Lamarchos
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. Madar, was ließ mich glauben, diese dumme, launisehe Frau würde mir einen Platz anbieten, an den ich gehöre… Loahn will mich haben … Nein …
Nein, flüsterte ihr eine andere Stimme zu, er will deine Macht. Er ist auf den Respekt der Seinen begierig, da er so viele Jahre ihren Groll erdulden mußte. Glaubst du wirklich, du könntest den Rest deines Lebens … Den Rest meines Lebens … Wie lange wird es sein .
. . Wie lange … Die Vrya leben lange, lange … Wie lange könnte Loahn eine nichtalternde Frau ertragen … Was würde er-zu einem weißbärtigen Alten vertrottelt mit einer Frau anstellen, die wie seine Enkelin aussieht… Könnte das irgendein Mann ertragen … Vielleicht hat sie deshalb behauptet, wir könnten niemals richtige Beziehungen eingehen … Vielleicht… Enkel… Möchte ich weitere Kinder … Ich liebe Sharl… Gott, er ist das einzige, das ich lieben kann
… Ich möchte nicht noch ein Baby … Wie viele Jahre, bis er alt genug ist, um selbständig zu sein …
Bernsteingelbes Licht flackerte hinter ihren Augen, löste einen Schock aus. Ruckartig hielt sie an. Vor ihnen teilte sich der Korridor in drei Gänge auf… Ein kurzes Bild: wie eine vom Blitz beleuchtete Gestalt… Ein vermummter Karsk, der rasch durch den rechten Gang herankam. Sie blinzelte erschrocken, berührte Stavvers Arm, fühlte ihn unter ihrer Berührung zurückschrecken. Er hat vergessen, daß ich bei ihm bin, dachte sie.
Seine Augen waren hart und ungeduldig.
„Es kommt jemand. Da.” Sie schnellte mit einem Finger zu dem-Gang hin.
Geschmeidig glitt Stavver in den Seitengang hinein. Er schob sie hinter sich, duckte sich gegen die Wand, das Gesicht dem Hauptkorridor zugewandt und nahezu unsichtbar in seinem Kampfanzug.
Der vermummte Karsk glitt vorbei, als sei er knochenlos, eine ruhige, unbekümmerte Sicherheit strahlte von ihm aus; er war sie der Eindringlinge in seinem Territorium nicht bewußt. Als sich gleitende Schlappen der schmalen Füße entfernte, wandte sich Stavver halb um, sah sie an, die Augenbrauen fragend erhoben.
Aleytys nickte. „Nicht der geringste Hinweis”, flüsterte sie.
Erneut folgten sie den viel zu engen Gängen, bis Aleytys am liebsten geschrien und sich den Weg aus den Eingeweiden der Gebäudebestie freigekrallt hätte. Dann, an einer Stelle, wo sich der Korridor leer und gerade erstreckte, flackerte das bernsteinfarbene Licht erneut auf. Sie sah sich um, suchte nach einer Ecke, hinter der sie sich verbergen konnten, aber da war nichts, nicht einmal eine Tür. Die Wände waren graurosa und gummiartig und erschreckend gleichmäßig. Sie berührte Stavver wieder. „Es kommt einer.”
„Wie nahe?” Stavver zog einen kurzen, schwarzen Stab aus einer seiner Gürteltaschen. Aleytys spürte, daß es eine Waffe war, und erschauderte bei dem Gedanken, zusehen zu müssen, wie ein Lebewesen getötet wurde. Sie schloß die Augen. „Da. Wo der Korridor abbiegt. Etwa eine halbe Minute dahinter.”
Schnell, lautlos rannte Stavver über den Bodenbelag und preßte sich an der Ecke gegen die Wand. Aleytys betastete die gummiartigen Wände und ertränkte ihre Furcht in einem aktiven Widerwillen gegen dieses gewundene, gekrümmte Wurmloch, in dem es keine einzige gerade Linie gab; sogar die Stelle, wo der Bodenbelag gegen die Wandung stieß, war leicht gekrümmt. Sie hob beide Hände und berührte die Schläfen. In blitzenden, verwirrenden Vignetten sah sie den Karsk immer näher kommen. Krank und unter den Emotionen zitternd, die an ihr zerrten, preßte sie die Hände gegen ihren Schädel.
Sie hörte das leise Schlurfen der fremden Füße, dann durchdrang sie eine prickelnde Kälte und schwemmte die Furcht aus ihr heraus. Das Diadem klimperte leise. „Miks.”
„Sei still!” zischte er.
Sie ignorierte es. „Mach dich bereit.”
Die gleitenden Schritte waren ganz nahe. Sie hörten ein greisenhaftes Murmeln. Dann erklang das Diadem ein zweites Mal, und der Laut fiel zu einem dumpfen, vibrierenden Jucken ab.
Aleytys drängte sich gegen Stavver, schob ihn vor sich her … Er konnte sich nach wie vor bewegen, schien aber jeden Funken intelligenter Kontrolle über seinen Körper verloren zu haben. Sie mühte sich mit der unhandlichen menschlichen Marionette ab, bugsierte ihn um die Ecke, an der gebeugten, erstarrten Gestalt des alten Karsk vorbei. Die Luft war dick wie Gelatine. Es fiel schwer zu atmen, schwer zu denken, aber sie bekämpfte diese neue Last, eine ungewollte Addition
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