Lakefield House (German Edition)
und Dad ist schwierig und leer. Manchmal fühle ich mich so alt, so übersatt, dass ich kaum glauben kann, dass ich erst achtzehn bin. Aber so ist es, und seit einiger Zeit gibt es einen Jungen, der mir Kraft gibt, der mich zum Lachen bringt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es in letzter Zeit war, mich zum Lachen zu bringen. Aber er schafft es! Ich habe momentan viel zu tun, aber das ist gut so. Es lenkt mich ab. Auch dein jüngstes Enkelkind ist bester Dinge. Jedes Mal wenn ich arbeiten gehe, kümmert sich der Junge – sein Name ist übrigens Connor – um Holly. Ich fühle, dass es bergauf geht! Ich fühle, dass wir es schaffen. Liebste Grüße, deine Debora. “
Rebeccas Worte waren immer leiser geworden. Ihr Blick lag auf dem Brief in ihren Händen. Sie war wie versteinert, versuchte das Gelesene zu verstehen, schüttelte den Kopf. „Ich weiß mit absoluter Sicherheit“, sagte sie, indem sie langsam aufsah, „dass meine Großmutter nur ein Kind hatte: meine Mutter. Ihr Name war -“
„Erica“, sagte Connor, den Blick starr auf den Briefstapel geheftet.
„Woher weißt du das?“
„Weil es der Name von Deboras und Hollys Mutter war.“
Rebecca sah ihn fassungslos an. „Was?“
„Hast du ein Bild von deiner Mutter?“, fragte er.
Sie griff wortlos in ihre Handtasche, holte ihr Portemonnaieheraus, nahm daraus das Medaillon, klappte es auf und gab es Connor. „Das sind meine Eltern.“
Ohne die Bilder anzusehen, klappte er den Anhänger wieder zu und betrachtete ihn stumm.
„Was ist?“
Seine moosgrünen Augen lagen mit einem resignierten Ausdruck auf dem kleinen Schmuckstück, dann sah er zu Rebecca auf. „Weißt du zufällig noch, von wem du das bekommen hast?“
Rebecca schüttelte den Kopf. „Nein, warum? Ich ... ich weiß nicht. Ich habe es schon immer. Warum?“
„Ich habe es für dich gemacht.“
„Was?“
„Nachdem Deboras und Hollys Eltern tot waren, habe ich die beiden Medaillons gemacht, damit sie Ericas und Jesses Bilder immer bei sich tragen können.“
„Das kann doch nicht sein. Vielleicht sieht es nur genauso aus.“
„Nimm das Bild deiner Mutter heraus und sag mir, ob dahinter eine Gravur ist.“
Rebecca pulte mit zitternden Fingern das Bild ihrer Mutter heraus und las angestrengt die verblasste Gravur. „C. S. M.“
„Connor Séamas McHugh.“ Er nahm ihr das Medaillon aus den zitternden Händen und setzte das Bild ihrer Mutter wieder ein. Dann gab er es ihr zurück. „Sieht aus, als wärst du doch zurückgekehrt.“ Er nickte, bevor er sagte: „Holly.“
Über dem See stiegen die ersten Sonnenstrahlen auf und tauchten Rebeccas Schlafzimmer in zartgelbes Licht. Sie stand noch immer fassungslos vor Connor, hielt das Medaillon mit beiden Händen fest, versucht zu begreifen, was sie gerade erfahren hatte.
„Ich bin Holly?“, wiederholte sie schließlich. Dann sah sie zu Connor auf.
„Ich soll Holly sein? Der Wechselbalg? Das Monster, das seine Familie in den Tod getrieben hat?“ Ihr kamen die Tränen und ohne Vorwarnung sackten ihr die Knie unter dem Körper weg.
Connor, der ihre Reaktion wohl vorausgeahnt hatte, fing Rebecca auf und setzte sie aufs Bett, dann zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand. „Jetzt beruhige dich erst einmal.“
„Aber ich bin Rebecca Turner und nicht Holly Maldoon.“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Meine Eltern sind bei einem Überfall ums Leben gekommen, aber als ich noch ein Baby war. Und in London.“
„Wenn es so ist, wie ich denke, dann wollte dich deine Großmutter nicht nur vor einer schrecklichen Erinnerung, sondern auch vor einem Mörder beschützen. Ich weiß, dass Ericas Mutter Engländerin war. Welches Datum trägt der Brief?“
Rebecca blickte auf das zitternde Blatt Papier in ihren Fingern. „7. Juli 1993.“
„Das ist Deboras Todestag. Wahrscheinlich hat sie damals die Nachricht davon viel eher erreicht, als der Brief selbst.“ Er setzte sich zurück. „Stell dir doch mal vor, wenn sie den Anruf bekam, dass Debora tot ist und du womöglich im Sterben lagst. Sie wird sofort hergeflogen sein. Voller Trauer um Debora und voller Hoffnung wenigstens dich nicht zu verlieren. Die Polizei wird ihr geschildert haben, was auch immer sie wusste. Und weil sie klug genug waren, dich zu beschützen, und weil du außer deiner Großmutter niemanden mehr hattest, haben sie alle glauben lassen, du wärst ebenfalls gestorben, und haben dich mit ihr nach
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