Lagrosiea - Der Lichtkelch (German Edition)
drückte einen Zettel in Heggals Hand. Heggal öffnete den zusammengefalteten Zettel und las ihn, während sich seine Lippen leicht bewegten. Schließlich zerknüllte er den Zettel und steckte ihn in seine Manteltasche. „Was ist los?“ , fragte Bundun. „Offenbar haben irgendwelche Dämonen damit begonnen , die Wälder von Sarkietala unsicher zu machen. Ich soll der Sache auf d en Grund gehen. Im wahrscheinlichsten Fall handelt es sich bei diesem Feldzug der Dämonen nur um einen Aufstand der Baum- oder Wassergeister, die gegen die Versch mutzung der Natur protestieren.“
„Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen, oder!?“ , fragte Bundun und seine Knopfaugen wurden feucht. „Das heißt, dass wir uns für die nächsten Monate nicht sehen werden“ , erklärte Kopriep, der offenbar auch mit den Tränen kämpfte. „Wir werden uns bald wieder sehen. Meistens vergeht Wassergeistern nach ein paar Monaten die Lust am Randalieren. Und dann muss noch ein Abkommen ausgehandelt werden . D as dauert nicht lange, weil Geister nicht so lange an einem Tisch sitzen können.“
„Hast du schon oft solche Verhandlungen geführt?“ , fragte Lagon. Heggal zuckte mit den Schultern . „Oft genug um zu wissen, dass man nichts tun muss , außer die Kontrahenten davon abzuhalten sich umzubringen.“
„Ich werde dich vermissen , Heggal“ , sagte Lagon.
„Ich dich auch Kleiner“ , schluchzte Heggal.
Sie schüttelten einander die Hand. Dann rief Heggal mit der gewohnten Stimme: „Auf Kopriep! Eine Heldentat wartet auf uns ! Lassen wir sie nicht warten!“
„Meint ihr, dass wir irgendwann auch so behämmert sein werden?“ , erkundigte sich Mundra, nachdem Heggal außer Hörweite war.
„Wir werden es erleben“ , sagte Lagon, „a ber zuerst erleben wir ein paar Abenteuer in Lagrosiea. “
Wrador der Weise
Lagon glaubte, dass seine Zeit in Korroniea die aufregendste und gefährlichste seines Lebens werden würde. Eine Zeit , in der er nur so auf Geheimnisse, Abenteuer und dunkle Machenschaften der schwarzen Magier, die er natürlich zerschlagen würde, stoßen würde. Dass er Prinzessinnen vor Ungeheuern mit schlechten Ab sichten retten müsste und dass er jeden zweiten Tag einen schwarzen Magier zur Strecke bringen würde. Er hatte sich in seinem Leben noch nie so geirrt.
Es war nicht so, dass er sich über Langeweile beschweren konnte. Korroniea hatte so viele aufregende Ecken, die Lagon zusammen mit Bundun in den nächsten Wochen erkundete, manchmal in Begleitung von Mundra und Silp oder einem der anderen, die mit ihnen die Prüfung bestanden hatten. Da gab es zum Beispiel die Drillinge, die alle drei denselben Namen Trilddo hatten, weil noch nicht einmal ihre Mutter sie auseinander halten konnte, was Lagon empörend fand. Aus diesem Grund nannte man die Drillinge knapp: Die Trilddos, wenn man von ihnen sp rach. Auch Dreisttor, den Lagon schon im Wartesaal der Prüfungsarena kennen gelernt hatte, hatte die Prüfung bestanden. Jetzt verbrachte er viel Zeit mit einem gleichaltrigen Fenen namens Hil mez, der, soweit Lagon sehen konnte, recht begabt zu sein schien . Die beiden bildeten eine Art C li qu e, zusammen mit dem rothaarigen Mädchen, das bei der Prüfung gleich nach Mundra dran gewesen war.
Lagon hatte damals gedacht, dass Sieluda, so hieß sie, nur wegen dem Stress so bleich war aber nun wusste er, dass sie von Natur aus sehr wenig Farbe hatte.
Weil jeder einzelne von ihnen aus einer anderen Gegend von Lagrosiea kam, hatte jeder andere Vorstellungen und Gewohnheiten , w eswegen jede Begegnung schon ein Abenteuer für sich war.
Aber auch die Stadt selbst hatte noch allerlei Merkwürdigkei ten, die sie einzigartig machte. Es gab zum Beispiel einen Stadtteil, der komplett aus Kristall errichtet war. Das Stadtviertel der Riesen hatte eigentlich keine Sehenswürdigkeiten, abgesehen davon , dass es im wahrsten Sinne des Wortes riesig war. Als Lagon zum ersten Mal durch die Riesenstraßen ging, glaubte er , einem einfältigen Magier sei ein Zauber ganz gewaltig schief gegangen , und er hätte die Straßen anschwellen lassen. Das war eine der ersten Gelegenheiten, bei denen er im Liewanenhandbuch las. Dort stand im Informations teil , welches den Löwenanteil des , über tausend Seiten dicken Wälzers einnahm , über das Riesenviertel:
Nach dem Beitritt der Riesen in den großen Pakt, war nicht nur der Umbau der Ratshalle – um dem Riesenkönig Grolt dem Zweiten Platz zu
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