Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
Vom Netzwerk:
etwas gespürt hatte. Hastig versteckte Helene die Hände unter ihrer Schürze.
    »Ich gehe besser«, sagte Bartwick.
    Helene wandte sich ab und schaute erst wieder auf, als ihr Gast die Küche verlassen hatte. Dann ließ sie sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Mechanisch tastete sie nach ihrem Zopf. Ihre Augen brannten.
    Wieso hatte sie es zugelassen, dass Ralph Bartwick sie berührte? Sie hatte sich doch geschworen, dass sie ein für alle Mal mit den Männern fertig war. Was, zum Teufel, war los mit ihr?
    Sie wühlte im Schrankfach nach der großen Schere. Ein Ratsch, und der Zopf lag am Boden. Entschlossen hob sie ihn auf und warf ihn in den Mülleimer.
    Der Deckel war kaum geschlossen, da klopfte es an der Tür. Helene fuhr zusammen. Ihr Gast würde doch nicht schon wieder …
    Aber es war Edith Zumpe, die eintrat und sich ungefragt auf die Küchenbank quetschte. »Hallo, Helene. Du meine Güte, welche Hitze. Wenn das noch lange anhält, ist die Ernte im Eimer.«
    »Ach, so schlimm wird es nicht werden.« Helene füllte zwei Gläser mit Limonade.
    Edith griff dankbar zu und leerte ihr Glas in einem Zug. Als sie es abstellte, blieb ihr Blick an Helenes Kopf hängen. »Deine Haare, mein Gott.«
    Gleichmütig hob Helene die Schultern. »Ich habe sie abgeschnitten. Du sagst ja selbst, die Hitze.«
    »Das sieht ja furchtbar aus. Hast du einfach so mit der Schere deinen Zopf …?«
    »Morgen gehe ich zum Friseur.«
    Edith nickte. »Recht so, es wird langsam Zeit, dass du etwas für dich tust.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du bist noch jung.«
    »Ich werde dieses Jahr zweiundvierzig«, sagte Helene.
    »Sag ich doch, du bist noch jung. Du solltest dir einen Mann suchen, statt wie eine Glucke an deinem Bruder zu kleben.«
    Helene zuckte zusammen. Sie hatte Knubbel völlig vergessen. Daran war nur dieser Ralph Bartwick schuld. Er hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie musste sich zusammenreißen. Schnell sagte sie: »Knubbel braucht mich.«
    »Papperlapapp. Es gibt Heime, da wäre er besser untergebracht.«
    »Ausgeschlossen, das kommt nicht in Frage.«
    »Wo ist er überhaupt, der Knut?« Edith reckte ihre runde Nase in die Höhe, als wolle sie Witterung aufnehmen.
    »Er schläft.«
    »So zeitig? Es ist doch noch früh am Abend.«
    Brüsk stand Helene auf. »Er ist krank.«
    Edith wollte Helenes stumme Aufforderung wohl nicht verstehen. Statt zu gehen, fragte sie: »Gibt es denn was Neues über die Morde?«
    Langsam setzte sich Helene wieder. »Wie kommst du darauf, dass ich mehr als du wissen könnte?«
    »Mensch, der Torsten wohnt bei euch. Da bekommst du bestimmt das eine oder andere mit.«
    »Mir erzählt er nichts. Aber du kannst ihn selbst fragen, wenn du ihn siehst.«
    »Das ist es ja gerade.« Edith Zumpe lehnte sich nach vorn, dass Helene die blauen Äderchen in ihren Augen sehen konnte. »Er geht mir aus dem Weg, der Junge.«
    »Er arbeitet eben viel.«
    »Na und? Wir sind schließlich verwandt.«
    »Lies die Zeitung, da steht alles drin.«
    »Unfug. Jeder weiß, dass die Presseleute nur das schreiben, was sie wollen. Ich wette, Torsten hat schon eine heiße Spur.«
    Helene spielte mit dem Saum ihrer Schürze. »Davon weiß ich nichts.«
    »Zwei Frauen kurz hintereinander ermordet. Da muss es eine Verbindung geben. Was hast du eigentlich vorgestern Nacht gemacht?«
    »Ich?« Helene registrierte Ediths neugierig aufgerissene Augen. Am liebsten hätte sie Edith das leere Glas an den Kopf geworfen. »Ich war hier, wie immer.«
    »Und dein Bruder?«
    Wusste Edith etwa, dass Knubbel am Tag nach dem Mord einen Anfall gehabt hatte? Reimte sie sich womöglich irgendwelche Dummheiten zusammen? »Knubbel war ebenfalls hier«, sagte sie mit fester Stimme.
    »So? Ich dachte, ich hätte jemanden mitten in der Nacht auf euern Hof fahren sehen. Aber vielleicht habe ich mich auch geirrt. Tja, dann will ich mal wieder.« Edith stemmte sich von der Bank hoch. »Du solltest wirklich schnellstens zum Friseur gehen.«
    Helene wartete mit zusammengekniffenen Lippen, bis Edith die Küchentür hinter sich geschlossen hatte. Sie stürzte zum Radio und drehte die Lautstärke voll auf. Ihr Schluchzen ging in der Musik unter. Ich will immer wieder dieses Fieber spür’n, immer wieder mich an dich verlier’n.

ELF
    In der Pension Waldidyll war es auffallend still. Ralph hatte sich gleich nach dem Frühstück verabschiedet. Er wolle in den Wald, klettern, hatte er gesagt und sich aus der Tür gedrückt, ehe Carla etwas einwenden

Weitere Kostenlose Bücher