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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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holte ihr Notebook aus der Tasche und loggte sich ins Internet ein. Schon das dritte Mal innerhalb der letzten Tage beglückwünschte sie sich, dass sie ihren Rechner mitgenommen hatte. Sonst hätte sie kaum die Artikel für die Presse schreiben und an die Redaktionen senden können.
    Ursprünglich hatte sie ihn zu Hause lassen wollen. Ralph hatte gesagt, es wäre sonst kein richtiger Urlaub für sie. Doch das war es jetzt ohnehin nicht mehr. Sollte Ralph ruhig in den Bergen herumkraxeln, während sie arbeitete.
    Sie hatte bereits eine Menge Fakten zu Knubbel und den Kaninchen zusammengetragen, es würde für einen ersten Artikel reichen. Heute wollte sie ihn schreiben, doch im Moment war anderes wichtiger.
    Kurz entschlossen gab sie Libyen in den Browser ein und schränkte die Suche auf den Zeitraum vor vier Jahren ein. Was war damals dort passiert?
    Auf Seite vier leuchteten Schlagworte wie HIV und Krankenhaus auf, die Carla neugierig machten. Ein bulgarischer Arzt und fünf Krankenschwestern hatten in einem Kinderkrankenhaus gearbeitet. Es war ein schwerer Job unter Bedingungen, die nicht mit der Arbeit in einer europäischen Klinik zu vergleichen waren. Angeblich hatten der Arzt und die Schwestern über hundert Kinder mit HIV infiziert. Gaddafi hatte eine vom CIA und dem Mossad gesteuerte Verschwörung vermutet. Die sechs waren zum Tod verurteilt worden. Es war Irrsinn, die ganze Welt hatte aufgeschrien. Zum Glück war es gelungen, die Verurteilten freizubekommen.
    Konnte Ralph etwas mit diesem Skandal zu tun gehabt haben?
    Carla starrte auf den Monitor und nagte an ihrer Unterlippe.
    Da wurde die Tür geöffnet, und Ralph trat ein. Sie hatte ihn nicht die Treppe heraufkommen hören und schrak zusammen. Hastig klappte sie das Notebook zu.
    »Du arbeitest?«, fragte er und gab ihr einen Kuss.
    Carla nickte, eine Lüge. Sie wagte nicht, Ralph ins Gesicht zu sehen. Bestimmt würde er merken, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und schaute dann doch auf, wobei sie sich zu einem Lächeln zwang. »Die Reportage über die Kaninchenzucht lässt sich gut an.« Lüge Nummer zwei war ihr erstaunlich leichtgefallen.
    »Schön, dann könnten wir mal wieder etwas gemeinsam unternehmen.«
    Carla hätte die Zeit lieber für weitere Recherchen genutzt, aber das konnte sie Ralph in der jetzigen Situation ja nicht sagen. »Was würdest du denn gerne machen?«
    »Wir könnten noch irgendwohin in der Nähe wandern. Allerdings sollten wir uns beeilen.«
    Carla schaute aus dem Fenster. Es war schon später Nachmittag. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen war. Sie schlüpfte aus den Sandalen, um ihre Wanderschuhe anzuziehen. Ralph wartete, bis sie die Schnürsenkel gebunden hatte. Seite an Seite stiefelten sie wenig später den Weg hinter der Pension durch die Wiesen entlang.
    Die Natur lag still im Sonnenlicht, das jetzt nicht mehr so flirrend wie am Mittag war und Carlas Haut wärmte. Über ihnen kreiste ein Milan, er beobachtete sie, und Carla winkte ihm zu.
    Je näher sie dem Wald kamen, umso feuchter wurde der Weg. Mücken surrten um ihre Köpfe.
    »Verdammte Viecher«, murmelte Carla, die kaum nachkam, die Mücken abzuwehren.
    Ralph lächelte. »Du schmeckst eben gut.«
    Seine schwarzen Haare glänzten in der Sonne. Carla hatte sich noch immer nicht ganz an sein verändertes Aussehen gewöhnt. Sein Lächeln jedoch war ihr vertraut, und sie küsste ihn. »Du auch.«
    Sie tauchten in das Dickicht des Waldes ein. Ralph übernahm die Führung. Er mied den Weg und kämpfte sich durch das Unterholz. Geschickt wich er umgestürzten Bäumen und herabhängenden Zweigen aus. Er bewegte sich wie eine Raubkatze. Carla schloss zu ihm auf.
    »Wohin führst du mich?«, fragte sie.
    »Lass dich überraschen.«
    Ab und zu blieb Ralph abrupt stehen, sodass Carla achtgeben musste, dass sie nicht gegen seinen Rücken prallte. In diesen Momenten beobachtete sie ihn. Sie fragte sich, was er suchen mochte. Er lauschte und schnupperte oft, als wolle er den Geruch des Waldes inhalieren. Einmal sagte er: »Der Wind kommt von links. Wir halten uns rechts.« Ohne Erklärung ging er weiter.
    Carla folgte wortlos. Sie fragte nichts, Ralph hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Er wirkte entrückt, wie ein Mensch aus einer anderen Welt.
    Nach einer Weile hockte er sich ins Gras und bedeutete Carla mit einer Handbewegung, es ihm gleichzutun.
    »Was zum Teufel …«
    »Pst.«
    Sie stolperte, als er sie nach

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