Lagune der Lust - Caprice
Restaurants und Läden mit seiner Gegenwart. Die Presse lässt er prinzipiell nicht an sich heran. Operiert lieber im Hintergrund. Wenn dir eine Schlagzeile gelingt, bekommst du von mir einen Orden und wirst als die Top-Journalistin ausgezeichnet.«
Sophie berichtete, in welchem Hotel Rudolf Kastens abgestiegen war und was sie genau von der Freundin erwartete.
»Lass auf keinen Fall durchblicken, dass du Reporterin bist«, ermahnte sie Maren zum Schluss. »Weißt du, wie er aussieht?«
»Nur vage«, gab Maren zu. »Es gibt so gut wie keine Fotos von ihm. Ich kann mich an eines mit Sonnenbrille erinnern. Darauf ist allerdings nicht viel zu erkennen. Macht nichts. Der Portier im Astoria ist ein alter Freund. Der hilft mir sicher dabei, diesen Rudolf Kastens kennenzulernen, ohne dass der Gute Verdacht schöpft.«
»Prima, und dann schnappst du ihn dir.« Sophie zog an ihrer Zigarette. »Der Chef lässt ausrichten, dass du die Urlaubstage irgendwann anders nehmen kannst. Und vergiss nicht, immer schön unerkannt und in Deckung bleiben.«
»Ich gebe mein Bestes«, seufzte Maren. »Sophie, ich muss Schluss machen.«
»Okay, Chérie, viel Spaß beim Vernaschen deines Touristen. Und wenn du noch ein Abenteuer suchst, kann ich dir Rudolf Kastens nur empfehlen. Er ist die Begierde und Leidenschaft in Person.« Sie lachte. »Zumindest, solange er nicht weiß, wer du wirklich bist. Dann ist Schluss mit lustig.«
»Kein Interesse«, lachte Maren. »Ich hab einen anderen Fisch an der Leine. Und jetzt lass mich wenigstens meinen ersten Urlaubstag genießen.«
»Bin schon aus der Leitung, Süße«, antwortete Sophie und legte auf. Genau in diesem Moment erschien Rolf mit den Getränken.
Der Tag verging wie im Flug. Maren genoss den Ausflug mit allen Sinnen. Es gefiel ihr, wie Rolf sie ansah, und auch er gefiel ihr. Obwohl sie nur an einem Flirt interessiert war, schlug ihr Herz doch einige Takte schneller, wenn er ihr zärtlich in die Augen blickte. Maren konnte es sich selbst nicht erklären, aber sie fühlte sich auf unerklärliche Weise zu ihm hingezogen.
Als sie am Abend im Hafen von Chania anlegten und von Bord gingen, spazierten sie gemeinsam am Strand entlang und beobachteten die untergehende Sonne. Maren fühlte sich so unbeschwert wie seit Langem nicht mehr. Dass sie morgen ganz früh in die Hauptstadt, nach Heraklion, reisen musste, passte ihr überhaupt nicht. Obwohl sie ihren Beruf liebte, fühlte sie sich in ihrem Privatleben gestört.
Maren tröstete sich mit dem Abendessen und der Hoffnung, dass sie trotz ihres Auftrags noch genügend Zeit mit Rolf verbringen konnte.
Wie erwartet verlief der gemeinsame Abend harmonisch. Das Essen war vorzüglich, der Wein, den Rolf gewählt hatte, brillant.
Nachdem der Ober den Tisch abgeräumt und sie beide einen Aperitif getrunken hatten, fasste Rolf nach Marens Hand.
»Ich bin froh, dass ich dir begegnet bin«, gestand er. »Noch vor Kurzem hatte ich beruflich Ärger. Seit heute ist das alles wie weggeblasen.«
Maren sah neugierig zu ihm auf. »Darf ich fragen, wer und was dich verärgert hat?«
Rolf zog die Stirn in Falten. »Lieber nicht. Einer meiner Partner hat etwas sehr Wichtiges vermasselt. Aber lassen wir das. Im Urlaub soll man keine beruflichen Probleme wälzen.«
Maren seufzte. »Wem sagst du das. Aber es ist nicht so leicht abzuschalten.« Sie zögerte kurz. »Was machst du beruflich?«
»Informatik.« Rolf griff nach der Flasche Rotwein und füllte die Gläser.
»Meins bitte nur halbvoll«, sagte Maren. »Der Wein ist gut, aber ich trinke nie viel. Sonst verliere ich die Kontrolle.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Rolf zog ihre Hand an seine Lippen. »Andererseits würde ich dich gern einmal hemmungslos erleben.«
Maren entzog ihm ihre Hand. »Lieber nicht.«
Rolf sah sie prüfend an. »Es passiert nicht oft, dass man in der heutigen Zeit auf eine so zurückhaltende Frau wie dich trifft. Du wolltest vor dem Essen nicht für einen Drink mit auf mein Zimmer. Ich durfte dich nicht zum Abendessen einladen. Du erlaubst nur, dass wir gemeinsam essen. Du bist bisher jeder näheren Berührung ausgewichen.« Er strich ihr sanft über die Wange.
Maren nahm seine Hand und legte sie zurück auf den Tisch. »Nicht so schnell«, meinte sie. In diesem Moment klingelte ihr Handy. Maren warf einen Blick auf ihr Display. »Nein, nicht das«, stöhnte sie. »Meine Mutter. Sie will sicher wissen, wie es mir hier gefällt. Als ob ich ein kleines Mädchen
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