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Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
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Vermögen dafür.“
    „Im Gegensatz zu dir, Tom, habe ich genug Geld. Ich muss meine Seele nicht an die Presse verkaufen.“
    „Du bist so spießig, Becks!“ Er schnaufte ins Telefon. „Denk doch auch an mich.“
    „Ich hab mich extra scheiden lassen, um nicht mehr an dich denken zu müssen. Ach und noch etwas: ruf mich nie wieder an!“ Sie warf das Handy auf die Küchenablage und strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht.
    Es klopfte leise. Rebecca fuhr herum und sah McHugh mit einem vorsichtigen Lächeln an der angelehnten Terrassentür warten. Sie wusste nicht, wie viel er von ihrem Telefonat gehört hatte.
    „Wie wäre es also mit violett?“, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. „Schwarz.“ 
     
     
     

III
     
    Den ganzen Vormittag über packte Rebecca Kartons aus und räumte Schränke ein. Nachdem ihr Handy Sturm geklingelt hatte, hatte sie es kurzerhand ausgeschaltet.
    Das Einrichten machte ihr Spaß. Auf diese Weise konnte sie die Gedanken an die Scheidung und all den Presserummel vergessen, die Toms Anruf in ihr wieder zum Rotieren gebracht hatte. Mittags beschloss sie einen kleinen Spaziergang zu machen, um die nähere Gegend zu erkunden. Die schmalen Wege waren meist von hüfthohen Steinmauern begrenzt und wanden sich endlos und oft verzweigt durch die sattgrünen Wiesen und Hänge. Immer wieder stieß sie auf verfallene Steinhütten, die meist von Schafen oder – wie in einem Fall – von einem cremefarbenen Stier bewohnt wurden, dessen Zaun für Rebeccas Geschmack etwas zu niedrig war.
    Sie pflückte einige Blumen, die sie nicht kannte, und stellte sich einen kleinen Strauß zusammen. Mit jedem Schritt sog sie die kühle klare Luft ein, genoss die letzten spärlichen Sonnenstrahlen vor der Dämmerung. Sie fühlte sich wohl, ja noch mehr, sie fühlte sich zu Hause. Dieser Gedanke verwirrte und freute sie gleichermaßen. Ihr ganzes bisheriges Leben hatte sie in London verbracht und nun, nach wenigen Tagen hier in der irischen Abgeschiedenheit, fühlte sie sich restlos wohl. Sie beschloss nicht weiter über den Grund dieses Umstands nachzudenken, sondern sich schlichtweg darüber zu freuen.
    Auf dem Rückweg zum Haus kamen ihr auf der einspurigen Straße einige Autos entgegen, deren Fahrer sie überschwänglich grüßten. Jeder, aber ausnahmslos jeder, nickte ihr ein Lächeln zu. Rebecca erinnerte sich nicht von völlig Fremden je so freundlich behandelt worden zu sein – jedenfalls nicht bevor der Erfolg ihres Schmucks ein hübsches Millionensümmchen auf ihr Konto gezaubert hatte.
    Als sie das Eingangstor vor Lakefield House öffnete, überkam sie jäh ein stechender Schmerz in beiden Schläfen. Ein Bild blitzte in ihrem Kopf auf. Es war dunkel, stürmisch. Jemand lag auf dem Boden. Es regnete. Ängstlich riss sie die Augen wieder auf und starrte auf die helle Hauswand. Ihre Finger waren um den Griff des Eisentores gekrampft und ihre Knie zitterten. Ihr Herz pochte wie rasend und das Blut rauschte so heftig hinter ihren Schläfen, dass sie die Augen zusammenkniff, um wieder klar sehen zu können.
    Es war beinah wie in ihrem Traum. Nur dass sie diesmal wach, und die Szene noch viel realer, viel beängstigender gewesen war. Sie strich sich mit beiden Händen über die Oberarmeum die Gänsehaut und das Zittern abzuschütteln.
    Im Haus suchte sie eine Vase und verstaute den Strauss darin. Erst beim Zurechtmachen der Blumen bemerkte sie, dass sie noch immer zitterte.
    Um sich ein wenig zu beruhigen, setzte sie Kaffeewasser auf. Als sie das Küchenschränkchen öffnen wollte, hatte sie plötzlich den Knauf in der Hand. Nur den Knauf. Verwundert starrte Rebecca das wurmstichige Ding an.
    „Mist“, murmelte sie, indem sie den Türknauf zwischen ihren Fingern drehte. Sie wollte ihn wieder aufstecken, aber das funktionierte nicht. Verbissen versuchte sie mit den Fingernägeln zwischen Tür und Schrank zu kommen, irgendwie dagegen zu klopfen, stellte sich sogar auf einen Stuhl, um es von oben zu versuchen, aber es brachte nichts. Die Tür blieb zu und der Zucker unerreichbar.
    Natürlich hätte sie den Schmied um Hilfe bitten können, aber sie trank ihren Kaffee lieber ungesüßt – und sie hasste ungesüßten Kaffee -, als ihrem angeberischen Nachbarn diesen Gefallen zu tun. Sie würde am nächsten Tag einfach ins Dorf fahren und Klebstoff kaufen. Und bis dahin gab es eben Kaffee ohne Zucker, befand sie, und kam sich dabei sehr diszipliniert vor.
     
    Fünf Minuten später

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