Lamarchos
gewisses Maß an Beruhigung brachte, ihn neben sich zu spüren.
Er lächelte auf sie herab, ließ seine Hand auf ihrer Schulter ruhen, projizierte so eine Wärmeballung an ihren Hals.
Als Kale den Poaku wieder einwickelte und ihn - das Gesicht schweißnaß, die Hände zitternd - in die Kiste legte, glitt Stavver von der Pritsche und legte Werkzeuge und Tarnanzug ab. Er holte den Batiklendenschurz und den Gürtel aus der Schublade unter der Koje und kleidete sich wieder in die Rolle Keons um. Dann steckte er den Einsatzanzug in die Werkzeugrolle und band sie zu.
„Kale.”
Der Lamarchaner zuckte nervös zusammen und ließ beinahe den Poaku fallen, den er soeben in die Kiste legte. „Was ist?”
„Steck das ebenfalls da hinein, bevor es irgendein nervöser Karsk auf seinem Bildschirm entdeckt.”
Wortlos fing Kale das Bündel auf. Ein Schweißfilm glitzerte auf seiner Haut, das Weiß seiner Pupillen flackerte unstet im Licht, nervös zuckten seine Blicke umher.
Rasch ging Maissa den Rest der Steine durch; keiner von ihnen war so schön wie der Falke. Als sie schließlich alle verstaut waren, atmete sie so heiser wie Kaie; ihr Haar war vom Schweiß strähnig geworden. Ihr Körper zuckte, dann beruhigte sich ihr Atem wieder, und sie entspannte sich. Maissa nickte Stavver lächelnd zu; es war das erste Mal, daß Aleytys sie ungekünstelt lächeln sah. „Gute Arbeit, Dieb. Hah. Ich brauche eine Tasse Tee.”
Sie zog die Schublade neben ihren baumelnden Beinen auf. Ein kleines Teeservice samt automatischem Kocher stand darin. „Trinkt ihr eine Tasse mit?”
Stavver zuckte mit den Schultern. Kale richtete sich unter Schmerzen auf und knurrte, ärgerlich über seine steifen Gelenke. „Gut”, murmelte er. „Es liegt heute nacht Frost in der Luft.”
Maissa griff in den Teebehälter und ließ eine großzügige Prise Blätter in jede Tasse fallen. Dann goß sie das kochende Wasser dar
über und reichte den anderen die dampfenden Tassen; die letzte behielt sie für sich selbst. Mit einem schnellen Lachen hob sie Tasse.
„Auf die Karkiskya, die so edel geben.”
Kale kicherte, dann nippte er von seinem Tee. „Auf die Karkiskya”, murmelte er.
Aleytys verspürte eine überwältigende Müdigkeit. Bedächtig schlürfte sie den Tee und fand Gefallen an der Wärme, die er in ihr.
ausbreitete. Sie lehnte sich an Stavver, fühlte ihre Muskeln erschlaffen und vor Müdigkeit zittern. Stavvers Gesicht sah feiner gezeichnet aus als gewöhnlich, die Linien waren tiefer eingeschnitten, heruntergezogen. „Wie spät ist es?”
Es klapperte, als Maissa ihre Tasse abstellte. Sie sah Kale an.
„Nun?”
„Noch etwa zwei Stunden bis Tagesanbruch.” Er reichte Maissa seine Tasse und gähnte. „Werdet ihr wach bleiben oder es mit ein bißchen Schlaf versuchen?”
„Ich für meinen Teil bin für Schlafen, wenn mich jemand zu meinem Bett trägt.” Aleytys setzte ihre Tasse ab, fühlte sich von einem Hauch von Albernheit durchflattert, kippte auf die Seite und bildete einen fünffingrigen Schemen auf der Matratze. Sie hielt sich an Stavver fest. „Danke für den Tee, Maissa.”
In ihrem Wohnwagen angekommen, sank sie auf die Pritsche, kicherte in kleinen, quiekenden Ausbrüchen, während sie zusah, wie Stavver Loahn wachrüttelte.
„Wie ist es gelaufen?” Der Junge streckte sich und gähnte. „Was ist mit ihr los?”
„Sie ist nur übermüdet, reagiert auf die Anstrengung. Weck uns in ein paar Stunden auf.”
Loahn runzelte die Stirn. „Soll ich das wirklich?”
„Es muß sein. Sieh mal, du kannst den Rest der Nacht hier schlafen. Ganz wie du willst.” Er stützte eine Hüfte an Aleytys’ Koje ab.
„Gott, bin ich müde. Lee, streck dich aus.” Er drückte sie hinunter und breitete die Decke über ihr aus. „Du wirst dich besser fühlen, wenn du ein wenig geschlafen hast.” Sie griff hoch und zog ihn zu sich hinunter. „Bleib bei mir, Miks.”
„Lee, ich bin zu müde. Und du bist halb ohnmächtig.”
„Bleib nur bei mir.” Das letzte Wort verlor sich in einem vagen Murmeln; sie sank in den Schlaf. Stavver lag neben ihr und war sofort tief, tief eingeschlafen.
Loahn seufzte. Er zerrte die Decke unter dem großen Mann hervor und breitete sie über ihn und Aleytys aus. Die Tiefe ihres Schlafes bereitete ihm ein wenig Unbehagen, dann zuckte er mit den Schultern und kehrte zu der anderen Koje zurück.
Eine Zeitlang lag er wach, und seine Gedanken kreisten immer rundherum um das Problem Aleytys. Er
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