich: »Holen Sie Gabby.«
Zuerst denke ich, der rührt sich nicht vom Fleck. Dann verschwindet das Gesicht, und die Tür schwingt auf.
Ich trete ein.
Das Gesicht entpuppt sich als einer der Typen, die ich im Keller gesehen habe, als ich aus dem Aufzug trat. Er trägt dasselbe Schulterholster, aber diesmal hält er das Gewehr in der Hand, die an der Seite herunterhängt.
»Sie waren schon mal hier.«
Ich bejahe und sage, dass ich Gabby sprechen muss.
Ich sage ihm, dass es wichtig ist.
Er sieht in mein Gesicht, dann auf mein Hemd hinunter und fragt: »Ist das Ihr Blut?«
»Zum Teil.«
Er scheint darüber nachzudenken. Dann lässt er die Waffe wieder ins Schulterholster gleiten und sagt: »Sie wissen, dass Sie nicht einfach so hier aufkreuzen dürfen.«
»Ich weiß«, sage ich. »Ist er da?«
Der Junge zeigt auf die Treppe auf der anderen Seite der Werkstatt. »Alle sind hier. Heute Abend war der Teufel los.«
Ich gehe an ihm vorbei, durch die Werkstatt und die Treppe hinauf. Auf halbem Weg öffnet sich oben die Tür und Gabby schaut zu mir herunter.
»Was ist denn mit dir passiert?«
»Nolan.«
Gabbys Augen weiten sich, und ich kann förmlich sehen, wie sich die Spannung in ihm aufbaut. Ich rede schnell.
»Er war in meinem Haus, als ich zurückkam. Er hat auf mich gewartet.«
Ich erwarte, dass er explodiert, aber vergebens. Er wirkt nicht mal überrascht.
»Wo ist er jetzt?«
»Tot.«
Diesmal ist er überrascht.
Er tritt von der Tür zurück und sieht zu seinen Füßen. Dann blickt er wieder hoch. »Sag mir nur, dass du das nicht gewesen bist.«
»Ich war das nicht.«
Ich glaube, er ist nicht überzeugt, also fange ich von vorn an. Ich erzähle ihm, wie ich Nolan in meinem Haus vorfand und er mir die Nase brach und mich zum Park fuhr. Ich erzähle ihm, was er über die beiden Männer im Keller gesagt hat, dass alles nur gespielt gewesen sei, wie er dann die Handschellen aufgeschlossen und mich laufen gelassen hat. Zum Schluss berichte ich von dem Schuss und wie ich Nolan stürzen sah.
»Du hast nicht mitgekriegt, wer das war?«
»Ich habe einen Schatten gesehen, sonst nichts.«
Gabby betrachtet meine Nase von beiden Seiten, dann geht er von der Tür weg und lässt mich rein.
Ich gehe in die Diele. Mehrere Leute sitzen im Wohnzimmer. Kein bekanntes Gesicht dabei. Ein paar reden, aber bei meinem Anblick verstummen alle.
Ich muss wohl ziemlich schlimm aussehen.
Ich frage Gabby: »Was geht hier vor?«
Er schließt die Tür und sagt: »Ich will alles hören, was Nolan gesagt hat, besonders über die beiden Arschlöcher, die wir im Keller hatten.«
In seiner Stimme ist ein Ton, der mir missfällt, und ich überlege, ob es die richtige Entscheidung war, zurückzukehren.
Ich erzähle ihm alles.
Als ich mein Gespräch mit Nolan schildere, ist es im Raum still. Alle hören aufmerksam zu.
Gabby wartet, bis ich fertig bin, dann sagt er: »Gespielt?«
»Er hat gesagt, die haben uns nur erzählt, was sie uns weismachen wollten, aber ich glaube das nicht.«
Gabby schweigt einen Moment. Dann winkt er mich zum Flur und sagt: »Geh dich waschen. Wir finden ein paar Sachen zum Anziehen für dich, dann beraten wir, was wir als Nächstes tun.« Er nimmt mir Nolans Schlüssel aus der Hand. »Hast du auf der anderen Straßenseite geparkt?«
Ich nicke.
Gabby wirft die Schlüssel einem der Männer im Wohnzimmer zu und sagt: »Das Grundstück gegenüber. Hol das Fahrzeug und bring es hinter das Haus.«
Der Mann dreht sich um und ist verschwunden.
»Was ist hier los?«, frage ich. »Wer sind diese ganzen Leute?«
»Freunde«, sagt Gabby. »Ich habe sie um Hilfe gebeten.«
»Was ist passiert?«
»Kevin wird vermisst. Er ist mit deinen beiden Freunden zum Krankenhaus gefahren und nie zurückgekehrt. Unsere Leute suchen ihn, aber bis jetzt habe ich kein Wort gehört.«
Ein eisiger Nadelstich bildet sich in meiner Brust.
Er wächst allmählich.
Gabby sieht mich an. »Weißt du
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