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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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umrundete die Bank und blieb stehen, die Hand auf der Rinde des Baumstammes. „Die Karkiskya, diese Stadt. Beide sind sie wichtig für die Leute. Wenn ich die Stadt verfluche, wer würde noch hierherkommen?”
    „Niemand.” Er blickte wieder zu den Türmen hoch. „Die Gi-kena spricht, wir gehorchen.”
    „Verdammt, ich lasse mich nicht erpressen. Nein.” Sie stampfte auf und warf ihren Kopf trotzig zurück. „Ich werde es nicht tun.”
    Er fing ihre Hand ein und hielt sie, ohne etwas zu sagen, an sein Gesicht.
    „Loahn. Heute nacht. Komm zu uns in den Wohnwagen; es wird spät werden, bis wir aufbrechen, und ich möchte dich nicht im Dunkeln suchen müssen.”
    Er nickte. „Lahela?”
    „Ja?” Sie berührte mit den Fingern ihrer freien Hand den Stamm, griff wieder nach der Sicherheit realer Dinge.
    ,,Du bist unabdingbar an diesen Mann gebunden?”
    Ihr Herz übersprang einen Schlag; in ihrem Magen entstand ein Knoten. „Unabdingbar? Warum?”
    „Puki.”
    Sie machte sich los und entfernte sich von ihm. „Ja”, sagte sie beherrscht. „Ich bin an ihn gebunden.” Dann lächelte sie und schüttelte den Kopf. „Als Frau würde ich auf dieser Welt nie bestehen können, Loahn. Du würdest mich erwürgen wollen, noch bevor die Blätter ihre Farbe wechseln.”
    Seine kühlen, skeptischen Blicke flimmerten über ihren schlanken Körper. Dann zuckte er mit den Schultern. „Könnte sein.”
    7
    Stavver berührte einen Knopf an seinem Gürtel, erweckte einen Lichtkreis, der sich schnell unter seinen Füßen ausbreitete. In dem Kampfanzug aus Chamäleongewebe war er ein verwaschener Schemen im tiefen Schatten der Mauer; Hände und Gesicht schwebten in der Luft, die Mondcreme absorbierte das Licht, bis auch sie auf vage Schatten reduziert waren. Eine Schattenhand winkte ungeduldig.
    Ohne nennenswerte Angst trat Aleytys auf den Lichtkreis. Er bebte unter ihren nackten Füßen, ließ Schauder des Widerwillens ihre Beine hinaufzittern. Sie schlang ihre Arme um ihn und preßte sich an ihn.
    Unter ihren miteinander verschlungenen Fingern fühlte sie ein stummes Lachen in seiner Brust vibrieren.
    Sie ritten auf dem fahlen Kreis, trieben an der Mauer entlang hoch, dann an der Fassade des Gebäudes entlang. Stavver stoppte den Aufstieg neben einem schmalen Fenster, das mit einem massiven Block klaren Materials verschlossen war. Aleytys fand, daß es trotzdem nicht wie Glas aussah. Sich auch nicht wie Glas anfühlte, als sie einen forschenden Finger danach ausstreckte. Sie zog ihre Hand zurück und hielt sich an ihm fest; er ließ das leise summende Werkzeug in schnellen, geschwungenen Kurven über den Verschluß hin und her zucken. Das klare Material leuchtete kränklich gelb, dann quoll es träge in einem schmutzigen Tröpfeln über den Stein hinunter.
    Als das schießschartengleiche Fenster offen war, bewegte Stavver den Lichtkreis hoch, bis seine Füße mit der Fensterbank auf gleicher Höhe waren. Dann manövrierte er sie hinein. Mit einem Mindestmaß an Bewegung schwebten sie dicht über dem Boden. Noch eine Handbreit von dem stumpfen Bodenbelag aus Gummi entfernt, tippte Stavver auf den Knopf an seinem Gürtel. Sie fielen die kurze Distanz zum Boden hinunter, Stavver sackte leicht durch, Aleytys taumelte, fiel auf die Knie.
    Der Korridor außerhalb des Raumes war kaum breit genug, um Stavver Durchgang zu gewähren, in Aleytys rief er ein klaustrophobisches Schaudern hervor. Der Dieb wandte sich nach links und bewegte sich rasch und zielstrebig weiter, ohne sich um sie zu kümmern.
    … den ungehörig warmen … ungehörig weichen … gummiartigen Bodenbelag beschreiten … Wie das Gehen auf den Eingeweiden eines Wurmes … Sich in einer sich abwärts windenden Spirale immer rundherum bewegen … Angst… Langsam, langsam intensiver werdend … Ihr Atmen beschleunigte, Schweiß trübte ihre Augen, ein hartes, beengendes Gefühl lag um ihren Brustkorb …
    Bei jeder Abzweigung des Wurmloches zögerte Stavver, blickte auf die Skalenscheibe, die in seine Handfläche geschmiegt war, dann ging er weiter, folgte der Zeigerrichtung.
    .. . hinunter und hinunter … eine Ewigkeit… eintönig… eintönig … eintönig … eintönig … Übelkeit stieg säuerlich in ihren Mund, die Angst wühlte ihre Magensäfte auf… Besser, tausendmal besser, im Sonnenschein über die Felder zu gehen und die harte, endlose Arbeit eines Bauern zu tun … Warum mache ich dies?
    Weshalb bin ich hier? Mutter… Phah … Shareem von Vrithian .

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