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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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wie immer.
     
    G ertrud taucht
wie ein rettender Engel auf. Inzwischen ist es so spät geworden, dass er die Uhr
über dem Bartresen nur noch verschwommen erkennt. Es muss schon eine Weile her sein,
dass er sein letztes Bier bestellt und den blassen, gespenstischen Barmann gebeten
hat, es auf die Rechnung zu setzen.
    «Du bist wohl der Letzte, der noch
wach ist. Im Hotel, meine ich. Lennart hat bereits vor einer halben Stunde die Kasse
abgeschlossen und ist nach Hause gegangen.» Er starrt sie dümmlich an.
    «Schleichst du dich eigentlich immer
von hinten an?»
    Konrad hört selbst, dass er lallt.
Verdammt! Sein Kopf ist schwer wie Blei. Er versucht sich aufzurichten, rutscht
jedoch mit dem Ellenbogen am Tresen ab und fällt beinahe vom Stuhl.
    Sie lacht auf.
    «Ich bin auf dem Sprung nach Hause»,
sagt sie.
    Er versucht verzweifelt auf etwas zu
kommen, das sie daran hindern könnte zu gehen, aber bevor er die richtigen Worte
findet, ist sie schon auf dem Weg nach draußen.
    «Warte!», ruft er.
    Gertrud hält inne und lässt die Glastür
wieder zugleiten. Sie wirkt erstaunt. «Was ist denn?»
    «Tut mir leid», sagt er. «Es ist nur
so ... Ach, ich hatte nur das Bedürfnis nach ein wenig Gesellschaft.»
    «Sony, ist 'n bisschen spät für mich.»
    Trotzdem bleibt sie stehen. In ihrem
Blick ist ein Anflug von Mitleid zu erkennen, was Konrad missfällt. Mitleid ist
das Letzte, was er jetzt braucht.
    «Du kennst nicht zufällig jemanden,
der billig ein Zimmer vermietet?»
    «Gefällt es dir im Hotel nicht?»
    Sie kommt wieder näher und lächelt
sarkastisch. Konrad stört sich daran, dass sie klarer im Kopf ist als er. Er kippt
den letzten Schluck Bier hinunter und wühlt in seinem Hirn nach einem smarten Konter.
    «Ich bin fast pleite», sagt er schließlich.
    Zu allem Übel bekommt er genau in dem
Moment einen Schluckauf. Gertrud legt ihm die Hand auf die Brust.
    «Halt die Luft an!», befiehlt sie ihm.
    Der Druck ihrer Finger lässt die Atemmuskeln
wieder entspannen. Für einen kurzen Moment berührt ihr Haar sein Gesicht, ohne dass
sie es zu merken scheint. Konrad sitzt völlig reglos auf dem Barhocker. Atmet ihren
Duft tief ein.
    «Besser?»
    Er nickt beschämt. Eigentlich müsste
sie mich auslachen, denkt er. Die Situation ist ja geradezu lächerlich.
    Doch Gertruds Stimme ist schmerzlich
kühl.
    «Du kannst es dir also nicht länger
leisten, im Hotel zu wohnen. Ist das dein Problem?»
    «So ungefähr ...»
    «Und ich dachte, du wärst Millionär.»
    «Wie bitte? Woher weißt du das denn
...?» Sie seufzt hörbar.
    «Das hier ist ein ziemlich kleines
Kaff, das müsstest du doch eigentlich wissen. Hier gibt es keine Geheimnisse. Inzwischen
weiß jeder, dass Herman und Signe eine Menge Geld auf der Bank hatten. Stand doch
sogar in der Zeitung.»
    «Geld, das nicht mir gehört. Jedenfalls
noch nicht...» Gertrud nimmt ihre Schultertasche und wendet sich zum Gehen.
    «Ich hätte da vielleicht 'ne Idee.
In meinem Haus wohnt eine alte Dame, die eine große Vierzimmerwohnung hat. Sie klagt
immer über die hohen Kosten und hat schon überlegt, sie unterzuvermieten. Wenn du
willst, kann ich mal nachfragen.»
    Er verzieht wortlos das Gesicht. Der
Gedanke daran, bei einer älteren Dame zur Untermiete zu wohnen, ist nicht gerade
verlockend. Aber er hat letztlich keine Wahl.
    Gertrud scheint seine fehlende Antwort
als Zustimmung zu deuten. Sie tätschelt ihm flüchtig die Wange.
    «Geh jetzt schlafen.»
    Innerhalb von einer Sekunde ist sie
in die Sommernacht hinaus verschwunden. Das Türschloss schnappt zu.
    Konrad bleibt noch eine Weile sitzen
und horcht. Ist er der einzige Gast?
    Er durchwühlt seine Hosentaschen nach
dem Plastikkärtchen zu seinem Zimmer. Muss es dreimal umdrehen, bis das kleine Lämpchen
am Türgriff grün leuchtet und er die Tür öffnen kann. Der Geruch des Teppichbodens
schlägt ihm entgegen. Säuerlich und muffig. Er knipst die Deckenlampe an, macht
sie aber sofort wieder aus. Schiebt die Jalousien zur Seite, die er am Morgen heruntergelassen
hatte, um zu verhindern, dass die Sonne das Zimmer aufheizt. Drückt das Gesicht
gegen die Fensterscheibe, schaut erst nach rechts, dann nach links.
    Der Marktplatz liegt öde und verlassen
im Mondlicht da. Und Gertrud ist fort.
     
    KAPITEL 13
     
    K las' Geist
schwebte über dem Eternithaus wie eine dunkle Wolke, die sich zeitweilig verzog
und dann wieder schwarz und drohend auftürmte.
    Als Konrad einzog, war Hermans und
Signes Sohn schon fast erwachsen und

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