Lallbacken
begrüßenswerter Nebeneffekt war: Auch der sogenannte Missbrauch in Schule, Kirche, Internat und Ferienlager entfiel. Diese Unsitte ging ja los mit der seltsamen, aber traditionellen Babyverehrung zu Weihnachten und der Zurschaustellung von fetten Putten mit Knackärschen in den Kirchen. Dass so etwas Alarm auslöste unter den Soutanen, zumal in einer pädophilen Mummenschanztruppe, deren Mitglieder sich skurrile Tütenmützen aufsetzten und ständig vom Weihrauch benebelt waren, kann niemanden verwundern. Weihnachten mit all seinen unerfreulichen Randerscheinungen wurde folgerichtig verboten.
Als Ministerin Ursula von der Leyen den »7. Familienbericht der Bundesregierung« veröffentlichte, konnte man lesen: »Die geringste Präsenz am Arbeitsmarkt findet sich bei deutschen Müttern, die diese gewonnene Zeit aber nicht in Hausarbeit investieren, sondern in persönliche Freizeit.« Das hieß: Mütter in Deutschland gingen weniger arbeiten als Mütter in Frankreich, Holland oder Finnland. Doch statt dafür mehr Zeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung zu verbringen, genossen sie lieber ihre Freizeit.
Deutsche Frauen verbrachten nach dem Bericht 45 Minuten mehr Zeit mit Hausarbeit als norwegische Frauen, 42 Minuten mehr als schwedische Frauen, 22 Minuten mehr als französische Frauen.
Dass die durchschnittliche deutsche Mutter, eine moderne Europäerin, nur eine berufliche Karriere anstrebte, einen Porsche-Cayenne besaß, mit dem sie regelmäßig zum nächsten Bioladen fuhr, ein Haus mit Kamin und Fußbodenheizung bewohnte und einen Golden Retriever ausführte, ferner eine zuverlässige Änderungsfleischerei, also einen eigenen Schönheitschirurgen, bezahlte und dann, ganz zum Schluss, vielleicht ein Kleinkind adoptieren wollte, aber bitte nur eins mit sparsamem Solaraggregat: Das war eine Verwechslung mit den Gattinnen russischer Großbetrüger in Baden-Baden.
Der Realität näher kam die weltoffene Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main, Petra Roth. Ihr gelang eine besonders gehaltvolle Muttertagsaussage: »Die reine Hausfrauentätigkeit hat mich nicht ausgefüllt. Den ganzen Tag lesen und Tennis spielen, das war mir zu wenig.« Glückwunsch! Petra Roth hat das Berufsbild der deutschen Hausfrau kurz und präzise definiert.
Das gelang der Bildzeitung , wie nicht anders zu erwarten, weniger. Sie meinte, verbreiten zu müssen, deutsche Mütter seien »faul«. Franz Josef Wagner schluderte in seiner Kolumne folgenden Schwachsinn ins Blatt: »Liebe deutsche Mütter, laut neuem Familienbericht der Bundesregierung seid Ihr faul. Zwei Stunden und achtzehn Minuten investiert Ihr in Hausarbeit – danach Café Latte trinken, Schuhe kaufen, Unterhautfettgewebe wegtrainieren, in einem Body-Piercing-Katalog blättern, die Beine übereinanderschlagen, auf Single-Frau tun, einen Zwanzigjährigen verführen … Ich bin glücklich, dass meine Mutter eine Trümmerfrau war. Sie war 24 Stunden um mich, sie hatte keine Freizeit … Meine Mutter hatte keine rot lackierten Fingernägel. Meine Mutter hatte keinen Sex. Meine Mutter war eine Löwin.«
Erst dachte man, wie kann sie ohne Sex so ein Erdferkel werfen? Dann aber dämmerte es: unbefleckte Empfängnis! Der heilige Geist hatte Wagners Mutter heimgesucht. Wagner war der Messias. Wenn er versprach, auf seine Auferstehung zu verzichten, sollte man ihn schleunigst ans Kreuz nageln.
Die Hausfrauendiskussion machte deutlich: Eigentlich erübrigte sich die Frauendiskussion in Deutschland. Die Emma -Autorin Else Buschheuer wurde gefragt, ob Alice Schwarzers Rückzug aus der Emma -Chefredaktion ein Grund zur Freude sei. Sie antwortete: »Nö, ganz im Gegenteil. Schwarzer ist Emma . Emma ohne Schwarzer ist wie Britney Spears mit Höschen.«
Dann war Emma mit Schwarzer also wie Britney Spears ohne Höschen? Was hat Emma denn dann an? Warum mag sie Britney nicht mit Höschen? Und wie kann man verhindern, dass sich der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer Alice Schwarzer ohne Höschen vorstellt? Schwer vorstellbar, dass sich jemand den Feminismus aus diesem Blickwinkel anschauen möchte.
Nachdem Familien-, Senioren-, Frauen- und Jugendministerin von der Leyen ihren Aufgabenbereich erledigt hatte, machte sie sich daran, auch die deutsche Arbeitswelt zu schaffen. Enge Freunde konnten sie gelegentlich dabei beobachten, wie sie nach Feierabend schon mal Sterbehilfe-Gutscheine entwarf.
Das Spektrum der deutschen Regierung 2009 war die Erfüllung aller alternativen Träume der
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