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Lallbacken

Lallbacken

Titel: Lallbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Venske
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folgenden Aussagen konfrontiert: »Eine große Koalition in der jetzigen Lage wäre schlecht für das Land.«
    Das sagte Lallbacke Stoiber.
    »Deutschland braucht keine große Koalition.«
    Das sagte Lallbacke Kauder.
    »Das Schicksal kann man nicht aufhalten. Frau Merkel schon.«
    Das sagte Lallbacke Müntefering.
    »Sie ist offenkundig unsicher und fachlich nicht sattelfest.«
    Das sagte Lallbacke Steinbrück.
    »Mein gesamter Anspruch, es grundlegend anders zu machen, ließe sich mit einer großen Koalition nicht verwirklichen. Eine große Koalition wird es nicht geben.«
    Das sagte Lallbacke Merkel.
    An ihrer Glaubwürdigkeit gemessen, waren diese Leute schon zwei Tage nach der Wahl erledigt. Und der Grüne Ströbele war auch nicht ganz dicht: »Aus der jüngsten Bundestagswahl ergibt sich eine deutliche linke Wahlmehrheit in Deutschland wie lange nicht. Niemand scheint auch nur ernsthaft darüber reden zu wollen, wie aus der linken Wahlmehrheit eine linke Regierung werden kann, die Reformen sozial gerecht gestaltet und Bürgerrechte ausbaut.«
    Seit wann sind Grüne und SPD linke Parteien? Nagt an dir ein Gedanke, Lallbacke Ströbele? Vergiss ihn.
    Angela Merkel sagte zu Beginn der Koalitionsverhandlungen allen Ernstes, ihr beherrschendes Gefühl sei Demut. Orientierungshilfe inmitten dieses düsteren Satzes lieferte vor einigen Jahren der wandernde Dichter Johann Gottfried Seume: »Demut ist der erste Schritt zu Niederträchtigkeit.«
    Gegen Ende der Koalitionsverhandlungen demonstrierte Angela Merkel dann das Gegenteil ihrer Demut, als sie von ihren parteiinternen Kritikern forderte, endlich aufzuhören, alles mieszureden: Diese Leute sollten auch ein »bisschen Ehrfurcht« vor denen zeigen, die sich viele Stunden lang Gedanken gemacht hätten, wie man Deutschland voranbringen könne.
    Wenn Frau Merkel schon von ihren Parteifreunden Ehrfurcht verlangte – was würde sie eines Tages erst von den Bürgern verlangen? Einstweilen genoss Frau Merkel Hochachtung, Wertschätzung und Verehrung, nicht zuletzt deshalb, weil sie immer wieder durch ihre Drolligkeit überraschte. Niemand artikulierte so wolkige Nullsätze von stringenter Sinnlosigkeit wie Angela Merkel, und eigentlich war klar: So viel, wie sie redete, konnte sie gar nicht denken. Doch hin und wieder warf sie echte Perlen vor das Volk: »Damit es Deutschland besser geht, werden die Weichen aufwärts gestellt.« Merkels Wunsch war Bahnchef Mehdorn Befehl.
    Eines Tages, mitten in den Koalitionsverhandlungen, hatte Franz Müntefering keine Zigarillos mehr. Das war aber keine Intrige von Frau Nahles, so was kommt vor. Müntefering schickte einen Knecht los, möglicherweise einen Herrn Wasserhövel, um bei Herrn Pofalla von der CDU anfragen zu lassen, ob der noch welche hätte. Müntefering und Herr Pofalla rauchen nämlich dieselbe Sorte Zigarillos.
    Dieser Pofalla – ein gut dressierter Android mit bebenden Augen, appetitlich wie ein Putenschnitzel, mit schlotternden Zähnen und flatterndem Hirn: Niemand hält es für möglich, dass Pofalla irgendwas weiß, dass ihm irgendjemand zuhört, dass er ernsthaft gefragt wird oder ungefragt etwas sagen darf, dass er irgendwo dabei ist, wenn etwas entschieden wird – dieser Pofalla ließ doch tatsächlich dem Herrn Müntefering nicht bloß ein Zigarillo rüberbringen, sondern gleich eine ganze Schachtel.
    Und wie das so geht: Später hatte dann der Pofalla selbst nichts mehr zu rauchen. Da gab ihm Müntefering die Schachtel wieder.
    Als das Herr Schröder sah, runzelte er die Ohren: »Jetzt gibst du den Schwarzen schon Zigarren.«
    Das fand Müntefering wahnsinnig lustig: »Hahaha, Gerd, Mensch, das sind doch seine.«
    Diese Geschichte stand in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung . Und die Leser haben sich gefragt: Was sagt uns diese Geschichte? Sie sagte uns, dass die politische Berichterstattung in Deutschland nach der Krise der letzten Jahrzehnte wieder an Niveau gewonnen hatte. Auf jeden Fall – die Koalitionsverhandlungen sind so verlaufen, dass Müntefering und Pofalla sich »am Ende sogar duzten«, schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung . Den Rest ihrer Kommunikation kann man sich vorstellen.
    Franz Josef Wagner, Deutschlands führender Gehirnsklerotiker, darf in seiner Bildzeitungs -Kolumne regelmäßig seine Befindlichkeit mitteilen: »Lieber Gerhard Schröder, ob ich Sie jetzt schon vermisse? Irgendwie schon. Ich mag Menschen, die nach Tabak riechen und grinsen wie Sie. Bald wird das

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