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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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genug, daß es nichts brachte. „Sie heißen mich eine Hexe. Eine Tante von mir traf Vorbereitungen, mich auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen.
    Also ging ich. Stavver kam später.”
    „Dann sind wir beide Verbannte.” Seine Hand legte sich auf ihren Arm. Sie spürte die Hitze in ihm.
    Sie schüttelte die Hand ab und sagte kühl: „Das macht uns nicht verwandt.”
    „Frau, du hast keine Höflichkeit.”
    „Mann, ich gehe meine eigenen Wege, und das erfährst du besser jetzt.” Obwohl diese Worte inhaltlich einer Herausforderung gleichkamen, war ihre Stimme langsam und nachdenklich, als erforsche sie eher etwas in sich, als ihm zu antworten.
    „Ich verstehe dich nicht. Du hast den Körper einer Frau, aber…”
    „Andere Völker, andere Sitten. Das solltest du inzwischen wissen.”
    Sie schüttelte das Haar aus ihren Augen. „Was kommt nach den Seengebieten?”
    „Die Steinlande und die Windgötter. Dann die Tötenden Pfosten.”
    „Die Tötenden Pfosten?”
    „Jawohl. Grenzpfosten des Karkiskya-Besitzes. Ich habe gesehen, wie ein Mann zu Asche verbrannte, der zu einer Zeit, da kein Waffenstillstand herrschte, zwischen ihnen hindurchzugehen versuchte.”
    „Waffenstillstand?” Sie fröstelte. „Und - herrscht jetzt Waffenstillstand?”
    „Ja. Die Zeit der Frühjahrsmesse.” Er knurrte und hakte seine Daumen hinter seinen Gürtel. „Die Karkiskya mögen keine neugierigen Augen. Sie halten die Straße geschlossen, außer zur Frühlings- und Herbstmesse. Zu diesen Zeiten haben die Pfosten, die die Straße säumen, ihre Tötungskraft abgewandt.” Er nahm das Messer aus der an den Ledergürtel genieteten Scheide; mit stillem Stolz zog er es. „Dies ist eine Karkesh-Klinge.” Er drehte den blauen Stahl, damit er das goldene Licht der hinter ihnen aufsteigenden Morgensonne einfing.
    „Nicht meines. Ich bekam meines bei meiner Blutweihe. Es hat meinen Vater den Poaku Ikawakiho gekostet, den meine Mutter als Teil ihrer Mitgift einbrachte. Und irgendwie hat es mich einen Onkel gekostet.” Seine Stimme verlangsamte sich, bis die letzten Worte wie Steine herauspolterten.
    Aleytys warf seinem grübelnden Gesicht einen Blick zu. „Poaku?
    Das ist ein anderes Wort für Stein. Du meinst, jemand hat einen Stein als Bezahlung für ein Messer genommen?”
    Er rutsche unruhig auf dem harten, hölzernen Sitz hin und her, und seine Finger strichen gedankenabwesend über das glatte Metall der Messerklinge. „Poaku Ikawakiho. Ein Alter Stein. Keiner von den Sehr Alten. Doch er besaß seine Kraft. Dieser war blau, mit cremeweißer Äderung. Mit Sommerblüten graviert.”
    „Ah.” Sie sog einen tiefen Atemzug ein und genoß das seidige Gefühl der Luft, wehrte sich dagegen, sich durch seine Versunkenheit in einer namenlosen Tragödie aus seiner Vergangenheit die Freude an dem schönen Morgen verderben zu lassen. „Wie viele Tage noch bis zur Stadt? Werden wir andere Reisende treffen? Oder vorher irgendwo anhalten?”
    Er schob das Messer behutsam in die Scheide zurück. „Si’a Gikena, wenn wir gut vorankommen, werden uns sechs Tage auf dieser Straße nach Karkys bringen. Vielleicht begegnen wir wirklich anderen. Und gewiß werden wir das, wenn wir die Stadt erreichen. In ihrer Nähe wird der Staub bis zum Himmel reichen; das Tosen von Stimmen, das Kreischen von Rädern, das Donnern von Hufen wird selbst das Denken ertränken. Ob wir vorher anhalten das liegt in ihren Händen.” Er ruckte seinen Daumen zum Wohnwagen hinter ihnen, dann formte er mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis und berührte damit seine Lippen. „Und in den Händen jener…”
    „Du sagst es.” Ein Jammern kam aus dem Innern des Wohnwagens. „Kale?”
    „Si’a Gikena?”
    „Nimm du eine Weile die Zügel, ja? Da schreit eine kleine, hungrige Person nach mir.”
    Der Tag rollte angenehm weiter, die Stunden glichen den Kurven der Straße. Ein Halt zur Mittagszeit. Weiter. Der einzige in dieser Welt sichtbare Unterschied war der wechselnde Stand der Sonne zum Boden. Im Innern des Wohnwagens versank Aleytys in eine von Erinnerungen heimgesuchte Lethargie.
    Qumris haßerfülltes Gesicht schwamm aus den Tiefen ihres Gedächtnisses heran, rief ihr zu: „Hündin! Tochter einer Hexenfrau, die hinter jedem Mann herläuft! Du wirst verbrennen, ich werde dich brennen sehen …”
    Sie floh vor dem Haß und der Bedrohung, die an den Toren des Raqsidan auftauchten, saß auf dem Rücken einer rotbraunen Stute, sah auf das vom Mond

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