Lagune der Lust - Caprice
stand Rudolf mit zusammengekniffenen Augen im Raum und hielt ihr ihren Presseausweis entgegen.
»Klug eingefädelt«, sagte er kalt. »Vor allem die Inszenierung mit dem Unfall. Der Inhalt der Handtasche verstreut auf der Straße. Die Visitenkarte, die mich in Sicherheit wiegen sollte, dass ich es mit einer Schmuckhändlerin und nicht mit einer Reporterin zu tun habe.« Er schleuderte ihr den Presseausweis entgegen. »Ich bin tatsächlich auf dich reingefallen.« Er lächelte böse. »Aber du hast dich verkalkuliert. Ich sorge dafür, dass kein BLITZ-Mitarbeiter zu der Pressekonferenz zugelassen wird.«
»Das können wir leicht verkraften«, meinte Sophie ungerührt. »Dort geht es sowieso nur um langweilige Details.«
»Richtig, du und deinesgleichen, ihr sucht ja nach dem Dreck, mit dem ihr andere bewerfen könnt.«
Sophie griff nach ihrem Zigarettenetui. »Wir suchen nach Geschichten, nach Tatsachen. Es ist nicht unsere Schuld, wenn sich vieles als Dreck entpuppt.«
Rudolf packte sie am Handgelenk. »Ihr grabt doch nur da, wo ihr Sensationen vermutet. Und ihr habt keinerlei Hemmungen, auch Falschmeldungen herauszubringen.«
»Wir täuschen uns manchmal, okay, aber bei mir gibt es keine Fehlgriffe. Ich erledige meine Arbeit gründlich.«
»Und der Artikel, der besagt, mein elektronisches System funktioniere nicht? Und die Warnung, die Kunden sollten lieber die Finger davon lassen?«
»Ist nicht von mir.« Sophie zündete sich eine Zigarette an. Während sie den Rauch ausblies, sah sie ihn herausfordernd an. »Du hast ein angeblich sicheres System für Banken entwickelt, also stehst du im Interesse der Öffentlichkeit. Wir Journalisten sind dazu da, um zu berichten. Wir kommentieren und informieren darüber, was Sache ist. Vor allem, was, wie und warum du etwas tust.«
Sophie sah in sein hartes, unbeugsames Gesicht. »Du solltest lieber mit mir reden. Wenn ich nicht über dich schreibe, tut es die Konkurrenz. Also! Mit wem triffst du dich auf Kreta?«
Rudolf biss die Zähne so fest aufeinander, dass seine Wagenmuskeln hervortraten. »Von mir erfährst du kein einziges Wort.« Er griff nach seinem Jackett und schlüpfte hinein. »Ihr habt schon genug Unheil angerichtet und meine Familie mit falschen Behauptungen diskreditiert.«
»Wo Rauch ist, ist auch Feuer«, meinte Sophie achselzuckend. »Wenn dein System einen Fehler hat, gib es lieber gleich zu. Dann hast du‘s hinter dir. Ansonsten recherchiere ich ohne deine Hilfe.«
»Sieh zu, wie du deine Informationen zusammenbekommst. Mein System funktioniert. Und wenn du Mist baust, wird sich meine Rechtsabteilung mit dir und deiner aufwieglerischen Klatschzeitung beschäftigen.«
»Wird nicht passieren«, meinte Sophie lässig. »Ich verstehe mein Handwerk.«
»Du übst es aus wie eine Nutte«, entgegnete Rudolf brutal.
Sophie lachte. »Nur weil ich die Arbeit mit dem Vergnügen verbinde. Sei nicht albern.«
Rudolf lief rot an. »Ich will dich nie wiedersehen, kapiert! Und überleg dir genau, was du tust. Ich bin schon mit ganz anderen fertig geworden.«
»Wie interessant.« Sophie lächelte süffisant. »Kannst du mir mehr darüber verraten?«
Rudolf ging zur Tür. »Du bist nicht die Erste, die glaubt, sie könne mich hereinlegen. Es ist bisher weder jemanden gelungen noch gut bekommen.« Die Tür knallte laut ins Schloss.
Mist , dachte Sophie. Walter wird toben. Sie dachte einen Augenblick lang nach. Schließlich wusste sie, was sie zu tun hatte.
Wenn Maren, die richtige Entscheidung getroffen hatte, war noch nichts verloren.
Er stand auf einem Felsen und sah sich um. Das Klettern in den Bergen hatte ihm seine Ruhe zurückgegeben. Angenehm erschöpft sah er von seinem Platz aus auf das Kloster Gouverneto hinab, das inmitten der Berge beinahe wie eine Festung wirkte. Er wollte gerade weitergehen, als ein Auto vor dem Kloster parkte.
Die Tür des Wagens öffnete sich. Kurz darauf kletterte eine junge Frau vom Rücksitz. In der einen Hand hielt sie einen Rucksack und in der anderen ein Paar Schuhe. Ihr Lachen klang bis zu ihm hinauf und berührte ihn. Daher nahm er sein Fernglas in die Hand und fixierte die junge Dame.
Was er sah, gefiel ihm. Sein Beobachtungsobjekt war groß, blond und bildhübsch. Ihre langen Beine steckten in Jeansshorts, und das enge Top brachte ihre schlanke Figur wundervoll zur Geltung.
Gutgelaunt winkte sie dem Fahrer zu, der gleich darauf anfuhr und ihr »Adío, Kyría Maren!« zurief.
Kurz darauf stöckelte die
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