Lagune der Lust - Caprice
Angesprochene auf hohen Schuhen zu einem Felsvorsprung und tauschte sie gegen bequeme Wanderschuhe aus. Die High Heels ließ sie im Rucksack verschwinden. Dann stand sie auf, schwang den Rucksack auf ihren Rücken und marschierte zu dem kleinen Pfad, der in Serpentinen stetig nach oben führte.
Als sie dicht an ihm vorbeiging, hatte er sich längst hinter einem Busch versteckt. Von der Nähe aus betrachtet, gefiel sie ihm sogar noch besser. Ihre blonden Haare waren halblang in Form eines hübschen Bob geschnitten und fielen ihr offen auf die Schulter. Sie wirkte unbeschwert und folgte dem Pfad zielstrebig nach oben. Er konnte nicht anders, er musste ihr folgen, obwohl er ahnte, dass es vernünftiger wäre, sofort zurückzugehen.
Maren ist ihr Name ,schoss es ihm durch den Kopf. Wahrscheinlich ist sie auf dem Weg zur Klosterruine.
Bewundernd beobachtete er ihre elastischen Schritte, die jede Menge Energie verrieten. Auf unerklärliche Weise fühlte er sich von der jungen Frau angezogen.
Etwas Zeit bleibt mir noch , rechtfertigte er sein Verhalten und folgte der Fremden in sicherer Entfernung.
Maren bemerkte nicht, dass sie verfolgt wurde. Sie war ganz in ihre Umgebung vertieft, blieb immer wieder stehen und betrachtete die angrenzenden Hügel. Ihr Pfad schlängelte sich zwischen Bäumen hindurch, und der süße Duft von Orangenblüten mischte sich mit dem von Pinien. Immer wenn sie einen Blick aufs Meer erhaschen konnte, blieb sie eine Weile stehen und streckte ihre Arme nach oben.
Schließlich führte sie ihr Weg zwischen Hügeln und Felsen hinunter zu einer Ruine. Das Moni Katholiko war ein verlassenes Kloster, dessen Kirche weit in eine natürliche Felsenhöhle hineinreichte. Um das Kloster herum wuchsen Olivenbäume, verschiedene bunte Blumen und sogar Orchideen. Die Grillen zirpten in der Hitze der Nachmittagssonne.
Maren betrat die breite Bogenbrücke, die über die Schlucht führte und in dessen Senke das Kloster gebaut war. Dort blieb sie erneut stehen und ließ die Landschaft auf sich einwirken. In den Felswänden rundherum gab es zahlreiche Höhlen. Die Schlucht darunter war begehbar und endete direkt in einer Bucht im Meer.
Maren setzte ihren Weg in die Klosterruine fort. An der Marienkapelle blieb sie stehen, öffnete die Tür und verschwand im Inneren.
Auch er näherte sich langsam der Kapelle. Durch die offene Tür sah er, dass die junge Frau eine Kerze anzündete und auf einen Tisch zu ihrer Linken stellte.
Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits zu spät war, sie anzusprechen. Wenn er zu seinem Termin in Chania pünktlich sein wollte, musste er auf der Stelle umkehren. Er zögerte. Schließlich straffte er sich. Er warf noch einen letzten Blick auf Maren, dann trat er den Rückweg an. Erst als er die Straße erreicht hatte, wo er seinen Leihwagen in einer Felsnische geparkt hatte, blickte er zurück. Von der Fremden war auf dem Hügel nichts zu sehen.
Schade , dachte er. Obwohl er sich wünschte, sie wiederzusehen, glaubte er, dass es besser wäre, wenn dies nicht passierte. Warum er das glaubte, konnte er sich nicht erklären.
Währenddessen verließ Maren die Klosterruine. Auftrag erfüllt , dachte sie. Und das gleich am Tag meiner Ankunft. Nun kann mein Urlaub endlich beginnen.
Sie kletterte hinunter in die Schlucht und wanderte den steinigen Weg weiter bis zur Bucht. Eine sanfte Brise umwehte sie, das Meer glitzerte türkisfarben in der Sonne. Es war ein wundervoller Anblick.
Wahnsinn ,dachte Maren. Sie liebte das Meer und freute sich jetzt schon auf die morgige Schiffsfahrt.
Linda Kastens, die Mutter von Rudolf Kastens, saß am Küchentisch und ließ die Zeitung sinken. »Sie greifen ihn schon wieder an«, sagte sie zu ihrem Mann. »Sein System sei nicht sicher. Immer mehr Zeitungen behaupten das.«
Peter Kastens war gerade dabei, das Haus zu verlassen. »Die Presse macht um jede Neuerung erst einmal viel Wirbel«, meinte er. »Unser Junge steht das schon durch. Hauptsache, die Banken wissen, was er leistet. Solange das System gekauft wird und funktioniert, kann ihm kein Reporter mehr was anhaben. Und es funktioniert, ich bin selbst begeistert.« Er küsste sie auf die Wange. »Übrigens beschäftigt sich Rudolfs Rechtsabteilung bereits mit den Verleumdungen.«
Linda biss sich auf die Lippen. »Wenn ich die Zeitung aufschlage und unseren Namen lese, bekomme ich keine Luft mehr. Ich muss dann immer an meinen Vater denken.«
»Das wird kein zweites Mal
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