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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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Erst die Lautsprecherdurchsage des Regisseurs in der Spielerhütte »Bitte alles fertig machen für den Apfelschuss!«, beendete ihre ausgelassene Runde. Hand in Hand ging er mit seiner Frau zu seinem Auftrittsort. Endlich, da war sie, die Stimmung, die er vorher so schmerzlich vermisst hatte. In diesem Moment klingelte sein Handy.
    »Hast du dein Telefon noch an?«, fragte seine Frau erschrocken.
    Auch Kluftinger war erschrocken, denn er hatte gar nicht mehr daran gedacht. Hätte es ein paar Minuten später auf der Bühne geklingelt, hätte ihn der Regisseur wahrscheinlich eigenhändig mit Tells Armbrust exekutiert.
    »Kruzifix, ich mach’s gleich aus«, sagte Kluftinger und wollte den Anrufer schon wegdrücken, da sah er, dass es Yildrims Nummer war. Freudig bedeutete der Kommissar seiner Frau, doch schon vorauszugehen, hielt sich das Gerät ans Ohr und sagte strahlend: »Na, wollen Sie doch noch telefonisch mit mir anstoßen oder …«
    Yildrim ließ ihn gar nicht erst ausreden: »Kluftinger«, schrie er in den Hörer, »es gibt noch eine Bombe.«
    Das Lächeln des Kommissars gefror, und sein Mund wurde trocken. Nein, das konnte nicht sein, sie hatten es doch geschafft, sie hatten … »Haben Sie sie schon gefunden? Können Sie sie denn noch rechtzeitig entschärfen?«
    »Nein, sie ist nicht …« Den Rest verstand der Kommissar nicht mehr, die Hintergrundgeräusche waren zu laut.
    »Wo sind Sie denn, ich versteh gar nix«, rief Kluftinger laut in den Hörer und wurde dafür von allen Seiten mit heftigen »Sch!«-Lauten bedacht.
    »Ich bin auf dem Weg zum Hubschrauber«, schrie Yildrim zurück.
    »Zum Hubschrauber, aber ich dachte, es gibt noch eine zweite …«
    »Hören Sie«, schnitt ihm Yildrim erneut das Wort ab. »Die zweite Bombe ist nicht hier. Wir können einen weiteren Sprengsatz hier ausschließen. Sie ist bei Ihnen.«
    Kluftinger zögerte einen Moment. Dann antwortete er: »Bitte sprechen Sie lauter. Ich hab gerade verstanden, die Bombe ist bei uns.«
    »Ja! Ja, genau! Bei Ihnen! In Altusried!«
    Kluftinger hatte das Gefühl, als würde sich der Boden unter ihm auftun. Seine Knie wurden weich, und er schwankte.
    »Das … kann nicht …«
    »Doch! Doch! Hören Sie, wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich komme, so schnell ich kann, aber ich werde es nicht rechtzeitig schaffen.«
    »Aber … wie können Sie … woher …?«, stammelte er.
    »Die DVD. Der Rest, der nicht zu sehen war. Jemand hat es hingekriegt, das wieder herzustellen. Und Ihre Freilichtbühne ist drauf.«
    Kluftinger meinte, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Sein Verstand wehrte sich gegen das, was er gerade gehört hatte. »Aber Bregenz war doch auch nix, das war doch auch auf dem Video. Das haben die vielleicht nur einmal in Erwägung gezogen.«
    »Erstens wissen wir das noch nicht, schließlich haben wir die Chose da abgesagt. Und es gibt noch einen Hinweis.«
    »Noch einen?«
    »Eine weitere Mail. Darin steht, dass aus beiden Spielen blutiger Ernst werden soll. Verstehen Sie? Beide Spiele.«
    »Mein Gott.«
    »Kluftinger, es sind nur noch einundzwanzig Minuten.«
    Der Kommissar fühlte sich einer Ohnmacht nahe. »Das schaffe ich nie!«
    »Doch, Sie müssen. Ich kümmere mich um Verstärkung, aber selbst das wird zeitlich nicht reichen.«
    »Was soll ich tun? Ich kann doch auch nicht evakuieren lassen, oder?«
    »Um Gottes willen, auf keinen Fall. Sie haben sicher auch in Altusried jemanden mit einem Fernzünder eingeschleust. Finden Sie die Bombe.«
    »Nein, nein, das kann ich nicht. Ich bin nicht … nein.«
    »Lassen Sie Ihr Handy an. Das ist jetzt Ihr Spiel, Kluftinger.« Dann brach die Verbindung ab.
    Kluftinger war wie paralysiert. Unzählige Gedankenfetzen wirbelten durch seinen Kopf. Er konnte die Bombe unmöglich allein finden. Er brauchte Hilfe. Markus. Natürlich, er musste Markus suchen. Mit diesem Entschluss rannte er los, klapperte die verschiedenen Auftrittspositionen der Statisten ab, ignorierte Sprüche wie »Na, spät dran?« oder »Suchst du was, Klufti?«, ignorierte auch den Schweiß, der ihm ins Gesicht rann, schaute hinter Pappmaché-Felsen und Bretterbuden, rannte zurück zur Spielerhütte – und sah seinen Sohn. Atemlos blieb er vor ihm stehen und sagte: »Eine Bombe. Hier … die müss mer … finden.«
    Markus blickte seinen Vater erst skeptisch an, doch dessen Verfassung ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wie ernst es ihm war. »Los!«, sagte sein Sohn nur, und da sein Vater nicht

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