Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
wurde.
Auch d ie eher kleinen magischen Gruppen in Korroniea hatten versucht, in den drei Wochen seit dem Aufruf von Wrador dem Weisen zum großen Treffen , si ch entsprechend vorzubereiten.
Einige mussten das Treffen jedoch meiden oder aber völlig überstürzt Mitglieder aufnehmen, um Personal für den Stab ihres jeweiligen Großmeisters zu haben.
Doch von allen Vorbereitungen waren keine anstrengender, komplizierter, nervenaufreibender, Zeit stehlender und demütigender , als die für die jüngsten Mitglieder
in Wradors Stab. Jedenfalls nach Lagons Meinung.
Selbst bei den schwersten Übungen in der Liewanenausbildung hatte ihn Waldorra nicht so gequält, wie sie es nun bei ihrem, wie s ie es nannte, Benimmunterricht tat . Es war nicht so, dass es unmögliche oder gefährliche Aufgaben waren, die sie ihren Schülern aufgab. Bundun war eigentlich gar nicht eingeladen, wurde aber von Waldorra toleriert.
Die erste Unterrichtsstunde, die sie Lagon und seinen ´Mitgefangenen` antat, hieß angemessene Aussprache.
„Mir ist nicht entgangen“, hatte sie gesagt , „dass sich einige von euch ein ziemliches Schand-Vokabular zugelegt haben. Damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss! Ihr werdet nun lernen, wie sich ein Liewane auszudrücken hat.“
Der einfache Liewanen drückt sich, wie Lagon nun feststellte, möglichst gar nicht aus. Es war, was Reden betraf, so ziemlich alles Tabu, was darauf schließen lassen könnte, dass der Liewane einen freien Willen hatte. Auf Fragen antwortete man mit „Ja“ oder „Nein“ und sollte die Frage einer komplexeren Antwort bedürfen, so musste der Liewane möglichst kühl und emotionslos sprechen.
Mehrmals probte Waldorra mit ihren Schülern die Aussage, die sie vor den versammelten Großmeistern vortragen sollten. Eine Vorstellung, bei der Lagon fürchtete, dass nur Gestotter aus seinem Mund dringen würde.
Was er auf keinen Fall sagen durfte, so Waldorra, war: Ach ja … , also … , ehm … , wieso … und oh … . Um nur einiges zu nennen. Außer dem gemütsarmen Vortrag, sollten sie möglichst versuchen, währ end der einwöchigen Versammlung gar nichts zu sagen.
Das alles führte dazu, dass Lagon Silp, Laffeila , Bundun und Mundra davon abhalten musste, Waldorr a gleich nach der ersten Stunde am helllichten Tag zu erwürgen. Die zweite Unterrichtsstunde war dann nicht mehr ganz so schlimm. Es ging schlicht um Tischmanieren. Da alle bei diesem Thema eine recht gute Figur machten, wurde die Angelegenheit recht schnell beendet. Am schwierigsten fand es Lagon, das ganze leckere Essen erst dann zu verdrücken, wenn es die Erlaubnis dazu gab. Doch wenn Lagon glaubte, dass sie nun das Schlimmste überstanden hatten, hatte er sich geirrt.
Denn Unterrichtsstunde drei bedeutete seine ultimative Demütigung. Waldorra wollte ihnen Tanzen beibringen!
Der grausame Unterricht begann mit einer Galgenfrist, denn Mundra und Laffeila, die diesen Teil der Sonderausbildung entzückend fanden, kamen mit den hochhackigen Tanzschuhen nicht zurecht. Was für Lagon, Silp und Bundun eine Vertagung bedeutete und w orauf sie alle drei fluchtartig Waldorras Unterrichtsraum verließen.
Am nächsten Tag mussten Lagon und Silp feststellen, dass sich ihre Situation nur verschlechtert hatte. Waldorra hatte die Gelegenheit genutzt , um die Ballkleidung für alle zu besorgen. Für Lagon und Silp zwei schwarze Anzüge mit rotem Umhang, in dem sich Lagon wie ein kompletter Vollidiot vorkam. Für Mundra und Laffeila ein blaues und ein grünes Ballkleid, jeweils passend zu ihrer Augenfarbe. Silp fand den Aufzug der beiden Mädchen sehr komisch und lachte laut auf, was dazu führte, dass Mundra ihm die Fau st aufs Auge schlug.
Kurz darauf schwoll es blau an.
Dann begann der Unterricht und Silp bekam die Gelegenheit sich zu rä chen, indem er Mundra möglichst oft auf die Füße trat . Einer Tätigkeit, der er offenbar mit Freuden nachging.
Lagon und Laffeila dagegen machten schnell Fortschritte. Es war Laffeila zu verdanken, die wohl schon ihre Erfahrungen mit dieser Art der Folter gemacht hatte, dass sie bald schon nicht meh r von Waldorra bedrängt wurden. Sie hatte versucht, ihnen vorzuschreiben, wo sie ihre Hände am anderen postieren sollten. Anders bei Mundra und Silp, die bei dieser Aufgabe hoffnungslose Fälle zu sein schienen.
Nachdem alle diese Demütigungen überstanden hatten, fand Waldorra zur Gnade zurück und ging zum theoretischen Teil der Sache über. Sie begann ihnen jede wichtige
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