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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Straße.
Dort verabschieden sie ihn und stehen dann schweigend da, während der betagte Professor
in seinen Landrover klettert, den Motor startet und dann in Richtung Simrishamn
wegrollt. Das Letzte, was sie von ihm sehen, ist eine aufmunternd winkende Hand
über seinem weißhaarigen Schopf.
    «Du wolltest etwas von mir?», fragt
Berelius.
    «Ja», entgegnet Konrad verlegen. Er
überlegt kurz, ob er es besser bleiben lassen soll, aber dann räuspert er sich.
    «Ich habe ein kleines Problem mit meiner
Liquidität. In den vergangenen Monaten, oder besser gesagt, schon eine ziemlich
lange Zeit habe ich nicht mehr gearbeitet. Hab von Erspartem gelebt. Aber jetzt
ist es langsam aufgebraucht.»
    «Du willst einen Vorschuss auf dein
Erbe haben?»
    «Ja, wenn das möglich ist?»
    Birger Berelius streckt seinen Rücken
ein wenig, als würde er am liebsten von oben auf seinen Klienten herabsehen. Sein
Gesichtsausdruck ist absolut neutral. Doch zum ersten Mal erahnt Konrad eine Art...
Verachtung.
    «Das geht nicht», sagt der Rechtsanwalt
schroff.
    Konrad ist noch nicht einmal in der
Lage, nach dem Grund zu fragen.
    «Der Nachlass von Herman und Signe
kann noch nicht ausgezahlt werden. Du wirst immerhin wegen Mordes verdächtigt.
Und der Miterbe des Nachlasses würde dem wohl kaum zustimmen. Keine Chance, vergiss
es.»
    Konrads erster Impuls ist, dem Rechtsanwalt
seine geballte Faust geradewegs in die kinnlose Fresse zu rammen. Er unterdrückt
ihn nur mit großer Mühe. Kehrt Berelius stattdessen den Rücken zu und verlässt
die Villa.
     
    D ie Spätnachrichten
sind gerade vorbei, als in der Mietswohnung im zweiten Stock des roten Backsteinhauses
in Sundbyberg das Telefon klingelt.
    Der Mann, der dösend auf dem Ledersofa
gelegen hat, reibt sich schlaftrunken die Augen.
    Er stellt den Fernseher aus, stöhnt
und richtet sich dann schwerfällig auf. Lässt auf dem Weg zum Telefon einen krachenden
Furz los. Nach dem fünften Klingeln erreicht er den Hörer. «Ja?»
    Zuerst hört er nur, wie jemand schwer
atmet. «Verdammter Wichser», murmelt er und will gerade auflegen, als er eine tiefe
Stimme hört. «Bin ich richtig bei Gunnar Nilhem?»
    «Ja, wer ist da?»
    Er unterdrückt einen Rülpser und wirft
einen Blick auf die drei Bierflaschen auf dem Wöhnzimmertisch. Zum Glück ist Lisbet
bei der Gymnastik, denkt er. Ansonsten würde sie wie immer herumnörgeln. Verdammt,
dass man nicht mal 'n paar Pils trinken kann, auch wenn man am nächsten Tag zur
Arbeit muss.
    «Ich bin's.»
    «Wer?»
    «Erinnerst du dich nicht mehr an deinen
alten Freund?»
    Am anderen Ende der Leitung ist ein
nervöses Lachen zu hören. Einige Sekunden lang geschieht gar nichts. Unterdessen
kratzt er seinen fülligen Bauch durch den Spalt zwischen dem Hemd und der aufgeknöpften
Hose, während ein verwirrter Gedanke an Telefongesellschaften, die die Leute mitten
in der Nacht terrorisieren, durch sein Hirn irrt.
    Dann endlich kapiert er.
    «Was zum Teufel!»
    Plötzlich zittert ihm die Hand, und
er spürt, wie er friert, sodass es ihn schüttelt.
    «Es ist 'ne Menge passiert. Wir müssen
reden», hört er die Stimme am anderen Ende der Leitung sagen.
    Er schnappt nach Luft und greift sich
an die Brust. Kalter Schweiß bricht ihm aus, ihm wird plötzlich übel. Er überlegt
fieberhaft, bringt aber kein Wort heraus.
    «Erst hab ich gedacht, ich scheiß auf
alles. Aber das geht nicht. Was zum Teufel sollen wir denn jetzt tun?», fragt der
andere mit verzweifelter Stimme.
    Endlich bekommt er wieder Luft. Nur
mit äußerster Anstrengung war es ihm damals gelungen, die Schleusentore zu seinem
inneren Kraftwerk verschlossen zu halten, und mit einem Mal sprudeln die Worte wie
schäumende Wassermassen nur so aus ihm heraus.
    «Du verdammter Idiot! Kapierst du denn
nicht? Wir müssen die Klappe halten. Ich weiß nicht, wer du bist. Und du weißt nicht,
wer ich bin. Ist das klar? Lass nie wieder von dir hören!»
    Er knallt den Hörer auf die Gabel und
zieht sofort den Stecker aus der Wand.
    Mit zitternden Händen kramt er das
Handy aus seiner Brieftasche und schaltet es ebenfalls ab. Er reißt sich die Kleider
vom Leib und zieht den rotgestreiften Pyjama an, den er von seiner Frau zu Weihnachten
bekommen hat. Putzt sich dann so kräftig die Zähne, dass Blut ins Waschbecken tropft.
    Muss eingeschlafen sein, bevor sie
zurückkommt, denkt er, als er mit geschlossenen Augen und klopfendem Herzen unter
der Decke liegt. Morgen bin ich wieder im Büro. Dann ist alles wieder

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