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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Stich gelassen. Sie haben mir nicht geholfen, Sarah zu retten. Als ich zu einem Risiko für den BND wurde, haben Sie mich auf die Abschussliste gesetzt. Und das alles, obwohl ich für den Geheimdienst ein anderer Mann geworden bin.«
    »Dafür wurden Sie gut bezahlt. Was glauben Sie wohl, woher das hohe Guthaben auf Ihrem Konto stammt? Von Ihren Bildern? Vergessen Sie es.«
    Ralph sprang auf. Er zitterte am ganzen Leib. »Ich habe für Sie mein Leben riskiert und dabei einen geliebten Menschen verloren.«
    Jürgen zog ihn auf seinen Platz zurück. »Beruhige dich. Niemand hat dich gezwungen, zum Geheimdienst zu gehen. Du hast einen Job gemacht, wie Tausende andere auch. Das klingt hart, ich weiß, doch das ändert nichts daran, dass du dich bewusst und freiwillig für diese Agentenscheiße verpflichtet hast.« Er streifte Kellerbach mit einem bösen Blick. »Etwas mehr Mitgefühl wäre angebracht, Herr Kellerbach. Der Tod von Sarah Reza hat bei meinem Patienten offensichtlich eine dissoziative Amnesie ausgelöst.«
    Ralph musterte Jürgen. Er würgte an dem bitteren Geschmack in seinem Mund. Gern hätte er jetzt ein Lakritzbonbon gelutscht, doch er hatte die Tüte im Auto vergessen.
    Jürgen wandte sich ihm zu. »Ralph, du bist selbst verantwortlich für das, was du tust. Sei es ein Job oder etwas anderes. Und vergiss bitte eines nicht: Du warst derjenige, der etwas über sein früheres Leben herausfinden wollte. Wir wussten beide, dass eine Reise in die Vergangenheit schmerzhaft werden würde. Ich finde es nach wie vor noch zu zeitig dafür.«
    »Jetzt bin ich also schuld, nur weiter so.«
    »Bitte hören Sie mir zu«, sagte Kellerbach. »Der BND hat alles getan, um Sie zu entschädigen. Sie waren damit zufrieden. Wäre der verdammte Kopfschuss nicht gewesen, würden Sie noch heute glücklich und ruhig leben.«
    »Glücklich? Das können Sie nicht ernsthaft glauben.«
    Kellerbachs linkes Augenlid zuckte. »Ich hatte den Eindruck.«
    »Dieser Banküberfall«, fragte Ralph. »Was steckt da wirklich dahinter?«
    »Nichts, ob Sie es glauben oder nicht. Es war pures Pech, dass Sie ausgerechnet zum Zeitpunkt des Banküberfalls in der Nähe waren. Der Bankräuber wollte Sie eigentlich nicht erschießen. Sie standen ihm einfach im Weg.«
    »Haben Sie ihn wenigstens geschnappt?«
    Kellerbach nickte. »Er hat ›lebenslänglich‹ kassiert mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Der Typ wird nie wieder rauskommen, er hat ein zu langes Vorstrafenregister.«
    »Wo sitzt er?« Ralph beugte sich vor. Instinktiv ahnte er, dass Kellerbach seiner Frage ausweichen wollte.
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das sagen sollte«, antwortete Kellerbach.
    Ralphs Hand schnellte vor und riss Kellerbach an der Krawatte vom Sessel hoch. »Wo?«, zischte er und zwang Kellerbach, ihm in die Augen zu sehen.
    »Straubing«, ächzte Kellerbach.
    Jürgen war aufgesprungen. »Lass ihn los, Ralph.«
    Ralph stieß Kellerbach in den Sessel zurück.
    Der rückte seinen Schlips zurecht. »Ich sage es nur ein einziges Mal. Bitte betrachten Sie meine Worte als einen freundschaftlichen Rat: Lassen Sie die Finger von dem Mann, Mahrmann.«
    »Name?«
    »Was?«
    »Wie heißt er?«
    Ralph ballte die Fäuste. Kellerbachs Ruhe brachte ihn zum Rasen, mochte sie auch nur gespielt sein.
    Kellerbach warf ihm den Ordner zu und knurrte: »Machen Sie, was Sie wollen.«
    Der Ordner fiel polternd auf den Boden. Ralph war auf einmal nicht mehr in der Lage, auch nur den kleinsten Finger zu rühren. Er sank auf seinen Stuhl und schloss erschöpft die Augen.
    Kurz darauf spürte er Jürgens Hand an der Schulter. Er schaute auf. Die Bewegung schmerzte.
    »Hier, trink.«
    Gehorsam leerte Ralph das Glas, das ihm Jürgen gereicht hatte. Das Getränk schmeckte wie Traubenzucker mit Zitrone.
    Jürgen zwinkerte ihm zu. »Keine Bange, das ist nur ein Vitamindrink. Du wirst dich gleich besser fühlen.«
    Ralph nickte schwach. Kellerbach stand auf. »Ich gehe wohl besser. Falls Sie mich brauchen, melden Sie sich. Ich bin jederzeit für Sie zu sprechen.« Er reichte Ralph seine Visitenkarte.
    Als er fort war, schaute Ralph auf den Ordner, der noch immer zu seinen Füßen lag. Etwas in ihm sträubte sich, ihn aufzuheben.
    Jürgen schien seine Gedanken zu erraten. »Bring es zu Ende. Halbe Sachen liegen dir nicht.«
    Ralphs Kehle wurde eng. Er räusperte sich. »Lies es mir vor.«
    Jürgen runzelte die Stirn. »Du solltest selbst …«
    »Bitte hilf mir. Vergiss, dass du Psychologe

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