Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Venske
Vom Netzwerk:
dieser wundervolle Thunfisch aus Japan: Wenn man ein Thunfischsteak ans Ohr hält, kann man Radio Tokio hören. Aber aktive Sterbehilfe ist nach wie vor verboten.
    Mittlerweile war jeder Deutsche sein eigenes Abfallentsorgungssystem, in das man alles – ohne Mülltrennung – reinstopfen konnte, und ganze Familien waren so giftig, dass kein Amtstierarzt erlaubt hätte, sie an ihre Haustiere zu verfüttern. Kein Wunder, dass man überall feixende Moslems sehen konnte – deren Prophet hatte schon vor 1 500 Jahren auf die unreine Natur des Borstenviehs hingewiesen. Und die Hindus grinsten auch: Die wussten schon immer, warum Kühe ungenießbar waren. Durchaus möglich, dass sogar im Tofu Tiermehlbeimengungen enthalten waren. So erfüllte sich das Wort des Lukull: Wer Ohren hat zu sehen, der wird schmecken, was er riecht …
    Es war der helle Wahnsinn: Milliarden über Milliarden Euro pumpte Europa jährlich in den Agrarsektor – in ein System, das der Welt regelmäßig Gift und Gammel auftischte. Selbst die Milchwirtschaft hatten die Agrarminister nicht im Griff: Milchbauern wurden wegen der Milchquote mit Steuergeldern subventioniert. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage, reguliert durch den Konsumenten, galt nicht. Der Bauer bekam sein Geld nicht gemessen daran, ob seine Kundschaft viel oder wenig trank, sondern daran, wie groß die Wiesen vor seiner Tür waren. Das war, als würde man Kindergeld für die Anzahl der Kinderzimmer bekommen und nicht der Kinder.
    Eines Tages dann rief die rot-grüne Regierung die Agrarwende aus, eine Abkehr von der Massentierhaltung. Geschehen ist nichts, wie später der Dioxinskandal zeigte. Deutschland entwickelte sich weiter zu einem Zentrum der Massentierhaltung, die Industrialisierung des Fleisches ging weiter, Überdüngung war de facto weiterhin legal, das freiwillige Kontrollsystem hatte ganz schlecht gegriffen.
    Jede Gesellschaft basiert auf ihren Nahrungsmitteln. Eine Gesellschaft ist auch immer eine Speisegesellschaft. Und da gilt die Erkenntnis: Kriegt eine Kuh nur Hühnerfutter, schenkt sie uns Eier statt der Butter.
    Es war also nur natürlich, das Landwirtschaftsministerium in naturverbundene Hände zu geben. Der politische Arm der deutschen Kartoffel und anderer Gaben der Natur war die Partei der Grünen, deren führende Köpfe auch gern dem blühenden Unsinn Artenschutz gewährten. Renate Künast hieß die Ministerin. Die konnte mit Mühe ein Ammerländer Sattelschwein von einem Galloway-Rind unterscheiden. Aber sich mit Landwirtschaft nicht auszukennen musste kein Nachteil sein: Die meisten Landwirte kannten sich ja selbst nicht aus, sonst würden sie eine andere Wirtschaftsweise praktizieren. Renate Künast hatte sich ganz fest vorgenommen, nichts zu sagen, was man nicht hinterher richtigstellen konnte. Befragt, wie sie sich die Altersversorgung der Bevölkerung vorstellte, sagte sie, sie hoffe, den Menschen die Rente in Form von Frikadellen, grober Leberwurst und Gulasch auszahlen zu können.
    Gen ist geil! So lautete der Kampfruf der Lebensmittelindustrie, und der Verbraucher wurde zum Detektiv: Auf welchen Tüten, Kartons, Flaschen, Dosen und Bechern pappte der Hinweis auf gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe? Landwirtschaftsministerin Künast erklärte: »Es ist nicht hinnehmbar, wenn Hersteller Lebens- und Futtermittel als genetisch verändert deklarieren, obgleich sie nicht gentechnisch verändert sind.« Also – nur wo Gentechnik draufstand, durfte auch Gentechnik drin sein. Und auf dem Kraftfuttersack für Rind, Schwein, Huhn und Pute stand tatsächlich »gentechnisch verändert«, wenn entsprechendes Soja enthalten war, doch die daraus entstehenden Steaks, Schnitzel, Milch oder Eier, die waren deklarierungsfrei. Da konnte man lange suchen.
    Lallbacke Künast stellte auch fest, mit den viel zu niedrigen Preisen könne das so nicht weitergehen. Die Ministerin bereicherte die deutsche Sprache um den Begriff des »gefühlten Schnäppchens«. Ein Bundesschnäppchenamt, das offiziell sämtliche Preise fühlte, wurde allerdings nicht gegründet.
    In die Fußstapfen von Lallbacke Künast trat Herr Seehofer, ein Kampfgockel aus Ingolstadt. Auf seinen Wunsch hieß das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft nun Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Damit rückte der Verbraucherschutz an den Platz, der ihm gebührte: ans Ende. Dass die Namensänderung des Ministeriums auf Briefbögen, Umschlägen,

Weitere Kostenlose Bücher