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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Rector
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irgendwas über diese beiden?Irgendwas, das du mir vorenthältst?«
    »Nein«, sage ich. »Nichts.«
    Gabby nickt. »Viele Augen suchen nach Kevin. Wenn er nicht bald auftaucht, suchen sie auch nach deinen Freunden.« Er starrt mich an. »Wenn ich sie wieder hierher hole, gehen sie nie wieder von hier weg.«
    »Ich dachte, die Grenze wolltest du nicht mehr überschreiten.«
    »Tja«, sagt Gabby. »Ich auch.«

– 26 –
    Ich stehe unter der Dusche und lasse das Wasser das Blut von meiner Haut spülen. Es sammelt sich rot zu meinen Füßen, dann rinnt es in den Abfluss. Ich sehe zu, bis es klar wird.
    Es dauert lange.
    Schließlich steige ich heraus und wickele mir ein Handtuch um die Taille. Alle Muskeln fühlen sich schwach an, und mein Magen revoltiert. Ich lehne mich ans Waschbecken, bis das Gefühl abebbt, dann wische ich mit der Hand den Dampf vom Spiegel.
    Lange starre ich mein Spiegelbild an.
    Meine Nase ist blau und geschwollen. Tiefblaue Flecken zu beiden Seiten breiten sich unter meinen Augen aus. Die Nasenlöcher sind blutverkrustet, und als ich zu atmen versuche, spüre ich etwas Loses tief in meinem Kopf klappern.
    Kein Zweifel, meine Nase ist gebrochen.
    Jemand klopft an die Tür, und ich mache auf.
    Gabby steht im Flur und reicht mir eine Hose und ein weißes T-Shirt. »Die sollten passen, probier sie mal an. Wenn du fertig bist, komm ins Wohnzimmer. Wir müssen unseren Plan durchgehen.«
    »Unseren Plan?«
    Gabby nickt, dann geht er weg.
    – – –
    Ich ziehe mich an, hebe meine blutbefleckte Kleidung auf und trage sie ins Wohnzimmer. Alle sind weg, bis auf Gabby, der sichmit einer Rolle Heftpflaster, etwas Gaze und einer Schere über den Couchtisch beugt.
    Im Fernseher laufen die Lokalnachrichten.
    Gabby reißt Streifen vom Klebeband und legt sie auf die Tischkante. Als er mich erblickt, zeigt er auf den Stuhl neben sich und sagt: »Setz dich. Lass mich mal deine Nase ansehen.«
    Ich halte die blutverschmierten Kleider hoch. »Was soll ich damit machen?«
    »In der Küche ist ein Beutel. Stopf sie hinein. Wir kümmern uns später drum.« Er hält inne. »Und hol dir das Geschirrtuch von der Spüle.«
    Ich gehe in die Küche und finde den Müllbeutel auf der Arbeitsplatte. Ich werfe meine Kleider hinein, dann binde ich den Beutel zu und lege ihn in die Ecke. Ich kann die muntere, emotionslose Stimme des Nachrichtensprechers im Fernsehen hören.
    Dann schnappe ich mir das Geschirrtuch bei der Spüle, gehe ins Wohnzimmer zurück und setze mich in den Sessel neben Gabby. »Sagen die etwas?«
    »Nichts Wichtiges. Vermutlich kommt es erst morgen in den Nachrichten.« Er nimmt die Schere und schneidet einen langen Gazestreifen zurecht. »Beug dich mal ein Stück vor.«
    Ich gehorche.
    Gabby nimmt das Geschirrtuch und breitet es über meinem Schoß aus. Dann hält er eine Hand hinter meinen Kopf und greift mit der anderen nach einem gefalteten Gazestreifen. Er hält die Gaze über mein Nasenbein und tastet mit den Fingerspitzen an beiden Seiten des Bruchs entlang.
    Er sagt kein Wort.
    Ich frage, was er macht, aber er bleibt stumm.
    Ich will nochmal fragen, als er fest auf meine Nase drückt.
    Der Schmerz ist überwältigend, und mitten in meinem Kopf höre ich etwas knacken. Ich gebe einen kehligen Laut von mir und will zurückweichen, aber Gabby hält mich fest, sodass ich mich nicht rühren kann.
    »Still halten, verdammt noch mal!«
    Meine Augen tränen, und ich spüre, wie mir das Blut über das Gesicht läuft und ins Geschirrtuch tropft. Ich verwünsche mich, weil ich das nicht vorausgesehen habe.
    Gabby lässt meinen Hinterkopf los und greift sich einen der Pflasterstreifen vom Tisch. Er legt ihn auf die Gaze und drückt ihn fest. Dann klebt er noch einen Streifen unter meine Nase und zwei weitere an die Seiten. Als sie alle an Ort und Stelle sind, lehnt er sich zurück und prüft sein Werk.
    »Sieht gut aus«, sagt er. »In ein paar Monaten merkt keiner mehr, dass sie je gebrochen war.«
    »Du hättest mich vorwarnen können.«
    »Warum, hätte es weniger wehgetan?«
    »Es geht ums Prinzip.«
    Gabby schüttelt den Kopf. »Ums Prinzip.« Er lacht leise und greift nach seinen Zigaretten auf dem Tisch. Er zündet sich eine an und beobachtet mich durch den Schwall von Rauch.
    Meine Nase puckert unter dem Verband. Ich versuche, den Schmerz zu ignorieren und darüber wegzukommen, aber das kann ich nicht.
    »Wo sind alle hin?«
    Gabby nimmt einen Zug seiner Zigarette, dann entfernt er etwas Tabak von

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