Laennaeus, Olle
dann irgendwas Undeutliches auf Schwedisch,
das er auch nicht begriff. Aber sie kamen näher, waren bereits auf Höhe des Brunnens,
und der Größere von beiden hielt noch immer das Brecheisen in der Hand, während
der andere mit den Händen herumfuchtelte und schließlich einen Gegenstand aus seinem
Hosenbund zog. Eine Waffe? Aus ihren Kehlen drang ein wirres Kauderwelsch, während
dem Alten vor Wut und Schrecken der Kopf rauchte, bis er plötzlich den Kolben an
seiner Wange spürte. Ohne zu zögern, drückte er den Abzug, zweimal schnell hintereinander,
und die beiden Männer wurden wie Marionetten gegen die Hauswand geschleudert.
Der Geruch von Schießpulver stach ihm
in die Nase. Mechanisch klappte er die Schrotflinte auf und schüttete die leeren
Hülsen auf den Rasen.
Dann wusste er nicht recht, was er
tun sollte.
Er betrachtete seinen Hund. Fühlte
sich leer. Sie sah so klein aus, die alte Hündin, jetzt, wo sie tot war.
D ie Rechtsanwaltsvilla
liegt direkt neben dem Altersheim in einem dunklen Garten, umgeben von knorrigen
Obstbäumen.
Eine hohe Fliederhecke schützt vor
neugierigen Blicken. Der Efeu, der sich an den spitz zulaufenden Giebeln aus Ziegelsteinen
windet, hat einen Stich ins Schwarze. Im Schatten der akkurat gemähten Rasenfläche
riecht es modrig, obwohl die noch unreifen Äpfel kaum größer sind als Hasenkötel.
Das Haus strahlt Kühle aus.
Auf der kleinen gepflasterten Fläche
vor der Garage steht ein Mercedes, dunkel glänzend wie ein Leichenwagen.
Konrad zögert einen Moment, bevor er
klingelt. Dann macht er zwei Schritte zurück und wartet auf den Bediensteten, der
ihm mit steifer Haltung die Tür öffnen, ihn mit herablassendem Blick würdigen und
mit gespenstischer Stimme auffordern wird, ihm durch düstere Korridore zu folgen.
Aber nichts dergleichen geschieht, und er klingelt noch einmal. Die schwere Eichentür
bewegt sich noch immer nicht. Der Türklopfer aus Gusseisen ist massiv wie ein Amboss
in einer Schmiede. Er hebt ihn an, lässt ihn dann los, und es dröhnt, Metall auf
Edelholz.
Im selben Augenblick wird die Tür geöffnet.
«Hallöchen!», ruft ein Mädchen und
macht sofort wieder auf dem Absatz kehrt, sodass ihr kurzer karierter Rock hochwirbelt.
Sie ist blond und duftet nach Veilchen, mehr kann Konrad nicht wahrnehmen, weil
sie bereits wieder im Flur verschwunden ist. Doch kurz darauf reckt sie erneut ihren
flachsfarbenen Schopf hervor.
«Kommen Sie doch rein! Biggan erwartet
Sie schon.»
Sie sieht ihn mit großen Augen auffordernd
an, kaut frenetisch und bildet dann ungeduldig eine riesige Kaugummiblase vor
dem Mund. Die Blase platzt mit einem Knall, dann kaut sie weiter.
Mit einem Kopfnicken fordert sie ihn
auf, ihr zu folgen.
Die Tür zu Birger B.Berelius' Arbeitszimmer
ist angelehnt. Sie schiebt sie mit einem Kick aus der Hüfte ganz auf und bedeutet
ihm mit dem Daumen hineinzugehen. Der Mann im Anzug hat sich bereits aus seinem
Bürostuhl erhoben.
«Willkommen, Konrad, setz dich.» Er
reicht ihm eine blasse Kontoristenhand und macht eine einladende Geste in Richtung
Besucherstuhl.
«Kaffee?»
«Ja, gern. Mit etwas Milch, wenn es
geht.»
«Emma, kannst du uns zwei Tassen bringen?»
Das Mädchen seufzt genervt. «Die Thermoskanne ist leer.»
«Dann setz doch bitte neuen auf.»
«Aber du hast doch gesagt, ich soll
Pause machen.»
Der Rechtsanwalt lächelt angestrengt.
«Vielleicht kannst du mit der Pause
ja ein paar Minuten warten, meine Liebe.»
Sie verdreht die Augen und wendet sich
mit beleidigter Miene zum Gehen. «Ich bin, verdammt nochmal, nicht deine Liebe»,
zischt sie kaum hörbar zwischen den Zähnen hervor, während sie aus dem Zimmer rauscht.
«Meine Nichte. Sie brauchte einen Ferienjob.
Du musst entschuldigen ...»
Konrad nickt und lässt seinen Blick
durch den Raum schweifen. Der Schreibtisch ist wuchtig und aus einem dunklen Holz.
Auf dem Fußboden liegt ein dicker Orientteppich. Die eine Wand ist mit Bücherregalen
bedeckt, die mit gebundenen Jahrgängen des Neuen Juristischen Archivs, alten Rechtsanwaltsverzeichnissen
sowie diversen Zeitschriften gefüllt sind. Auf der anderen Seite hängen Porträts
von drei Generationen der Berelius, den kleinen Messingtäfelchen auf den Rahmen
nach zu urteilen alle Mitglieder der Schwedischen Rechtsanwaltkammer. Konrad erkennt
Birger den Jüngeren auf einem der Ölgemälde wieder, das in etwas helleren Farbtönen
gemalt ist.
Der Mann hinter dem Schreibtisch hat
allerdings ein paar Kilo
Weitere Kostenlose Bücher