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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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schneller als er. Sie schob sich an ihm vorbei und versperrte die Tür mit ihrem Körper.
    »Geh weg«, sagte er.
    »Niemals.«
    Noch nie hatte er Helene derart entschlossen gesehen. Ihre Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Sie hatte das Kinn vorgeschoben. Sein Blick fiel auf ihren Hals, dann den Knutschfleck, der sich dunkel von der weißen Haut abhob.
    Helene hatte mit einem anderen Mann geschlafen. Er brüllte wie ein Stier und hob den Arm. Dieses Flittchen.
    Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Er zögerte einen winzigen Moment.
    »Komm mit nach unten«, flüsterte sie.
    Unten war das Schlafzimmer. Meinte sie etwa, er würde sie jetzt noch wollen? Unvermittelt holte er aus und rammte ihr die Faust an den Kopf.
    Helene sackte zusammen und blieb gekrümmt im Gang liegen. Ein dünner Blutfaden rann aus ihrem Mundwinkel.
    Knubbel stieg über sie hinweg und riss die Zimmertür auf.
    Fräulein Lilo stand vor dem geöffneten Fenster. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Bei ihrem Anblick blieb Knubbel stehen. Er lächelte sie an. Sie wandte den Blick ab und richtete ihn auf Knubbels Finger, die mit dem Bund seines ehemals weißen T-Shirts spielten.
    »Fräulein Lilo«, flüsterte Knubbel.
    Ihr Kopf ruckte hoch. »Ich heiße Carla, das wissen Sie doch.«
    »Du hast mich nicht vergessen, oder? Ich wollte, dass du mich nicht vergisst. Nach allem, was geschehen ist.«
    Knubbel machte einen Schritt auf sie zu.
    »Was meinen Sie damit?«
    Sein Blick schweifte zur Seite, dann klammerte er sich wieder an ihr fest. »Hast du wirklich alles vergessen, Lilo?«
    »Was sollte ich vergessen haben?«
    »Lattkowitz und Ira.« Knubbel presste die Lippen aufeinander. Unvermittelt schrie er: »Die Schule, Niederoderwitz.«
    »Was ist damit?«
    Knubbel machte einen weiteren Schritt.
    Sie verlagerte ihr Gewicht auf den rechten Fuß.
    »Welche Schule? Was war in Niederoderwitz?«
    Knubbel stöhnte. »Muss ich es dir wirklich sagen, Fräulein Lilo?«
    »Ich hole Ihnen einen Arzt«, sagte sie und wollte an ihm vorbei.
    Knubbel riss sie herum. »Keinen Arzt.«
    »Lassen Sie mich los!« Sie trat nach ihm, sie versuchte, sein Geschlecht zu treffen.
    Mühelos wich er aus. Statt seinen Griff zu lockern, quetschte er ihren Arm, so fest er konnte.
    »Sie tun mir weh, verdammt noch mal.«
    Knubbel hob sie hoch und warf sie sich wie einen Teppich über die Schulter.
    Fräulein Lilo strampelte und trommelte auf seinem Rücken herum. »Ich will sofort runter.«
    Knubbel lachte und trug sie aus der Tür. Helene lag noch auf dem Boden, ihre Augen waren starr aufgerissen. Unter ihrem Kopf hatte sich eine dunkle Pfütze gebildet.

NEUNZEHN
    Ralph fuhr viel zu schnell. Die Reifen des Wagens quietschten bedenklich, als er die Kurven nahm, doch es kümmerte ihn nicht. Sein Ziel war die Vogtlandklinik. Er hatte mit Jürgen telefoniert. Erst hatte der Psychologe sich merkwürdig abweisend verhalten, dann jedoch eingewilligt, Ralph bei der Reise in die Vergangenheit zu helfen. Jürgen erwartete ihn.
    Als Ralph das Behandlungszimmer betrat, saß ein schlanker Mann mittleren Alters in einem der Sessel neben Jürgens Schreibtisch und blickte ihm entgegen. Ralph meinte, den Mann schon einmal gesehen zu haben, doch er wusste weder wo noch wann.
    Er beschloss, den Fremden zunächst zu ignorieren, und ging auf Jürgen zu, der sich bei seinem Eintreten erhoben hatte.
    »Hast du gesehen?« Jürgen zeigte auf die Bilder, die an den Wänden hingen. Sie zeigten eine Wüstenlandschaft, mal hell, mal dunkel, und immer herrschte ein roter Farbton vor.
    »Das sind ja meine.«
    »Ich finde sie so gut, dass ich sie unbedingt aufhängen wollte. Meinen Patienten gefallen sie übrigens auch sehr gut.« Jürgen wies auf den zweiten Sessel, und Ralph nahm Platz.
    Jürgen zeigte auf den Mann, der Ralph entgegenblickte. »Das ist Dirk Kellerbach, er kennt dich von früher.«
    Kellerbach deutete ein Kopfnicken an.
    »Deshalb also kommen Sie mir bekannt vor.« Ralphs Herz klopfte, als wollte es alle Rekorde brechen. »Was wissen Sie über mich? Sind Sie ein Kunde, der meine Bilder gekauft hat? Oder ein Galerist?«
    Kellerbach und Jürgen wechselten einen Blick.
    »Ich war Ihr Führungsoffizier«, sagte Kellerbach schließlich. Seine Stimme war tief und vertrauenerweckend. Ralph spürte sofort, dass der Mann die Wahrheit sprach. Dennoch wollte er es nicht glauben.
    »Mein was?«
    »Sie haben für den Bundesnachrichtendienst gearbeitet. Ich war Ihr

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