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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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humpelte in die Küche und holte
die Kaffeedose aus der Speisekammer. Stellte einen Topf mit Wasser auf den Herd,
füllte Kaffeepulver in den Filter und setzte sich dann auf einen Küchenstuhl und
wartete darauf, dass das Wasser kochen würde. Die alte Kuckucksuhr an der Wand,
die Rut als Andenken an ihren ersten und zugleich letzten Auslandsurlaub gekauft
hatte, eine Busreise in die Alpen, zeigte Viertel nach vier an.
    Muss sie heute reparieren, fuhr es
ihm durch den Kopf. Schon vor ein paar Wochen war der dämliche Kuckuck nicht mehr
wie sonst zur vollen Stunde herausgehüpft, um zu rufen. Und obwohl er damals geflucht
hatte, weil er dagegen war, als Rut sie in St. Anton kaufte, fand er sie mit den
Jahren ganz annehmbar, da sie eine gewisse Gemütlichkeit verbreitete, das musste
er zugeben. Wahrscheinlich musste er nur eine Feder erneuern.
    Draußen war es hell geworden, aber
es würde noch dauern, bis die Sonne über den Hügeln und Kornfeldern auftauchte.
Die Weidenallee, die hinunter zur Landstraße führte, lag verlassen da. Lediglich
einige Krähen machten sich am Fallrohr der Dachrinne zu schaffen; dass sie verdammt
nochmal bloß nicht wieder im Schornstein ihr Nest bauten. Muss wohl mal den Schornsteinfeger
kommen lassen.
    Dann erblickte er etwas, das nicht
dort hingehörte. Direkt hinter der Wegbiegung stand ein Auto. Zum größten Teil
wurde der Wagen von den Weiden und dem Weizenfeld verdeckt, aber einen Teil der
Windschutzscheibe und das Dach des weißen Autos konnte er dort hinten zumindest
ausmachen. Er stützte sich auf die Fensterbank und blinzelte. Alles war still.
    Wer kann denn um diese Uhrzeit schon
was von mir wollen?, dachte der Alte.
    Die Seniorenhilfe würde nicht vor Donnerstag
kommen. Der Briefträger tauchte nie vor dem frühen Nachmittag auf. Die Zeitung hatte
er bereits vor langer Zeit abbestellt.
    Und jemand anderen sah er heutzutage
eigentlich selten hier draußen.
    Als er das Wasser kochen hörte, stand
er auf und goss es in den Filter. Er spürte, wie seine Hand leicht zitterte. Es
irritierte ihn.
    Plötzlich nahm er unmittelbar vor dem
Fenster eine Bewegung wahr. Ein flüchtiges Vorbeihuschen, als hätte jemand einen
kurzen Blick hereingeworfen und dann den Kopf wieder zurückgezogen. Sein Puls schnellte
in die Höhe. Wer zum Teufel ...?
    Er stellte den Topf mit einem dumpfen
Schlag ab, sodass das Wasser überschwappte und auf der Herdplatte zischte. Auf halbem
Weg zur Tür hielt er inne.
    Die Schrotflinte! Und die Patronen,
wo zum Teufel hat er nur die Schachtel mit den Patronen hingelegt?
    Dann klopfte es an der Tür.
    Drei zögerliche, nicht besonders laute
Schläge.
    Der Alte stand reglos da und horchte.
Er hörte ein leises Gemurmel, konnte aber kein Wort verstehen.
    Um diese Uhrzeit kommt doch weiß Gott
keiner mit ehrenhaften Absichten vorbei, dachte er.
    Zum Glück hatte er auf die Anweisung
der Polizei gepfiffen. Das Gewehr in einen Tresor zu schließen, der ein halbes
Vermögen kostete. Blödsinn!
    So leise er konnte, öffnete er den
Kleiderschrank und nahm die Waffe heraus. Die Munition lag in der Kommode. Warf
einen raschen Blick auf das schwarz-weiße Hochzeitsfoto im Goldrahmen, das ein
halbes Jahrhundert alt war, und schob dann zwei Patronen in den Lauf, ohne dabei
allzu sehr zu zittern. Der blank gewetzte Kolben der Schrotflinte flößte ihm Ruhe
ein. Er fuhr sachte mit der Hand darüber.
    Das Schloss der Hintertür war gut geölt,
sie glitt, ohne einen Laut von sich zu geben, auf. In Wollsocken und langen Unterhosen
schlich er um die hintere Hausecke. Von dort sah er den Wagen deutlicher. Ein rostiger
alter Nissan. Der linke Kotflügel war verbeult und der Scheinwerfer zerbrochen.
    Vorsichtig linste er um die nächste
Hausecke. Da lag der Hund. Auf dem Rasen, direkt neben dem Wermutstrauch. Leblos.
«Was zum Teufel!»
    Gerade als der Alte losstürzen wollte,
erblickte er die beiden jungen Männer. Sie standen direkt neben der Tür und fuhren
herum, sichtlich überrascht. Einer von ihnen hielt eine Brechstange in der Hand.
Der andere starrte ihn mit offenem Mund verdutzt an.
    «Was zum Teufel nochmal habt ihr vor,
ihr verdammten Hurensöhne!»
    Er spürte, wie sein Gehirn in Wallung
kam. Hinter seinen Schläfen dröhnte es wie von Kirchenglocken. Sein Blick flackerte
unruhig zwischen der Hundeleiche und den Einbrechern hin und her. Unschlüssig.
Dann sah er, wie sie ein paar Schritte auf ihn zu machten. Hörte sie etwas in einer
Sprache sagen, die er nicht verstand,

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