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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Experten in Sachen Strafrecht. Um nicht zu sagen, der angesehenste.»
    Berelius plappert weiter, als hätte
er nicht begriffen, dass Konrad gerade versucht hat, eine Frage zu stellen.
    «Und ich bin in der glücklichen Situation,
ihn in etwas kniffligeren Strafsachen konsultieren zu können.»
    «Ja, ja», sagt Linder abwehrend. «Nicht
der Rede wert. Peanuts.»
    Er schaut Konrad mit gutmütigen Augen
an und weist mit dem Daumen in Richtung Fenster.
    «Sie müssen wissen, ich wohne sowieso
hier in der Nähe. Und außerdem ist es ganz nützlich, auf seine alten Tage das Hirn
ein bisschen auf Trab zu halten. Man möchte ja nicht unbedingt an Alzheimer zugrunde
gehen, wenn man es verhindern kann. Und Birger benötigt alle Hilfe, die er kriegen
kann.»
    Die letzten Worte sagt er mit einem
Augenzwinkern. Konrad muss unweigerlich lächeln.
    «Wie dem auch sei», sagt Berelius,
ohne dass es ihm gelingt, seinen Unmut über den kleinen Seitenhieb zu unterdrücken.
«Ich hab Arvid deine Lage geschildert, für den Fall, dass sich die Situation für
dich zuspitzen sollte. Na ja, das meiste stand sowieso in der Zeitung, aber dennoch.
Die Sache kann jederzeit kompliziert werden, sodass wir auf seine Unterstützung
angewiesen sind.»
    «Noch sehe ich kein Problem», entgegnet
Konrad widerwillig.
    Die Wortwahl stört ihn. Wer zum Teufel
sind «wir»? Soweit er weiß, hat er Berelius nicht den Auftrag erteilt, als StrafVerteidiger
für ihn zu fungieren. Ihm war gar nicht erst der Gedanke gekommen, dass er einen
Verteidiger nötig haben würde.
    Dann taucht die Nichte unerwartet wieder
auf. Ihr Veilchenduft erfüllt den Raum. Sie ignoriert Konrad, lächelt jedoch zuckersüß,
als sie eine zierliche, geblümte Kaffeetasse auf dem Tisch vor dem Professor abstellt.
    «Bitte sehr, Onkel Arvid. Ich hoffe,
er schmeckt dir.»
    «Danke, Emma-Schatz.»
    Linder dreht seinen Kopf kaum merklich,
um ihr mit dem Blick folgen zu können, während sie aus dem Zimmer huscht. Ihr kurzer
Jeansrock reicht gerade mal bis zur Unterkante ihres Slips.
    «Glaubst du denn allen Ernstes ...?»,
beginnt Konrad.
    «Man weiß ja nie», unterbricht ihn
Berelius und rührt umständlich seinen Kaffee um.
    Er senkt die Stimme zu einem vertraulichen
Ton.
    «Ich persönlich bin natürlich völlig
überzeugt von deiner Unschuld, aber ich habe heute mit der Staatsanwältin gesprochen.
Cecilia Bengtsson. Sie hat noch einmal betont, dass du in ernsthaften Schwierigkeiten
steckst. Eindeutiges Motiv. Kein Alibi. Wo warst du denn eigentlich in der besagten
Nacht, Konrad?»
    Plötzlich kommt die Wut, sie brodelt
in seinem Körper hoch wie ein heißer Lavastrom. Konrad fährt von seinem Stuhl hoch.
    «Wer zum Teufel gibt dir das Recht,
in meinem Leben herumzuschnüffeln?»
    Hinter seinen Schläfen pocht es, und
seine Stimme klingt schrill.
    «Ich bin, verdammt nochmal, nicht angeklagt!
Und du verwaltest einen Nachlass und nichts anderes.»
    Birger Berelius weicht erschrocken
zurück. Sein offenstehender Mund hat sich zu einem schwarzen Loch geformt, sein
Aussehen erinnert an einen Fisch. Es klirrt leicht, als er die Tasse mit zittriger
Hand auf der Untertasse abstellt.
    Konrad setzt sich wieder. Seine Wut
hat sich gelegt. Mit einem Mal ist er nur noch müde.
    Arvid Linder betrachtet die beiden
mit amüsierter Miene, als säße er im Theater. Er nippt an seinem Kaffee und sagt
dann: «Jetzt wollen wir es mal ganz ruhig angehen lassen.»
    «Es tut mir leid, dass ich so aufgebraust
bin», murmelt Konrad.
    «Sie stehen unter starkem Stress. Das
ist nichts Ungewöhnliches. Eine völlig normale Reaktion», erklärt Linder.
    Berelius wirkt immer noch ein wenig
sauer.
    «Was Birger zu erklären versucht, ist,
dass er zu Ihrer Verfügung steht, falls sich die Dinge für Sie nicht klären sollten.
Vielleicht kann mein Fachwissen Ihnen ja auch weiterhelfen.»
    Konrad nickt. Eigentlich müsste er
dankbar sein.
    «Aber dafür ist es noch zu früh. Sie
tun gut daran, bis auf weiteres einfach abzuwarten», fährt der Professor fort.
    Dann steht der alte Mann auf und wirkt
dabei rüstiger, als Konrad es ihm zugetraut hätte. Ein steifes rechtes Bein verleiht
seiner Gestalt etwas Militärisches. Wie ein alter Kavallerieoffizier, denkt Konrad.
    «Und jetzt, meine Herren, müssen Sie
mich entschuldigen. Jetzt habe ich nämlich vor, nach Kivik rauszufahren, um zu
sehen, ob ich beim Fischer noch eine frischgefangene Scholle zum Abendessen bekomme.»
    Sie begleiten ihn hinaus auf die

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