Lakritze - Thueringen Krimi
platten Sprüchen bekam er eine Frau wie Carla nicht herum.
»Was ist denn nun mit Ralph?«, fragte sie.
Feuerbirk trank einen weiteren Schluck. Lieber hätte er über sie geredet, statt ausgerechnet über den Typen, mit dem sie zusammen war. Er räusperte sich. »Ralph Bartwick war bis vor vier Jahren fast ausschließlich im Ausland unterwegs.«
»Das haben Sie vorhin in der Pension schon gesagt.«
»Ich sagte, er hätte lange im Ausland gelebt. Dass es vier Jahre waren, davon habe ich gar nicht gesprochen.«
»Sind Sie immer so pingelig?«
»Ich bin Polizist«, sagte Feuerbirk in der Hoffnung, dass Carla weitere Fragen stellen würde. Doch offensichtlich erklärte sein Beruf tatsächlich alles für sie. Carla fragte nicht weiter. Feuerbirk hatte mehr Neugier erwartet.
»Ralph ist Künstler. Vielleicht wollte er im Ausland neue Eindrücke sammeln«, sagte Carla.
»Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.«
»Warum sollte ich das nicht glauben? Weil Sie es so haben wollen?«
Carlas Augen blitzten, und Feuerbirk fragte sich, ob sie im Bett wohl genauso feurig war.
Paolo am Tresen reckte den Hals, um zu sehen, ob seine Gäste etwas brauchten. Carlas Tasse und auch Feuerbirks Glas waren mittlerweile leer.
»Darf ich euch noch etwas bringen? Espresso? Er ist ganz frisch, ein Gedicht. Ihr werdet begeistert sein.«
»Sicher«, rief Feuerbirk zurück, ohne Carla aus den Augen zu lassen.
»Ich liebe Espresso«, sagte sie.
Feuerbirk hob einen Finger, um Paolo zu zeigen, dass er einen Espresso bringen sollte. »Ich werde herauskriegen, was Ihr Freund im Ausland getrieben hat, das verspreche ich Ihnen.«
»Wie weit sind Sie mit der Aufklärung der Morde gekommen?«
»Das ist eine schwierige Sache.« Ralph Bartwick stand ganz oben auf Feuerbirks Liste der Verdächtigen, doch er würde sich hüten, Carla dies zu verraten. Stattdessen sagte er: »Ihr Freund war unter anderem lange Zeit in Afrika. Kongo, Somalia, Libyen – nicht unbedingt bevorzugte Urlaubsländer, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe es nicht. Ein Künstler kann doch überall seine Inspiration finden.«
In diesem Moment klingelte Feuerbirks Handy, wieder einmal. Keine Stunde blieb das Ding stumm. Er hätte es ausschalten sollen. Feuerbirk drückte auf die Annahmetaste.
Patzke hatte schon mehrfach gefragt, wo er bliebe. Ob er endlich kommen könnte? Zagemann dränge schon.
»Ich komme, so schnell ich kann«, sagte Feuerbirk und legte auf. »Blöd«, knurrte er dann.
»Schlechte Nachrichten?«
»Die Pflicht ruft. So leid es mir tut, ich kann nicht bleiben. Ich setze Sie im Waldidyll ab.«
Carla schaute ihn an. Vielleicht fragte sie sich, was so wichtig war, dass er sie so sitzen ließ.
»Sie sehen traurig aus«, sagte er.
»Das täuscht.« Carla hob das Kinn.
»Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie ein bisschen traurig wären. Dann könnte ich mir wenigstens einbilden, Sie wären betrübt, weil unser Date so schnell zu Ende ist.«
»Passen Sie auf, was Sie sagen. Womöglich haben Sie sogar recht, und ich weine nur deshalb nicht, weil ich Sie nicht betrüben will.« Carlas Mundwinkel zuckten, und wie auf Kommando mussten sie gleichzeitig grinsen.
Als sie durch den Raum zur Tür gingen, kam ihnen Paolo mit dem Espresso entgegen.
»Setz ihn auf die Rechnung, ich komme morgen vorbei und zahle alles«, sagte Feuerbirk und ignorierte Paolos verdutzten Blick. Carla nickte Paolo wortlos zu. Es wirkte verkrampft, und er war froh, dass sie keinen Kommentar von sich gab.
Erst draußen, als sie an Feuerbirks Motorrad standen, sagte sie: »Ein Wunder, dass Sie sich hier überhaupt noch blicken lassen dürfen.«
»Wir sind schon lange Freunde«, erwiderte Feuerbirk und trat auf den Anlasser, als wäre der daran schuld, dass Carla wegen ihm auf den Espresso verzichten musste.
Torsten hatte Carla kaum abgesetzt, als er auch schon weiterbrauste. Gedankenversunken schaute sie ihm nach, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Kongo – Somalia – Libyen. Seine Worte hallten wie Donnerschläge in ihr.
Bürgerkriege, Menschenrechtsverletzungen, Hungersnöte fielen ihr zu den afrikanischen Ländern ein. Meldungen, die sie beiläufig in den Nachrichten gehört hatte. Jetzt wünschte sie, sie hätte sich mehr dafür interessiert.
Sie stieg die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Ralph war noch immer nicht da. Carla atmete erleichtert aus. Eigentlich hätte sie sich auf ihn freuen sollen, aber im Moment war sie froh, dass sie alleine war. Sie
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