Laktose-Intoleranz
zu sich, so findet im Dünndarm folgende Reaktion statt: Die mit der Nahrung aufgenommene Laktose wird von den im menschlichen Verdauungstrakt befindlichen Lactase-Enzymen aufgespalten. Da die Dünndarmschleimhaut aufgrund ihrer durch Falten und Zotten vergrößterten Oberfläche eine Gesamtgröße von rund 200 m 2 (!) besitzt, geraten die Laktosemoleküle im Verlauf der Darmpassage früher oder später in Kontakt mit den Lactase-Enzymen des Dünndarms und werden von ihnen in ihre Bestandteile Glucose und Galaktose aufgespalten. Diese Monosaccharide können nun die Darmwand passieren und stehen damit dem Stoffwechsel zur Verfügung.
Welche Folgen hat der Lactasemangel?
Anders sieht es bei Menschen mit Laktose-Intoleranz aus: Bei ihnen liegt eine Unterversorgung mit dem Enzym Lactase vor. Die Milchzuckermoleküle werden gar nicht oder nur in unzureichendem Maße im Dünndarm aufgespalten und gelangen in unverändertem Zustand in den Dickdarm. An dieser Stelle kommt ein chemischer Prozess in Gang, der für das Beschwerdebild einer Laktose-Intoleranz verantwortlich ist: Die im Dickdarm eintreffenden Milchzuckermoleküle werden von den dort befindlichen Bakterien »anaerob« vergärt. Das bedeutet, dass sie ohne Beteiligung von Sauerstoff in verschiedene chemische Elemente umgewandelt werden. Die Abbildung verdeutlicht diesen Prozess.
Bakterielle Abbauprodukte
Als sogenannte Spaltprodukte entstehen neben einigen kurzkettigen Fettsäuren wieMilchsäure und Essigsäure auch die Gase Kohlendioxid (CO 2 ), Methan (CH 4 ) und Wasserstoff (H 2 ). Dieser chemische Umwandlungsprozess, auch Fermentation genannt, hat für den menschlichen Organismus drei wesentliche Konsequenzen:
Bakterielle Fermentation: Bei der Zersetzung von Laktose durch die Darmbakterien fallen verschiedene Stoffwechselprodukte wie Wasserstoff und Methan an.
Die im Dickdarm gebildeten organischen Säuren regen die Darmbewegung (Peristaltik) an. Dadurch wird die Anfälligkeit für Durchfälle erhöht.
Milchzucker hat außerdem die Eigenschaft, Wasser zu binden (12 g Laktose reichen aus, um 200 ml Wasser einzudicken). Dadurch entsteht ein »osmotischer Druck« im Darmlumen, also im Inneren des Dickdarms. Dieser Druck hat zur Folge, dass von außen Wasser und Natrium (Salz) in den Hohlraum des Darms einströmen, bis das osmotische Gleichgewicht wiederhergestellt ist. Dadurch kann sich das Volumen der Dickdarmflüssigkeit binnen Kurzem auf das Fünffache (!) erhöhen. Man spricht von einer »osmotisch bedingten Volumenbelastung« des Dickdarms. Diese übt einen abführenden Effekt aus, und es kommt infolgedessen zu einer »osmotischen Diarrhö «, also zu Durchfall.
Die durch die bakterielle Zersetzung der Milchzuckermoleküle gebildeten Gase Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff sammeln sich im Dickdarm und werden teilweise durch Blähungen wieder »entsorgt«. Durch die anatomische Konstellation des Dickdarms kann es aber passieren, dass diese Gase für lange Zeit in der Darmschleife verweilen, wodurch es zu einem lang anhaltenden, stark aufgeschwollenenBlähbauch kommt. Aus diesem Grund haben viele Betroffene, die regelmäßig Laktose zu sich nehmen, einen nach vorne gewölbten Bauch sowie das Gefühl, zu dick zu sein.
Ein Teil der Gase entweicht durch die Darmwand und wird in die Blutbahn abgegeben. Dadurch kommt es – in Abhängigkeit von der Menge – zu regelrechten Vergiftungserscheinungen des Gesamtorganismus. Sie machen sich beim Betroffenen unter anderem als Schwindelgefühl bemerkbar. Die Gase werden durch die Lungen wieder abgeatmet. Auf diesem Effekt basiert auch die Wirkungsweise des Laktose-Toleranztests: Der Wasserstoffgehalt der Atemluft wird gemessen und die individuelle Laktose-Toleranz ermittelt.
Gründe für die Entstehung von Symptomen.
Chronische Verdauungsstörungen
Die schützende Schleimschicht im Inneren des Darms wird durch regelmäßige Durchfälle, die ein saures Milieu im Darmlumen erzeugen, regelrecht dezimiert. Die langfristige Folge davon ist eine erhöhte »intestinale Permeabilität«, also eine veränderte Durchlässigkeit der Darmwand. Auf diese Weise können Nahrungsbestandteile in den Organismus gelangen, die im Normalfall nicht die Darmwand passieren würden.
Diese Begleiterscheinung ist vermutlich verantwortlich für einige der unspezifischen Symptome. Die daraus resultierenden langfristigen Folgeschäden für den menschlichen Organismus sind bisher noch nicht näher untersucht worden. Es ist lediglich bekannt,
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