Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
einen Totenschädel durchs Fenster werfen . Leider gab einer der verhafteten Vampire zu, von wem sie ihre Informationen über die Schlupflöcher hatten. Sie kriegten ein paar Jahre weniger, wenn sie den Mund hielten. Silp und ich bekamen eine Rüge, die sich gewaschen hatte und den schlimmsten Strafauftrag, den Oldik auf dem Tisch liegen hatte. Wir sollten einen Blutsauger jagen, der fünf Mädchen entführt hatte. Aber das ist eine andere Geschichte.“
„Dann ist es also doch nicht erlaubt , mit Gaunern Geschäfte zu machen , wie du es mir weismachen wolltest “, stellte Liendra spitz fest.
„Es wird nicht gern gesehen“, gab Lagon zu . „A ber in der Führungsebene will man meistens nur Ergebni sse sehen. Die Scherben räumen s ie dann schon weg.“
Beide schwiegen einen Moment. Dann fragte Lagon: „Kannst du dir vorstellen, dass dich jemand entführen will?“
„Eigentlich nicht“, meinte Liendra . „N a gut, vorhin haben ein paar Monster versucht , mich mit zu nehmen. Aber ich dachte, das wär e was Spontanes. Die wollten doch eigentlich dich.“
„Weshalb den n ausgerechnet mich?“ , wollte Lagon wissen. „Ich dachte nur“, erklärte Liendra , „außer dir wusste doch niemand, dass ich in den Katakomben bin. Und du als Liewane bist doch sicher ein lohnendes Ziel.“
„Und deshalb gleich eine ganze Armee aus Ungeheuern schicken? Das ist doch ziemlich unwahrscheinlich. E s kann sehr wohl sein, dass jemand wusste, dass du hier bist. Jedenfalls, wenn dich jemand beschattet hat.“
„Wer soll mich denn beschattet haben?“ , fragte Liendra fassungslos .
„Das kann ich dir vielleicht sogar beantworten“, verkündete Lagon. „H eute Morgen sind wir, also Mundra, Silp und ich, einem Typen begegnet, der uns verfolgt hat. Aber wir haben ihn bemerkt und konnten ihn überlisten. Ehe er sich versah, habe ich ihn verfolgt … “
„Nicht schlecht, Lagon. Du hast deinen eigenen Verfolger verfolgt“, lobte Liendra verschmitzt .
Lagon überging das und fuhr fort: „…und als der merkte, dass wir ihm entwischt waren, nahm er mit Hilfe eines Spiegels Kontakt zu seinen Komplizen auf. In der Besprechung haben sie beschlossen , sich auf eine Prinzessin zu konzentrieren.“
„Das kann doch jede sein“, gab Liendra zu bedenken . „D er Beruf der Prinzessin ist nicht gerade häufig , aber wenige gibt es auch nicht von uns. Hier in Korroniea sind wahrscheinlich gerade…“
„I ch weiß, was du meinst“, erklärte Lagon. „A ber gerade hat der Schattenkreis versucht , dich zu entführen! Und die einzige Möglichkeit, wie sie dich aufgespürt und erkannt haben ist, dass sie dich haben beschatten lassen.“
D as schien Liendra zu überzeugen, denn sie sagte nichts mehr.
„Also noch mal, kannst du dir vorstellen, dass dich jemand entführen will?“
„I ch weiß es nicht, Lagon“, antwortete Liendra leise . „M eine Regierung hat bei diesem Treffen keinen bedeutsamen Einfluss. Mein Onkel, der König von Kaldorien , ist dafür bekannt, nicht erpressbar zu sein und ich bin kaum im Besitz von politischen G eheimnissen, die man nicht auch von leichter er Beute herauspressen könnte. Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand solch einen Aufwand betreiben sollte, nur um mich gefangen zu nehmen.“
Lagon war enttäuscht. Nicht, weil Liendra nicht der Grund für das zweifelhafte Treiben um sie herum war, sondern weil er sich sicher war, dass sie log. In Ka lheim war er mehrmals Zeuge der fantasievollen Geschichten Liendras gewesen. Wie alle Flunkereien , dienten sie dazu, ihr gewisse Vorteile zu verschaffen. Auch in diesem Fall zeigte sie die typischen Anzeichen dafür, dass sie sich einer Lüge bediente. Lagon war sich sicher. Liendra wusste oder vermutete zumindest, weshalb man ihr solchen Aufwand zollte. Und obwohl Lagon mehr oder weiniger in diese Affäre hinein gestolpert war, erachtete sie es nicht als nötig , Lagon über die Hintergründe des Ganzen aufzuklären.
Und nicht nur über dieses Thema ließ Liendra Lagon im Un gewissen. Er hatte den Zwischen fall , während des Kampfes gegen den Schattenkreis , nicht vergessen. Und Liendr a konnte noch so schwören , nicht gesehen zu haben, von wo der Zauber kam, der ihn gerettet hatte. Der Energiestrahl war aus ihrer Richtung gekommen! Sie hätte zumindest einen Schatten sehen müss en, der sich im Dunkeln verbarg. Sie selbst konnte jedenfalls nicht dafür verantwortlich sein, denn auch wenn sie eine mächtige Schamanin war, ihre magischen
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