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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Kastanie draußen
zerfließt in eine dunkelgrüne Wand. Abgesehen vom monotonen Trommeln des Regens
ist es still. Die Geranie auf der Fensterbank hat nahezu all ihre Blätter verloren.
Sie wirkt traurig, resigniert, als verstünde sie, dass keiner sie retten wird.
    Agnes dreht den Kopf und schaut zu
Konrad hinunter. Sie versucht, ihm zuzulächeln, und um ihre Augen herum bilden sich
feine Fältchen, aber ihr Blick drückt etwas ganz anderes aus. Sie streckt ihre Hand
aus und streicht ihm übers Haar. Ihre Finger sind kalt und kraftlos. Er zieht den
Kopf weg, heftig, ohne es eigentlich zu wollen.
    Konrad sehnt sich intensiv nach ihrer
Umarmung. So muss es doch gewesen sein, oder? Aber da ist noch ein anderes Gefühl.
Glühend heiße Wut. Er könnte denjenigen, der sie so traurig gemacht hat, regelrecht
umbringen.
     
    D rei Tage bevor
die Schule begann, zog er in das graue Eternithaus zwischen dem Friedhof und dem
Sportplatz. Herman und Signe standen auf der Treppe vor dem Haus und erwarteten
ihn. Sie tauschten unsichere Blicke aus. Alles war ja recht kurzfristig entschieden
worden. Wie lange?, hatte Konrad versucht zu fragen. Aber weder die Polizei noch
die energische Frau vom Sozialamt, die ihm geholfen hatte, seine Kleider zusammenzupacken,
wollten seine Frage beantworten. Die Frau war groß und stämmig wie ein Baum und
trug einen hässlichen grauen Mantel, der fast bis hinunter zum Boden reichte. Einzig
ein Paar riesige braune Schuhe lugten unter dem Saum hervor. Als sie ihn zum Auto
zog, hielt sie seine Hand so fest umschlossen, dass es wehtat. Kein einziges Mal
hatte sie sich zu ihm hinuntergebeugt, und Konrads Blick reichte irgendwie nicht
bis nach oben zu ihrem Gesicht.
    «Deine Mutter muss sich ausruhen. Aber
du wirst es gut haben bei Herman und Signe», erklärte sie.
    «Aber wo ist sie denn?»
    «In einem Sanatorium. Denk jetzt nicht
mehr an sie.»
    Konrad wusste nicht, was ein Sanatorium
war. Angenehm klang es jedenfalls nicht. Doch er traute sich nicht weiterzufragen
und hielt deshalb während der kurzen Fahrt zu seinem neuen Heim den Mund.
    Der Mann und die Frau auf der Treppe
vor dem grauen Haus hatten raue Hände. Sie rochen fremd. Aber sie sahen nett aus.
Irgendwie so rundlich. Sie tätschelten ihm vorsichtig den Kopf. Sobald sie ihm
die Reisetasche abgenommen hatten, vergrub er seine Hände in den Hosentaschen und
sah zu Boden. Im Schuhregal im Flur standen ein Paar lehmverschmierte Gummistiefel
und drei Paar schwarze Holzclogs. Aus der Küche duftete es nach Frischgebackenem,
das war doch immerhin etwas. Auf dem Tisch stand ein Teller mit zuckerbestreuten
Zimtschnecken bereit.
    Sie aßen schweigend. Herman schlürfte
geräuschvoll seinen Kaffee. Signe rührte frenetisch in ihrer Tasse, sodass der Löffel
gegen das Porzellan schabte. Die Sozialamtstante saß am dichtesten an der Tür.
Sie behielt ihren Hut auf und spreizte ihren kleinen Finger ab, wenn sie die Tasse
zum Mund führte. Konrad bekam wässrigen Himbeersaft zu trinken.
    «Wir hoffen, dass du dich bei uns wohlfühlst»,
sagte Signe.
    Konrad schwieg.
    «Wir haben Kaninchen in einem Käfig
hinter dem Haus», sagte Herman aufmunternd. «Ich kann sie dir später zeigen.»
    Nach zehn Minuten brach die Sozialtante
auf.
    «Tja, das wäre dann wohl alles. Wir
werden sehen, wie es klappt», sagte sie zum Abschied und nickte Herman zu.
    «Wir müssen auf unseren Herrn vertrauen»,
seufzte Signe.
    «Benimm dich ordentlich», bläute die
Sozialtante Konrad ein.
    Herman und Signe begleiteten sie in
den Flur hinaus. Konrad blieb am Küchentisch sitzen, unschlüssig, was er tun sollte.
Schließlich nahm er noch eine Zimtschnecke, hauptsächlich um die brennende Leere
in seinem Innern zu füllen. Über dem Apfelbaum vor dem Fenster hingen dunkle Wolken.
Ein Spatz flatterte zwischen den Zweigen umher. Vom Flur her hörte er gedämpfte
Stimmen, dann wurde die Haustür geöffnet und wieder geschlossen. Plötzlich standen
sie wieder da und sahen ihn an.
    Herman kratzte sich am Kopf.
    Signe begann, das Geschirr abzuräumen.
    «Du möchtest doch bestimmt dein Zimmer
sehen, oder?»
    Ohne auf eine Antwort zu warten, machte
Herman auf dem Absatz kehrt und ging die Treppe hoch. Konrad schaute seinen abgetragenen
Latzhosen nach, die sich am Hintern ausbeulten, und folgte ihm dann mit einer letzten
Zimtschnecke in der Hand.
    Im Obergeschoss gab es vier Türen.
Die rechte führte in Hermans und Signes Schlafzimmer. Sie war angelehnt, und Konrad
konnte flüchtig eine

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