Lallbacken
alleinerziehende Mütter auf qualitative und flächendeckende Tagesbetreuung für ihre Kinder angewiesen waren, um arbeiten gehen zu können, dass Familien dringend Unterstützung brauchten, damit sie das Bildungspaket auch nutzen konnten, das alles hatte die zuständige Ministerin nicht im Blick. Sie richtete ihr Augenmerk lieber darauf, dass Hartz-IV-Empfänger künftig keinen Anspruch auf Elterngeld bekommen sollten. Sie wollte beim Elterngeld für Geringverdiener so viel wie möglich sparen und vermutlich am liebsten die Kürzung beim Elterngeld durch die Verkürzung aller Schwangerschaften auf fünf Monate abfedern. Frau Ministerin Schröder machte einen derart unsozialen Eindruck, dass es sogar der FDP-Politikerin Miriam Gruß zu viel wurde, die laut in die Gegend dröhnte, Frau Schröder solle doch lieber »bei Millionärsgattinnen Elterngeld streichen«. Als christliche Sozialpolitikerin auf sozialem Terrain von einer FDP-Tussi angepinkelt zu werden: Das war ja wohl die Höchststrafe.
Aber die FDP, bekannt für ihre innovativen Gedanken in jedwedem Bereich des Lebens, unternahm auch einen ernsthaften Vorstoß in die Familienpolitik: »Wir brauchen mehr Kinder von Frauen mit Hochschulabschluss als von jenen mit Hauptschulabschluss. Es ist falsch, dass in diesem Land nur die sozial Schwachen die Kinder kriegen«, sagte Vorstandsmitglied Daniel Bahr.
Klar, der Herr machte sich Sorgen um seine Partei, denn wenn nur die Armen sich fortpflanzten, wählte bald niemand mehr FDP. Und Lallbacke Bahr dachte noch weiter: Er erklärte, Deutschland habe vor allem wegen dieser sozial unausgewogenen Fortpflanzungstechnik so schlecht beim Pisa-Test abgeschnitten. Logisch: Arme Eltern waren meistens auch doof. Doofe Eltern bekamen doofe Kinder. Deswegen wurde Deutschland immer doofer. Also: Deutschland brauchte eine robuste Geburtenprämie für Millionärsfamilien. Und Schluss mit den sinnlosen Kindergeldzahlungen für die Unterschichten!
Um der FDP nicht die Meinungshoheit in Sachen Familienplanung zu überlassen, setzte sich Lallbacke Schröder vehement dafür ein, dass mehr Männer in Kitas beschäftigt wurden. Ihrer Initiative verdankte Deutschland den »Boys’ Day« – einen Praktikumstag für Jungen in typischen »Frauenberufen«. Begründung: Das sei eine »Politik,« die speziell auf die »Bedürfnisse männlicher Kinder und Jugendlicher« zugeschnitten sei. Ehrlich und verantwortungsbewusst, wie Lallbacke Schröder nun mal war, verschwieg sie auf zahllosen Veranstaltungen, dass man von dem Gehalt, das in Pflege- und Erziehungsberufen verdient wurde, kaum als Single leben, geschweige denn eine Familie ernähren konnte. Statt Jungen Berufe schmackhaft machen zu wollen, von denen man Mädchen aus finanziellen Gründen nur abraten konnte, hätte sich die blinde Lallbacke Schröder besser dafür eingesetzt, diese Berufe angemessen zu entlohnen – dann würde der Männeranteil ganz von selbst steigen.
Eine Initiative, Erzieherinnen wenigstens genauso zu bezahlen wie Müllmänner, hätte einen Sinn ergeben, auch aus gleichstellungspolitischen Gründen. Aber die Ministerin für Frauen tat alles, um die Ansicht zu widerlegen, dass Frauen intelligente und liebenswürdige Wesen sind.
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Gesundheitsministerium: Künstliche Hüftgelenke kauft man am besten an der Haustür
In der Internetenzyklopädie Wikipedia konnte man den schlauen Satz lesen: »Als Gesundheitsminister bezeichnet man jene Minister des Bundeskabinetts, die sich hauptsächlich mit den Aufgaben des Gesundheitswesens befassen.«
Darauf wäre man von allein nie gekommen.
Wenn man sich näher mit dem Thema beschäftigte, wurde klar: Die Bundesrepublik Deutschland war ein föderalistischer Bundesstaat mit dem Ziel, eine Gesundheitsreform herbeizuführen. Eine Gesundheitsreform war seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs alle naselang fällig. Die große Schwierigkeit bei der Umsetzung der Pläne für eine Gesundheitsreform war, dass immer eine Steuerreform dazwischenkam. Und umgekehrt.
Für das Zustandekommen einer Gesundheitsreform musste stets die geballte Kraft von Bundesregierung, Ministerpräsidenten, Parteien und Experten investiert werden. Was die Koalitionsspitzen dabei nächtelang wirklich geleistet haben, wusste man nicht. Doch es muss sehr schwierig gewesen sein zu entscheiden, ob Heuschnupfen in den Strukturausgleich gehörte oder Gastritis oder doch besser kreisrunder Haarausfall. Jedes Mal, wenn eine Gesundheitsreform gelungen und vielleicht
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