Lakritze - Thueringen Krimi
drang in sie ein und bewegte sich langsam vor und zurück. Carla nahm den Rhythmus auf. Mit den Lippen suchte sie seinen Mund. Kein Mann schmeckte so gut wie Ralph. Sie hätte ihn ewig so lieben können. Es war ganz anders als sonst, wenn sie wie ausgehungert übereinander herfielen.
Danach kuschelte sich Carla an seine Brust. Sie konnte seinen Herzschlag hören: wumm-wumm, wumm-wumm.
»Ich liebe dich.« Sie fuhr mit dem Finger seine Rippen entlang.
»Ich dich auch.«
»Bist du okay?«
»Natürlich.«
Carla hörte die leichte Verwunderung in seiner Stimme. Hatte Ralph etwa vergessen, dass sie sich gestern Abend gestritten hatten? »Gestern war ich nicht besonders gut drauf«, sagte sie.
»Heute ist ein neuer Tag. Wie heißt es so schön? Neuer Tag, neues Glück.«
Carla kicherte, als Ralph sie in der Taille kitzelte. Dann wurde sie wieder ernst. »Ich habe dir noch gar nicht erzählt, dass ein neuer Mord passiert ist.«
Ralph drehte sich auf den Rücken. »Ach ja?«
»Ist das alles, was du dazu sagst?« Sie stemmte sich auf den Ellenbogen und suchte in Ralphs Gesicht nach einer Erklärung, warum er so einsilbig war.
»Was sollte ich sonst dazu sagen?«
»Macht es dir denn gar nichts aus, dass schon wieder eine Frau umgebracht wurde?«
»Anscheinend treibt sich in Thüringen ein Serienkiller herum.«
»Mich erschreckt der Gedanke.« Carla barg erneut den Kopf an Ralphs Brust. Wumm-wumm, wumm-wumm, sein Herz schlug noch immer einschläfernd wie ein Bummelzug auf Durchreise.
»Du bist in Sicherheit.« Ralph strich ihr übers Haar. Sein Körper dämpfte die Worte, doch Carla meinte zu spüren, dass seine Stimme schwankte.
Sie hob das Gesicht und schaute ihn an. Sie hatten die Decke beiseitegeworfen, und obwohl warme Luft durch das weit geöffnete Fenster strömte, war ihr unvermittelt kalt.
Ralph musste es gemerkt haben, er zog die Decke über sie und gab ihr einen Kuss. Die blonden Stoppeln an seinem Kinn kratzten. »Du solltest dich rasieren«, sagte sie und spürte sofort, dass sich Ralph versteifte.
»Nach dem Frühstück gehe ich zum Friseur.«
»Warum?«
»Die Haare müssen ab.«
»Mir gefallen deine Locken.«
Ralph löste sich von ihr und ging ins Bad. Sie hörte seinen Rasierapparat brummen. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, dass sie Ralph nicht verstand.
Als er zurückkam, umwehte ihn ein herbfrischer Hauch mit einer Prise Rosenduft.
Carla umarmte ihn und schnupperte an seinem Hals. »Du riechst gut«, sagte sie und dachte: Aber Feuerbirk riecht besser. Schuldbewusst reckte sie sich, um Ralph auf die Nase zu küssen.
Hand in Hand betraten sie wenig später den Frühstücksraum. Carla war erleichtert, dass sie die einzigen Gäste waren. Kommissar Feuerbirk brütete wohl noch über seinen Akten oder war schon wieder unterwegs.
Frau Ritter brachte frischen Kaffee und schenkte ihnen ein. Sie sah müde aus. Vielleicht sollten sie doch nicht darauf bestehen, zeitiger als gewöhnlich zu frühstücken.
»Wie immer?«, fragte Frau Ritter. »Schwarzbrot für die Dame und Brötchen für den Herrn?«
»Wie immer.«
Carla freute sich, dass Frau Ritter sich gemerkt hatte, was sie aßen. Die Wirtin war wirklich eine liebenswerte Person. Und wie hübsch sie den Tisch gedeckt hatte.
Carla nahm die zu einer Blüte gefaltete Serviette von ihrem Teller.
»Was haben Sie denn heute vor?« Frau Ritter stellte den Brotkorb vor ihnen ab.
»Mein Freund möchte zum Friseur«, sagte Carla.
»Da sollten Sie nach Erfurt fahren.«
Ralph blätterte in der Tageszeitung und schien gar nicht zuzuhören.
»Ja, wir dachten, wir fahren dorthin.« Carla lächelte gezwungen. Ralph könnte sich wirklich weniger abweisend verhalten.
»Wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen einen Stadtplan mit.« Frau Ritter ging, um den Plan zu holen.
Als sie zurückkam, fragte Carla: »Geht es Ihrem Bruder besser?«
Frau Ritter wurde blass. Gewiss machte sie sich Sorgen.
»Er schläft noch, das tut er immer, wenn er einen Anfall hatte. Es ist nichts Schlimmes.«
»Ist er schon lange krank?«
»Ach was, er ist gesund. Die Anfälle haben keine Bedeutung.« Frau Ritter wandte sich hastig um und verschwand in der Küche.
Carla beugte sich zu Ralph über den Tisch. »Hast du gehört? Sie hat gesagt, es wäre nichts weiter, dabei war Knubbel gestern völlig von der Rolle. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der derart ausgerastet ist.«
Ralph ließ die Zeitung sinken. »Gesehen?«
Er hatte also doch zugehört. »Ich war dabei,
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